Der Automobil-Weltverband FIA hat in der Formel 1 seit 2021 eine Budgetobergrenze eingezogen. Auch für die Formel E wurde das eingeführt. In der Rallye-Weltmeisterschaft gibt es das nicht. Die Testfahrten sind eingeschränkt, aber ansonsten können Toyota, Hyundai und M-Sport Ford praktisch so viel investieren wie sie wollen.
Der WRC-Promoter findet allerdings, dass die Kosten etwas aus dem Ruder gelaufen sind. Der Aufwand für ein Rally1 Hybrid-Auto beläuft sich auf rund eine Million Euro. Rally2-Autos sind mit rund 200.000 Euro begrenzt.
Nun liegt die Idee einer Budgetobergrenze auf dem Tisch. Sie ist Teil der Gespräche für die langfristige Zukunft der WRC. Denn es besteht die Intention, weitere Hersteller ins Boot zu holen, damit mindestens vier Marken am Start sind.
“Das ist momentan laufende Arbeit”, sagt WRC-Sportdirektor Peter Thul gegenüber ‘Motorsport.com’. “Ich kann mich erinnern, als es eine Kostenschätzung für die aktuellen Autos gab. Ich kann die Zahl nicht nennen, aber wir entfernen uns davon in die falsche Richtung.”
“Okay, dieser Sport wird von Ingenieuren vorangetrieben. Und die Ingenieure wollen schnellere Autos haben. Aber ein Budgetdeckel ist super wichtig. Wir müssen die Kosten reduzieren. Die Rally1-Teamchefs müssen zu ihren Vorständen und die Kosten rechtfertigen.”
“Ich finde, es macht für die Hersteller mehr Sinn, wenn sie das Geld für Marketing ausgeben anstatt für einen verrückten Kolben oder was auch immer, wo man zehn Gramm Gewicht spart”, sagt Mestelan Pinon ‘Motorsport.com’.
Thierry Neuville
Die Rally1-Autos werden kontinuierlich teurer
Foto: Motorsport Images
“Ich bin überzeugt, dass wenn wir die Kosten der Technologie reduzieren können, dann macht das Sinn. Weil die Marken dann mehr Möglichkeiten zur Aktivierung [von Fans] haben. Es wäre gut für sie und gut für die Meisterschaft.”
“Ich bin überzeugt, dass das eine gute Möglichkeit wäre. Das ist für die Formel 1 und die Formel E relevant. Es liegt auf dem Tisch, wenn jeder zustimmt, dass es Sinn machen würde.” Wann eine mögliche Budgetobergrenze eingeführt werden könnte, ist derzeit nicht bekannt.
Es werden verschiedene Ideen diskutiert
In der Rally2 gibt es für die Autos eine technische Budgetobergrenze, die bislang in der Praxis funktioniert. Hyundai-Teamchef Cyril Abiteboul sieht einen Kostendeckel positiv, denn es wäre für die Marken vorteilhaft und könnte auch neue Hersteller in den Sport bringen.
“Man kann die Kosten kontrollieren und dann sehen, wie man zusätzlichen Wert generiert. Es geht schließlich um das Return on Investment. Das wird mit verschiedenen Sportarten verglichen, die für Hersteller infrage kommen.”
“Es gibt den Budgetdeckel in der Formel 1, im Langstreckensport und in der Formel E. Also warum nicht auch hier?”, fragt Abiteboul. “Brauchen wir wirklich ausgeklügelte Aerodynamik? Ich liebe Aero, aber lassen wir sie dort, wo sie hingehört – in der Formel 1.”
“Ich finde, wir müssen einen Weg finden, damit die Autos spektakulär aussehen. Aber schauen sie mit den großen Flügeln wirklich spektakulär aus? Ich bin nicht überzeugt. Wählen wir einen frischen Ansatz”, meint der ehemalige Renault-Teamchef in der Formel 1.
“Ich bin sehr dafür, dass wir elektrische Technologien haben. Dass ein Auto in bestimmten Situationen komplett elektrisch fahren kann. Aber mit einem Hybrid werden wir das nicht erreichen. Hybrid ist nicht das, was wir brauchen.”
Überwachung einer Budgetobergrenze ist teuer
Ott Tänak
Eingespartes Geld bei den Autos soll für Marketing ausgegeben werden
“Ich denke nicht, dass ein Kostendeckel unbedingt helfen würde. Die Frage ist, wie wir die Autos prinzipiell billiger machen können”, findet der ehemalige Rallye-Rennfahrer. Die Programme von Toyota und Hyundai sind gut finanziert.
M-Sport arbeitet mit dem geringsten Budget. “Mein Bedenken bezüglich einer Budgetobergrenze ist”, sagt M-Sport-Teamchef Richard Millener, “dass die Budgetobergrenze selbst sehr teuer ist. Ich habe mit einigen Formel-1-Leuten gesprochen.”
“Die Regulierung und Kontrolle der Obergrenze ist sehr teuer. Wenn man mir garantieren würde, dass damit zwei Hersteller einsteigen würden, dann würde ich darüber nachdenken. Aber ich glaube nicht, dass der Sport momentan groß genug ist für eine Budgetobergrenze.”
“Es gibt die Idee der Kostenbegrenzung und wir können darüber diskutieren. Wir können aber viel mehr gewinnen, wenn wir die Vermarktung verbessern und mehr Fans ansprechen. Liberty Media hat Millionen dafür ausgegeben, aber man muss sich nur ansehen, welchen Erfolg sie jetzt mit der Formel 1 haben.”
Mit Bildmaterial von Motorsport Images.