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Tölzer erkunden mit dem Rad Europas Geschichte

Reisebericht

Tölzer erkunden mit dem Rad Europas Geschichte

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Ein eingespieltes Team auf zwei Rädern: Sebastian König (re.) mit seinem Cousin Andreas Bär vor dem Triumphbogen in Paris.

Mehr über die europäische Geschichte zu erfahren, das ist eines der Ziele der Radreisen von Sebastian König. Heuer radelte er an die Normandie, um sich mit dem Zweiten Weltkrieg zu befassen.

Bad Tölz – Das Ziel hatten sich Sebastian König (40) und sein Cousin Andreas Bär schon im vergangenen Jahr vorgenommen als „Fortsetzung“ ihrer Radtour durch Polen und Tschechien. Der Kern der Reise 2022 war die Erkundung der eigenen Familiengeschichte, denn ein Teil der Großeltern stammte aus Böhmen und Mähren und wurde im Zweiten Weltkrieg vertrieben. „Mit der Tour in die Normandie wollten wir uns mit dem D-Day beschäftigen und damit, wie es war, als die Alliierten in Frankreich anlandeten und eine zweite Front gegen das Dritte Reich im Westen eröffneten“, sagt König.

Radtour in die Normandie in 12 Tagen

Zwölf Tage hatten die beiden Männer im August für die Tour Zeit. Mit dem französischen Schnellzug TGV ging es von Straßbourg nach Bordeaux. Dort begann dann die Tour auf den Radfernwegen „EuroVelo“ eins und vier. Täglich schafften sie – mit normalen Fahrrädern – ein Pensum von 130 Kilometern, einmal sogar 175. Über Nantes und Rennes ging es in die Bretagne zum Mont St. Michel, dann in die Normandie und zum Schluss nach Paris. Insgesamt legten sie 1150 Kilometer im Sattel zurück.

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Sebastian König schwärmt von den Radwegen in Frankreich. Dieses Bild stammt aus Paris, wo es in der ganzen Stadt gut angelegte Fahrradwege gibt

„Radwege in Frankreich sind ein Paradies“, schwärmt König. Der Tölzer unterrichtet unter anderem Sport am Max-Rill-Gymnasium in Reichersbeuern, ist dort Tagesheim-Koordinator und übernimmt die Betreuung im Internat. Radfahren ist Königs Leidenschaft, und dabei zieht er auch gerne Vergleiche. In Frankreich seien die Wege bestens ausgebaut. „Man fährt nur selten entlang einer Hauptverkehrsader.“ Sogar in Paris sei Radfahren kein Problem. „Es gibt bestens angelegte Radwege mit klaren Abgrenzungen und keine Rivalitäten mit Fußgängern und Autofahrern. Überall wird man als Radfahrer akzeptiert und es gibt kein Gehupe wie hier in Deutschland.“

Ende des 2. Weltkriegs in der Normandie präsent

Leider war das Wetter Anfang August oft schlecht. Übernachtet wurde nur einmal im Zelt, ansonsten gönnten sich die beiden unterwegs Hotels. In der Normandie nahmen sie sich viel Zeit für die Besichtigungen. „Es waren erstaunlich viele Besucher, auch jüngere, in den Museen und auf den Kriegsgräberfriedhöfen“, berichtet König. In vielen Dörfern gebe es lokale Museen, und immer wieder sehe man in den Gärten der Häuser nicht nur die französische, sondern auch die amerikanische Flagge wehen. Das Ende des Zweiten Weltkriegs sei dort noch sehr präsent. Als Deutsche würde man „sehr wohlwollend aufgenommen“, berichtet der Tölzer. Der Friedhof mit den deutschen Gefallenen sei sehr gepflegt. Die vielen Gräber aus so vielen Nationen zu sehen, gehe unter die Haut.

Die beiden Männer sahen auch die Bunker von damals und waren am „Omaha-Beach“, also jenem Abschnitt, an dem damals die Alliierten anlandeten. Das habe sie berührt. „Wie wichtig Frieden ist, wird einem dort noch mal auf ganz besondere Weise bewusst“, sagt König mit Blick auf Russlands Angriffskrieg auf die Ukraine. Manchmal hätten sich die beiden Cousins auch gedacht: „Wie wäre es wohl weitergegangen, wenn der Plan der Alliierten damals schief gegangen wäre?“

Tölzer möchte andere für Fahrradreisen motivieren

Auf dem letzten Stück nach Paris sahen sie dann schon die Großbaustellen für die Olympischen Sommerspiele im kommenden Jahr. Von der Metropole ging es dann mit dem Flixbus zurück nach Straßburg. „Das musste man rechtzeitig wegen den Rädern buchen, aber ansonsten war in Frankreich mit Rädern alles sehr unkompliziert.“ Mit seinen Reiseschilderungen möchte der Tölzer auch andere motivieren, die Welt mit dem Rad „in einem guten Tempo“ zu erkunden. Der zweifache Familienvater radelte schon von Tölz nach Estland, Dänemark, Rom und Istanbul. „Man bekommt so auch ein besseres Gefühl für Europa, die Länder, die Kulturen und das Klima“, sagt der 40-Jährige und meint augenzwinkernd: „Und man erkennt, wie anstrengend es für die Römer und andere Völker gewesen sein muss, quer durch Europa zu marschieren.“

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