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Grünwalder können SUVs gut abbremsen - Gemeinderat erklärt sein Statement

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Der Grünwalder Marktplatz gehört zu den wenigen Stellen in Grünwald, wo nicht 30, sondern 50 Stundenkilometer gefahren werden dürfen.

Grünwalder können SUVs gut abbremsen – Gemeinderat erklärt sein Statement

Dass die Grünwalder und ihre Autos keine 30 km/h fahren können, das hat Gemeinderat Thomas Lindbüchl scherzhaft gemeint. Seine Aussage dahinter war eine andere.

Grünwald – In Grünwald gilt beinahe für das gesamte Ortsgebiet Tempo 30, rund 95 des Straßennetzes sind seit 15 Jahren auf diese Weise geregelt. Nur auf fünf Sammelstraßen darf schneller gefahren werden. Um diesen Rest ging es jetzt im Gemeinderat. Dabei sorgte eine humorvoll gemeinte Äußerung von Thomas Lindbüchl (CSU) mittlerweile bundesweit für Aufmerksamkeit, wonach die Autos in Grünwald „von einer Größe sind, dass ich gar nicht 30 fahren kann, wenn ich aufs Gaspedal komme.“ Das war witzig gemeint. Natürlich können die dicken Schlitten langsamer fahren; Thomas Lindbüchl zweifelt viel mehr am Willen vieler Fahrer, und deswegen seien weitere Tempolimits auch nicht hilfreich.

Wie langsam man mit SUVs fahren kann

In der Medienberichterstattung stand landauf landab zu lesen, dass diese Aussage des CSU-lers den Gemeinderat dazu bewogen habe, Tempo 30 in Grünwald generell nicht einzuführen. Denn es sei schlichtweg unmöglich, mit den dicken Schlitten so langsam zu fahren. In der Sitzung war ein solcher Zusammenhang jedoch nicht zu erkennen. Der etwas verspätete Faschingsscherz wurde in der Sitzung stattdessen mit Humor aufgenommen.

Antrag auf der Bürgerversammlung: Generelles Tempolimit

Ein Antrag aus der Bürgerversammlung, generelles Tempolimit auf Grünwalds Straßen einzuführen, war die Grundlage für die 45-minütige Debatte. Aus Sicht der Verwaltung kommt eine solche Regelung nicht in Betracht, weil eine gesetzliche Grundlage dafür in der Straßenverkehrsordnung fehle. Die Tempo-30-Zonen seien nur für weniger befahrene Straßen zulässig. Nicht aber auf Sammelstraßen wie der Dr.-Max-, Robert-Koch, Gabriel-von-Seidl-Straße. Hier sind nur Einschränkungen möglich, wenn konkret die Sicherheit eine Rolle spielt wie vor der Grundschule oder neben dem Freizeitpark. Diese Einschätzung blieb nicht unwidersprochen.

Thema beschäftigt schon seit über 20 Jahren

Achim Zeppenfeld (SPD) hat sich die Mühe gemacht die Protokolle früherer Gemeinderatssitzungen zu durchforsten. Dabei hat er herausgefunden, dass sich schon die einstigen SPD-Gemeinderätinnen Renate Nöbel und Christa Okroy 2002 für Tempo-30-Zonen im Gemeindegebiet eingesetzt haben. „Das Thema beschäftigt uns also schon über 20 Jahre.“ Zumindest die Anwohner der restlichen Sammelstraßen mit Tempo 50 brenne das Thema weiter auf den Nägeln. Er stellte den Antrag, das Planungsbüro Lang und Burkhardt zu beauftragen. Die Fachplaner hatten bereits die ursprünglichen Planungen für Tempo 30 in Grünwald ausgearbeitet und sollten jetzt prüfen, welche Verbesserungen im rechtlichen Rahmen möglich sind.

Verkehr in der Zwischenzeit dichter geworden

Die Straßenverkehrsordnung empfindet Ingrid Reinhart-Maier (Grüne) als sehr einengend. Der Verkehr sei mit den Jahren dichter geworden, mehr Menschen wohnen an den Straßen und da sei eine verkehrsberuhigende Maßnahme wichtig. Für Oliver Schmidt (PBG) ist das Hauptproblem der Sammelstraßen, dass sie zum Schnellfahren verleiten. Er wohnt an einer Straße, wo die Tieflader im Moment mit 50 bis 60 km/h vorbeirauschen. Nach seinem Dafürhalten müsse da etwas unternommen und nachgebessert werden, alles andere grenze an grobe Fahrlässigkeit. Ihm ging es um konkrete Gefahrenlagen.

Der Urplan von Grünwald

Robert Zettel (CSU) erinnerte an den „Urplan von Grünwald“, auf dem bereits die Sammelstraßen verzeichnet gewesen seien. Würde man auf sie verzichten, suche sich der Verkehr einen anderen Weg. Der Verkehr dringe in Gebiete ein, die bis jetzt kaum belastet seien. Den Schlussakkord der Debatte setzte dann Thomas Lindbüchl (CSU) mit seiner launigen Aussage, dass die Grünwalder diese Schilder im Prinzip nicht besonders interessieren. In der 30er-Zone werde 50 gefahren. Nur parkende Autos würden den Fahrdrang in der Isartalgemeinde einbremsen. Lindbüchl kenne seine Mitbürger und die Autos, die für Tempo 30 untauglich seien. Achtung Ironie! Der Gemeinderat, der auch Vorsitzender der Freunde Grünwalds ist, fügte als Pointe hinzu, dass er selbst mit seinem Auto schon Probleme habe, die 30 zu fahren. Seine Kollegen im Sitzungssaal nahmen den Beitrag mit Humor.

Antrag für einen Testversuch gestellt

Ein generelles Tempolimit auf 30 km/h, das wird es vorerst in Grünwald nicht geben, darauf einigten sich die Mandatsträger. Achim Zeppenfeld stellte im Nachgang zur Sitzung den Antrag, einen Verkehrsversuch in der Kaiser-Ludwig- und Gabriel-von-Seidl-Straße durchzuführen. Auf der ganzen Strecke solle testweise die Höchstgeschwindigkeit von 50 auf 30 km/h reduziert werden.

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