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Hyundai Creta (2022) aus Brasilien im Test

Unsere Kollegen sind das kleine SUV als Platinum 1.0 Turbo gefahren

hyundai creta (2022) aus brasilien im test

Im Jahr 2017 war auf dem brasilianischen Markt der Kampf zwischen dem Jeep Renegade und dem Honda HR-V bereits in vollem Gange, und der Nissan Kicks war schon ein paar Monate im Geschäft, als der Hyundai Creta bei den Händlern auftauchte. Seitdem ist das 4,30 Meter lange SUV dort ein Hit.

Die zweite Generation des Creta ist seit 2019 auf dem Markt, doch erst im August 2021 schaffte sie es auch nach Brasilien. Unsere dortigen Motor1-Kollegen haben den optisch markanten Hyundai jetzt getestet. Wäre er auch etwas für Europa? Eine gewisse SUV-Lücke zwischen Bayon/Kona und dem Tucson ist durchaus vorhanden.

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Wenn Hyundai wirklich einen SUV schaffen wollte, der auf den Straßen die Aufmerksamkeit auf sich zieht, dann ist ihnen das gelungen. Die Frontpartie mit den zweigeteilten Scheinwerfern ist nicht neu auf dem Markt, denn Citroën C4 Cactus und Fiat Toro zeigen sie bereits auf der Straße, aber der neue Creta geht noch ein Stück weiter.

Die Platinum-Version, das hier gezeigte Topmodell mit dem 1.0-Turbomotor, hat einen auffälligen Kühlergrill mit silbernen Elementen, die einen 3D-Effekt erzeugen. Die Scheinwerfer haben ein Manko: Während die Konkurrenz in dieser Preisklasse bereits mit LED-Scheinwerfern ausgestattet ist, beschränkt sich der Creta darauf, die Technologie nur im Tagfahrlicht einzusetzen. 

An den Seiten tauscht der Creta einige Linien des Vorgängers durch Falten und Linien aus, die absichtlich platziert wurden, um die Radkästen hervorzuheben und einen Effekt zu erzielen, wenn das Licht darauf fällt. Im Vergleich zum Vorgänger hat der neue Creta die vordere Türverglasung beibehalten.

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Da unser Auto silberfarben ist, verbirgt es eine graue Applikation, die vom Heck bis zum Dach verläuft – bei dunklen Farben kommt sie besser zur Geltung. Die traditionellen schwarzen Applikationen an den Kotflügeln und am unteren Teil des Fahrzeugs sind auch beim Creta vorhanden und rahmen die 17-Zoll-Räder der Platinum-Version ein.

Ich weiß, dass Design subjektiv ist, aber während mir der Rest des Creta im Laufe der Tage gut gefallen hat, bleibt das Heck kontrovers. Die Leuchten sind hier ebenso wie die Scheinwerfer vorne geteilt, aber die Verwendung von geometrischen Formen macht die Sache nicht gerade besser.

Im Inneren hat sich das Ambiente stark verbessert. Das Design des Creta vermittelt den Eindruck eines höheren Segments, mit einem Multimedia-Center mit einem 10,25-Zoll-Bildschirm in dieser Version und der Instrumententafel mit einem weiteren 7-Zoll-Bildschirm. (Gewisse Elemente kennen wir Europäer von i20, Bayon und Tucson.)

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Bei den verwendeten Materialien stößt man auf harte Kunststoffe von guter Qualität, doch in den Türen und in der Mittelkonsole auf die Soft-Touch-Anmutung verzichtet. Die Mittelkonsole ist übrigens höher geworden und enthält in der Platinum-Version die elektronische Parkbremse, Auto-Hold, Sitzbelüftung, Fahrmodi-Wahlschalter und die Aktivierung der 360-Grad-Kameras.

Ebenfalls an Bord sind induktives Laden des Smartphones (zur Spiegelung der Oberfläche im Touchscreen braucht man trotzdem ein Kabel) und eine Einzonen-Klimaautomatik.

Obwohl sich der neue Creta so stark verändert hat, dass er einer neuen Modellgeneration angehört, hat sich die Plattform nicht verändert und ist auch nicht so stark gewachsen. Er ist jetzt 4.300 mm lang, also 3 Zentimeter länger als bislang, und hat einen 2.610 mm längeren Radstand, 2 Zentimeter mehr als beim Vorgänger.

Höhe und Breite haben sich nicht verändert. Aber der kompakte SUV verfügte schon immer über ein gutes Platzangebot im Vergleich zu seinen Konkurrenten. Es war die Aufgabe der Hyundai-Ingenieure, den Creta jetzt noch komfortabler zu machen.

