- Wille des Volkes bei Bedarf
- Ja, Probleme gibt es
- Es kann ja nicht sein, dass…
- Weniger Parkraum
- Das große Problem wird ignoriert
E-Scooter-Verbot: Könnte man bitte das größere Problem angehen?
Wille des Volkes bei Bedarf
Nun können sich Verbots-Befürworter*innen auf den “Willen des Volkes” berufen, der in Paris das Aus für Leih-E-Scooter gefordert hat. Wie hoch war noch mal die Wahlbeteiligung? 7,46 Prozent. Das entspricht in etwa der Beteiligung bei einem Volksbegehren – auf den Willen dieses Volkes wird nur üblicherweise gepfiffen.
Ja, Probleme gibt es
E-Scooter gelten als Inbegriff für die Mikromobilität, also die Menge kleiner Fahrzeuge für kurze bis mittellange Wege, die ohne Verbrennungsmotoren auskommen und damit das Leben in Städten verbessern sollen. Natürlich gibt es damit Probleme. In Österreich steigen etwa die Unfallzahlen, falsch geparkte E-Scooter blockieren den Gehsteig, für sehbeeinträchtigte Menschen werden sie zur Stolperfalle, nur 2 Prozent fahren mit Helm. Besonders klimafreundlich sind Leih-Geräte auch nicht, weil sie oft Fußmärsche ersetzen und schon nach ein bis 2 Jahren ausgetauscht werden müssen. Sehr liebevoll geht man mit ihnen nicht um.
Herumliegen lassen ist nicht okay
Es kann ja nicht sein, dass…
Weniger Parkraum
Abstellzonen einzurichten, ist auch eine gute Idee. Geofencing zu betreiben, um Nutzer*innen an genau definierten Stellen automatisch langsamer fahren zu lassen – etwa in Fußgängerzonen – ist auch nicht schlecht. Nutzer*innen mit Freiminuten zu belohnen, wenn sie ihren Leih-E-Scooter richtig abgestellt haben, ist wahrscheinlich das beste. Nur muss Infrastruktur für Abstellzonen geschaffen werden, außerhalb davon sollen sie immerhin am Parkstreifen abgestellt werden.
Es wird also weniger Platz für Autos geben. Auf die Reaktionen von Autofahrer*innen darf man gespannt sein. Sie sind mengenmäßig klar überlegen und wähnen sich als Herscher*innen über den öffentlichen Raum. Der Pkw-Bestand steigt seit Jahren, als gäbe es keine Klimakrise. 725.000 Autos gibt es derzeit in Wien, 4.500 E-Scooter. Es gibt also 11.277 Mal so viele Autos wie E-Scooter in der Stadt. Bei Durchschnittsgewichten von 1.400 vs. 20 Kilogramm ergibt das eine Masse von 1.015.000 Tonnen gegenüber 90 Tonnen. Die Makromobilität zerquetscht die Mikromobilität mit Leichtigkeit.
Auf diesen großen gelben Balken sollte man schauen! Und am besten nicht nur schauen, sondern etwas dagegen tun
Das große Problem wird ignoriert
Der E-Auto-Anteil in Wien liegt bei 0,5 Prozent. Ein Verbrenner-Verbot lehnt ein großer Teil der Bevölkerung ab. Der Verkehrssektor ist der einzige, dessen Emissionen seit 1990 stark steigen, während sie bei Energie, Industrie, Abfall, Landwirtschaft und Gebäuden gesunken sind. Der Bundeskanzler wälzt E-Fuel-Fantasien, die ökologisch und ökonomisch absurd sind. Aber über ein Verbot von E-Scootern soll man nachdenken?
Bei den Nutzungsmotiven von E-Scootern steht Spaß vor Alternative zum Gehen. Es geht also um Spaß und Bequemlichkeit. Warum auch nicht, wenn man rücksichtsvoll fährt und das Ding nicht mitten am Gehsteig umschmeißt. Natürlich wäre zu Fuß gehen, Öffi-Fahren oder Radfahren günstiger und gesünder… aber sag das mal jenen Autofahrer*innen, die in ihrer Road Rage jene Leute am liebsten umbringen wollen, die sich aus Protest gegen die Nachlässigkeit beim Klimaschutz auf die Straßen kleben.