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Historischer Unimog 401 von 1956 in Schwalefeld restauriert

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Historischer Unimog 401 von 1956 in Schwalefeld restauriert

historischer unimog 401 von 1956 in schwalefeld restauriert

Zwei Winter lang hat Karl-Wilhelm Becker an seinem Unimog 401 gearbeitet.

Ein Traum war der Unimog – und zwar einer, der mit viel Aufwand restauriert wurde. In Schwalefeld ist ein Stück aus „Wirtschaftswunder“-Zeiten unterwegs.

Willingen-Schwalefeld – Auch wenn der Motor kraftvoll brummt: Der Unimog kommt auf dem leicht ansteigenden Weg sehr langsam voran. 2,8 Tonnen mit 25 PS zu bewegen, ist eine Leistung. Sobald er die Kuppe überwunden hat, nimmt er Tempo auf. Die Schaltung erfordert etwas Übung, doch die besitzt Karl-Wilhelm Becker: Der Schwalefelder hat den Unimog 401 von 1956 vor 21 Jahren gekauft und restauriert. Am Ende der rund 2,5 Kilometer langen Fahrt ist der im Fahrerhaus verbaute Kühlwasserbehälter wohlig warm. Im Winter ersetze er die Heizung. „So ein Unimog war immer ein Traum“, hält Becker fest.

Über das Internet stieß er auf das Fahrzeug: Der Unimog 401 war die zweite Modellreihe des „Universalmotorgeräts“, nachdem Mercedes-Benz die Produktion übernommen hatte. Als Becker ihn sich in Weil der Stadt bei Stuttgart anschaute, sprang er sofort an. In Schwalefeld regte sich nichts mehr, er musste vom Anhänger gezogen werden. „Er kam praktisch als Schrottklumpen an“, hält Becker fest. Freunde und Nachbarn belächelten die Restaurierungspläne.

historischer unimog 401 von 1956 in schwalefeld restauriert

Bis aufs Fahrgestell baute Karl-Wilhelm Becker seinen Unimog zurück, um ihn zu restaurieren.

In der kalten Jahreszeit konnte der Busfahrer Arbeit in seinen Fund stecken – zwei Winter brauchte er. Zuerst hatte er ihn komplett auseinandergebaut, am Ende stand das Fahrgestell alleine da. Stück für Stück baute er ihn wieder auf – in Ordnung war nichts mehr. Bremsen und Kupplung konnte er als gelernter Kfz-Mechaniker erneuern, das Getriebe musste neu angeschafft werden. Den Motor überholte eine Fachfirma. Alle elektrischen Leitungen mussten erneuert werden, Pritsche und Bordwände ebenso. Faltdach und Steckscheiben fehlten ganz, auch die Sitze ersetzte Becker. Bord-Instrumente und Scheibenwischer sind Ersatzteile – die seien gut zu kriegen.

Den Moment, als er letztlich erstmals mit seinem Unimog durch den verschneiten Ort fuhr, werde er nie vergessen. Er rüstete weiter nach: So baute er nach Vorlage eine Heckklappe, die mehr Geräten Platz bot – hinten lässt sich etwa eine Säge oder ein Spaltgerät anschließen. Vorne montierte Becker eine originale Seilwinde, wie sie etwa zum Aufstellen von Telegrafenmasten verwendet wurde.

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Die Seilwinde rüstete Karl-Wilhelm Becker nach – die Winkerarme sind noch original.

Das zeigt ein wenig von der Vielseitigkeit, die den Unimog auszeichnet. Er sei für sämtliche Arbeiten im Wald und auf dem Acker geeignet. Im Vergleich zu einem Trecker sei er etwas unbeweglich, doch dank Allrad für jedes Gelände tauglich.

Zur Geschichte hat Becker viel zusammengetragen: Unimog-Planer Albert Friedrich hatte im Krieg noch Flugzeugmotoren entwickelt, machte sich aber schon Gedanken um landwirtschaftliche Geräte. 1945 griff er diese wieder auf, schon im Herbst gab es Pläne. Ingenieure und Landwirte fanden sich zusammen: ein Fahrzeug, dessen Achsen und Gewichtsverteilung für Straße wie Gelände geeignet sind, das alles zwischen 3 und 50 km/h fahren kann, das eine Ladefläche sowie Anbau- und Anschlussmöglichkeiten für Geräte bietet – und mit einer Spurbreite von 1270 Millimeter zwei Kartoffelreihen entsprach.

historischer unimog 401 von 1956 in schwalefeld restauriert

Die amerikanische Militärregierung gab rasch ihre Zustimmung und der Unimog entstand schnell, obwohl es praktisch keine Zulieferindustrie gab. Wichtig war, ihn als Ackerschlepper klassifizieren zu lassen – so war die Idee vorgetragen worden; auch für Steuern, Versicherungen und günstigen Diesel war das wichtig. Nun war das Fahrzeug kein Ackerschlepper – aber auch kein Lastwagen. Ingenieur Hans Zabel hatte den Einfall, es als Universalmotorgerät vorzustellen – kurz Unimog. Letztlich galt er als „Sonderfahrzeug“ und genoss die Vorteile. 1948 kam er auf den Markt.

Hatten Modelle wie der 401 – der erste mit Mercedes-Stern, nachdem der ursprüngliche Produzent Boehringer der Nachfrage nicht hinterherkam – noch einen Fokus auf die Landwirtschaft, kamen im Laufe der Jahrzehnte neue, größere Modellreihen hinzu, die etwa bei Kommunen, Feuerwehren und Militär Anklang fanden.

Karl-Wilhelm Beckers Unimog hingegen ist nun im Ruhestand: Er hat ihn nach Jahren der Waldarbeit noch mal zurechtgemacht, und bietet den Schwalefeldern so einen schönen Anblick. (wf)

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