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In dieser Disziplin war der Creta bereits gut. Gut dimensionierte Sitze und eine gut abgestimmte Federung zeichneten den SUV aus, und der neue setzt einen “Extrapunkt” auf dieses Urteil. Die Vordersitze erhielten neuen Schaumstoff und neues Format, sind bequemer und der Fahrer ermüdet auch bei längeren Fahrten nicht.

Auf dem Rücksitz ist immer noch ein guter Platz für die Beine, mit fast flachem Boden sowie genug Platz für Schultern und Kopf.. Interessanter Punkt beim Creta Platinum ist ein großes Panorama-Schiebedach, das bis zu den Köpfen der hinteren Insassen reicht.

Im Kofferraum ist die Absenkung des Volumens um 9 Liter nicht einmal so wichtig wie die Verringerung der Höhe. Dennoch: Es sind immer noch gute 422 Liter im Normalzustand.

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Die Fahrwerksabstimmung verdient ein Kompliment. Der neue Creta filtert gut weg, was bei den Insassen ankommt, und obwohl er in den Kurven nicht vorbildlich ist, hält er die Wankneigung der Karosserie in Anbetracht einer auf Komfort ausgerichteten Auslegung gut in Schach. Er schwankt bei hohen Geschwindigkeiten mehr als beispielsweise ein VW T-Cross, aber die elektrische Lenkung kommuniziert gut mit dem Fahrer.

Übrigens: Wenn Ihnen das Aussehen des neuen Creta nicht gefallen hat, werden Sie sein Fahrverhalten mögen. Hyundai tauschte den 1.6 Sauger (123/130 PS je nach Kraftstoffart in Brasilien) gegen den viel moderneren 1.0 Turbo mit 3 Zylindern und Direkteinspritzung aus. Nun gibt es 120 PS mit jedem Kraftstoff, dazu das gute Automatikgetriebe mit sechs Gängen.

Der Creta 1.6 hatte das charakteristische Verhalten eines Saugmotors: Er verlangte nach Drehzahl, um die Leistung zu liefern, mit einem Drehmomentmaximum bei 4.500 U/min. Der 1.0 Turbo schickt seine 120 PS sogar in den gleichen Bereich wie der 1.6, stellt aber sein maximales Drehmoment von 172 Nm zwischen 1.500 U/min und 4.000 U/min bereit.

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Mit anderen Worten: Er wacht früher auf und hat bei voller Beladung keine Mühe, Ihre Familie und Ihr Gepäck zu tragen. Dies hat zur Folge, dass durch eine geringere Drehzahl und frühere Gangwechsel Kraftstoff gespart wird. In unseren Tests mit Ethanol erreichte der neue Creta 8,5 km/Liter in der Stadt (mit Hilfe der Start-Stopp-Funktion, die gut funktioniert), besser als die 7,7 km/Liter, die der 1.6er erreicht hatte – die Wahl der Fahrmodi half dabei, mit den Einstellungen Eco, Normal und Sport. Auf der Straße waren die 10,7 km/Liter allerdings schlechter als die 12,0 km/Liter des Vorgängers.

Ein besserer Verbrauch, eine bessere Performance auch bei den Messungen der Leistungsdaten. Der Hyundai Creta 1.0T beschleunigt von 0 auf 100 km/h in 10,6 Sekunden, verglichen mit 13,2 Sekunden des 1.6. Die Beschleunigung von 40 auf 100 km/h und von 80 auf 120 km/h war mit 8 Sekunden besser als die 10,1 bzw. 9,5 Sekunden des 1.6 Saugmotors, was beispielsweise zu besseren Überholvorgängen führt.

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Trotz der nassen Fahrbahn am Testtag, die es nicht erlaubte, die korrekten Bremswerte für den Vergleich zu ermitteln, verbessert der neue Creta das Gefühl beim Bremsen im Alltag.

Ist der neue Hyundai Creta Platinum in einem so langen Test perfekt? Nicht wirklich. Leider hat Hyundai dem Topmodell wichtige Ausstattungsmerkmale vorbehalten. Dem Creta Platinum 1.0 Turbo fehlen Elemente wie eine automatische Notbremsung und Voll-LED-Scheinwerfer. 

Dennoch: Der Hyundai Creta hat sich stark verbessert. Sein Erscheinungsbild muss man mögen, aber die Verkaufszahlen zeigen, dass es bislang akzeptiert wurde. Preislich liegt der Turbo-Creta in Brasilien bei 137.990 Real, das sind umgerechnet rund 21.300 Euro. Alles in allem ist er ein netter Kerl mit einem guten Herzen.

Fotos: Mario Villaescusa (für Motor1.com Brasilien)

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