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Elektro-Autos unter Tage: K+S testet Akku-Fahrzeuge in Grube Hattorf-Wintershall

Elektro-Autos unter Tage: K+S testet Akku-Fahrzeuge in Grube Hattorf-Wintershall

Der Düngemittel- und Salzproduzent K+S testet den Einsatz von Elektromobilität in seinen deutschen Bergwerken.

Philippsthal/Heringen – Neben der Alltagstauglichkeit und der Reichweite der Fahrzeuge werden derzeit in der Grube Hattorf-Wintershall des Verbundwerks Werra auch die Eignung der Ladeinfrastruktur und die Sicherheit unter Tage geprüft. Langfristig sollen in allen Bergwerken von K+S Elektrofahrzeuge die bisher dieselgetriebenen Fahrzeuge ersetzen.

„Ein elektrischer Fahrzeugbetrieb in einem Bergwerk hat besondere Herausforderungen“, erklärt Lars Rickfelder, Leiter Technik unter Tage im Zentralbereich Bergbau von K+S. Wegen hohen Umgebungstemperaturen bis 50 Grad Celsius, unebenen Fahrwegen und großen Steigungen müssen alle Fahrzeuge geländegängig sein, was sich auch auf den Stromverbrauch niederschlage.

Dabei sind viele der Geländewagen und Pick-ups ganztägig im Mehrschichtbetrieb unterwegs und legen bis zu 100 Kilometer pro Schicht zurück. Geladen werden können sie immer nur kurzzeitig zwischendurch, wobei nicht überall Lademöglichkeiten zur Verfügung stehen.

elektro-autos unter tage: k+s testet akku-fahrzeuge in grube hattorf-wintershallFoto © K+S

Mit dem aktuellen Projekt werden die bisherigen vereinzelten Tests von Elektrofahrzeugen in den deutschen K+S-Bergwerken zusammengeführt. Zur elektrischen Kleinflotte für Handwerker und Revieraufsichten gehören laut K+S sechs Pick-ups auf der Basis eines bewährten Geländewagens. Anstelle des Dieselmotors hat ein Automobilzulieferer eine Hochvoltbatterie, die nötige Ladelektronik und einen Elektromotor verbaut. Das Aggregat verfügt laut Hersteller über knapp 120 PS Maximalleistung und eine Reichweite von etwa 110 Kilometern.

Auch ein serienmäßiger vollelektrischer Kleintransporter für acht Passagiere ist im Einsatz. Für die dieselgetriebenen Geländewagen und Pick-ups gebe es derzeit noch keinen serienmäßigen elektrischen Ersatz. In den vergangenen Jahren wurden Modelle mit emissionsarmen Dieselmotoren angeschafft, um den Schadstoffausstoß zu reduzieren. Inzwischen haben aber die ersten Hersteller angekündigt, ihre Geländewagen ab 2023 nicht mehr mit Dieselmotor zu vertreiben. „Aufgrund des von der EU beschlossenen Verbots von Verbrennungsmotoren werden langfristig ohnehin keine Fahrzeuge mit Dieselmotor mehr verfügbar sein – der Umstieg auf Elektrofahrzeuge muss auch in den Gruben kommen, und das müssen wir gut vorbereiten“, sagt Rickfelder. Wichtige Aspekte seien dabei neben der Alltagstauglichkeit und der Reichweite der Fahrzeuge auch eine geeignete Ladeinfrastruktur und die Sicherheit in der Grube.

Um die stromhungrigen Akkus zügig laden zu können, wurde laut Sebastian Hühne, Leiter technischer Stab der Grube Hattorf-Wintershall, eigens ein separates 400-Volt-Ladestromnetz eingerichtet. Da die Fahrzeuge während der Schicht in der Grube unterwegs sind, bleibt zu Laden nur der Schichtwechsel, um die Akkus zu laden. Das sei machbar, wie die bisherigen Erfahrungen zeigen, wobei die Herausforderung bei langfristig mehr als 300 Akku-Autos in der Grube steigen wird. Bereits jetzt lassen sich durch die eingesetzte intelligente Ladetechnologie die Ladevorgänge an den derzeit zwölf Ladeboxen per Computer überwachen, steuern und statistisch analysieren.

Herausforderung für den Brandschutz – Mitarbeiter werden geschult

„Der Betrieb von Elektrofahrzeugen stellt auch die Grubenwehren vor neue Herausforderungen“, berichtet Patrick Kniest, Leiter Grubenwehrrettungswesen und Brandschutz der Grube Hattorf-Wintershall. Das Risiko eines Brandes bei Elektrofahrzeugen sei zwar grundsätzlich niedriger als bei Autos mit Verbrennungsmotor, aber das Brandverhalten unterscheide sich. Die Grubenwehr werde deshalb durch Übungen und mit spezieller Ausrüstung auf einen möglichen Einsatz mit brennenden Elektrofahrzeugen vorbereitet.

Auch die Mitarbeiter müssen für die Einführung der E-Mobilität in der Grube geschult werden. Derzeit übernimmt noch der Fahrzeughersteller alle notwendigen Arbeiten. „Langfristig sollen die E-Fahrzeuge natürlich durch unsere eigenen Mitarbeiter gewartet und repariert werden. Dafür müssen die Kollegen entsprechend weitergebildet werden“, sagt der Leiter des technischen Stabs, Sebastian Hühne.

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