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Nach E-Auto-Schock: Autobauer sollen Wende jetzt selbst stemmen

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Viele Menschen scheuen vor dem Kauf eines Elektroautos zurück.

Das Interesse an Elektroautos ist in Deutschland derzeit gering. Nur zwölf Prozent der neu zugelassenen Fahrzeuge hatten im März 2024 einen vollelektrischen Antrieb. Ein Jahr zuvor waren es noch 16 Prozent. Das erklärte Ziel der Bundesregierung, dass 2030 bereits 15 Millionen Elektroautos über hiesige Straßen rollen, rückt damit weiter in die Ferne. Das Kraftfahrt-Bundesamt bezifferte die Gesamtzahl der Stromer im Januar auf gut 1,4 Millionen. Rechnerisch müssten also mehr als 160.000 Elektroautos im Monat dazukommen, um das Ziel bis Ende 2030 zu erreichen. Im März waren es 31.000. Die Diskrepanz ist deutlich.

Die Gründe für den schwächelnden Absatz sind vielfältig. Immer wieder genannt werden zu hohe Preise für Fahrzeuge mit Elektroantrieb sowie Schwächen in der Ladeinfrastruktur. Das Minus bei den Anmeldungen im Vergleich zum Vorjahr macht aber auch deutlich: Das überraschende Aus bei der staatlichen Förderung hat dazu geführt, dass sich viele Menschen vom Elektroauto abwenden. Dabei dürfte nicht nur das Geld eine Rolle spielen, denn viele Autobauer versuchen, mit Nachlässen gegenzusteuern. Es ist Vertrauen in die Elektromobilität verloren gegangen.

Verkehrsminister besteht auf Kampf der Technologien am Markt 

Bundesverkehrsminister Volker Wissing erklärte vor wenigen Tagen in einem Interview im ZDF-Morgenmagazin, das 15-Millionen-Ziel sei „sehr ehrgeizig“. Kippen wollte er es aber nicht. Nach den Worten des FDP-Politikers müsse der Aufbau der Ladeinfrastruktur beschleunigt werden, wobei Deutschland hier gerade im Vergleich zu den anderen EU-Staaten bereits auf einem guten Weg sei. Der Schlüssel des Erfolgs liegt für Wissing in der Technologieoffenheit. „Wir müssen dafür sorgen“, so Wissing, „dass auch andere klimaneutrale Antriebe wie Wasserstoff und auch synthetische Kraftstoffe im Verbrennungsmotor marktfähig werden.“ Was es in der EU brauche, sei „eine Trendwende in der Regulierungspolitik“.

Die Streichung des Umweltbonus, die Ende 2023 auch für Privatleute erfolgt war, sieht Wissing trotz des Rückgangs bei den Stromer-Anmeldungen nicht als Fehler. Es sei ohnehin keine Lösung, „dauerhaft mit Subventionen einen Markt zu schaffen“. Wissing forderte: „Wir müssen dafür sorgen, dass der Automobilmarkt marktwirtschaftlich aus sich heraus funktioniert.“ Die Möglichkeiten des Staates seien hier begrenzt. „Wir können ja nicht den Menschen die Steuern erhöhen und dafür Autos runter-subventionieren.“ Letztlich sei es die Sache der Hersteller, den Kunden attraktive Preisangebote zu machen.

Verspielt die Politik das Vertrauen in die Elektromobilität?

Gerade das Plädoyer des Verkehrsministers für E-Fuels ist umstritten. Der ADAC verweist unter anderem auf den schlechten Wirkungsgrad, die mangelnde Verfügbarkeit und viel zu hohe Kosten. Constantin Gall, Leiter Mobility bei der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft EY, sieht laut tagessschau.de zudem ein mögliches Glaubwürdigkeitsproblem. Wenn die Politik nicht mehr voll hinter der Elektromobilität stehe und diese Technologie nicht fördere, wachse auch bei den potenziellen Käufern der Zweifel.

Für die deutsche Automobilindustrie bringt der schwächelnde Absatz von Elektroautos mehrere Probleme mit sich. Die Milliarden-Investitionen in neue E-Plattformen rentieren sich damit weit langsamer als gedacht. Zugleich drohen hohe Strafzahlungen durch die EU, weil die EU-Grenzwerte beim CO₂-Ausstoß verfehlt werden könnten. Auch die wachsenden Billig-Importe aus China dürften sich auf Dauer als problematisch erweisen.

Für VDA-Chefin Hildegard Müller ist gerade in diesem Punkt die Politik gefragt. Sie betonte im RBB: „Wir brauchen Handelsabkommen, wir brauchen bezahlbare Energie, wir brauchen Rohstoffabkommen.“ Sonst drohe die deutsche Industrie ins Abseits zu geraten. Das Ende der Umweltprämie wird ihrer Ansicht nach 2024 zu einem massiven Rückgang bei den E-Auto-Neuzulassungen führen. Der Verband rechne mit einem Minus von 14 Prozent im Vergleich zu 2023.

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