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E-Autos im „Tal der Tränen": Elite-Forscher macht krasse Ansage

Die Förderpraxis der Elektromobilität in Deutschland lässt zu wünschen übrig.

Professor Markus Lienkamp von der TU München gehört zu den führenden Experten im Bereich der Elektromobilität und des autonomen Fahrens. Im Vorfeld einer Batterietagung in Münster hat sich Lienkamp jetzt zu den Zukunftschancen des E-Autos geäußert. Sein Urteil im Interview mit elektroauto-news.net fällt dabei positiv aus. Die Situation der Forschung in Deutschland schätzt er allerdings weniger rosig ein.

Dem Elektroauto gehört die Zukunft

Markus Lienkamp ist überzeugt, dass Elektroautos in den kommenden Jahren immer effizienter und günstiger werden. Im Jahr 2027 werde die Preisparität zum Verbrenner erreicht sein. Das gelte mit Blick auf die Vollkosten zwar schon heute, werde dann aber auch auf den reinen Kaufpreis des Autos zutreffen. Spätestens dann, so der Experte, werde dies auch vom Verbraucher honoriert. Schon 2030, so seine Einschätzung, werden Elektroautos in der EU und auch in China 50 Prozent aller Neuzulassungen ausmachen. In Amerika gehe es etwas langsamer voran.

Als einen Schlüssel des Erfolgs sieht Lienkamp die wachsenden Reichweiten der E-Fahrzeuge. Verbesserungen bei der Aerodynamik und beim Wirkungsgrad des Elektroantriebs würden dabei ebenso eine Rolle spielen wie die sich ständig verbessernde Batterietechnologie. Lienkamp geht davon aus, dass der Lithium-Eisenphosphat-Akku (LFP) im Massenmarkt durch die Natrium-Ionen-Technologie ersetzt wird. „Der LFP-Trend wird nur kurzfristig sein“, prognostiziert er. Natrium-Ionen-Batterien seien „bei gleichen oder besseren Eigenschaften“ letztlich billiger. Als führende Nation bei der Entwicklung sieht er China, aber auch in Europa gebe es mit dem schwedischen Unternehmen Northvolt einen Player, der am Markt mithalten könne.

Will die deutsche Regierung das Auto nicht mehr fördern?

Die Situation in Deutschland schätzt Lienkamp kritisch ein. „Alle in der Forschung sind sehr unglücklich“, sagt er. Die Gelder für die Batterie-Forschung seien zuletzt massiv gekürzt worden. Das sei „ein Schock“ für alle gewesen und führe dazu, dass die Investoren großer Versuchseinrichtungen um ihre Aufträge bangen. Man könne derzeit fast den Eindruck gewinnen, so Lienkamp, als wenn die aktuelle Bundesregierung „prinzipiell die Forschung für das Auto nicht mehr fördern will“. Die deutsche E-Mobilitätsbranche leide, während der Rest der Welt Fahrt aufnehme. „Wir sind im klassischen Tal der Tränen“, stellt Lienkamp fest.

Nach Meinung des TU-Professors wird es ein bis zwei Jahre dauern, bis die Industrie die ausbleibenden Forschungsgelder kompensiert hat. Gerade im schleppenden Verkauf deutscher E-Autos sieht er aber auch einen Vorteil. Die Autobauer würden mit ihren Verbrennern „Traumgewinne“ machen, die sie in die Elektrifizierung stecken könnten. Das werde sich „spätestens ab 2030 auszahlen“.

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