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E-Autos: Angst vor Blackout

Die Energiekrise könnte in der Schweiz für E-Auto-Fahrer unangenehme Folgen haben. Ein Notfallplan der Eidgenossen sieht aus Angst vor einem Blackout auch Fahrverbote für Stromer vor!

Auf den Black Friday folgt die Angst vor dem Blackout! Wegen der anhaltenden Energiekrise befürchten Verbraucher, Unternehmen und Politiker Probleme mit einer stabilen Stromversorgung in der kalten Jahreszeit. Die Schweiz veröffentlichte nun sogar einen Notfallplan – mit drastischen Einschnitten für den Alltag, auch für Autofahrer.

Der Gesetzentwurf nennt sich “Verordnung über Beschränkungen und Verbote der Verwendung elektrischer Energie” und soll im Dezember 2022 beschlossen werden. Der Inhalt: brisant! In einem Plan mit vier Eskalationsstufen (zum PDF) verbietet der Staat nach und nach die Nutzung von elektrischer Energie. Je drastischer die Situation, desto mehr Stromfresser müssten vom Netz.

Strom aus Frankreich und Deutschland

Hintergrund: Im Winter importiert die Schweiz große Mengen an elektrischer Energie. “2021 waren es 5,7 Milliarden Kilowattstunden, die vor allem aus Frankreich und Deutschland kamen. Größere Mengen könnten in diesem Winter fehlen”, berichtet das IT-Fachportal golem.de. Ein landesweiter Stromausfall ist also durchaus möglich, falls Frankreich und Deutschland nicht liefern können.

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In der Schweiz könnte der Stromverbrauch für Elektroautos im Notfall eingeschränkt werden.


 
Einige Maßnahmen aus dem schweizerischen Notfallplan:

▶︎ Stufe 1 beginnt noch relativ harmlos. Zum Beispiel dürfen Waschmaschinen nur noch mit maximal 40 Grad Celsius betrieben, Kühlschränke nicht mehr unter 6 Grad gekühlt werden. Leuchtreklamen und Schaufensterbeleuchtungen sind zwischen 23 und 5 Uhr verboten. Dazu wird in öffentlichen Toiletten das Warmwasser abgestellt. ▶︎ Stufe 2 geht dann schon weiter: Warmwasser, das mit elektrischer Energie erwärmt wird, darf nur noch höchstens 60 Grad haben. Streamingdienste müssen ihr Angebot auf geringere Auflösung drosseln. Wäschetrockner- und Bügeleisenbetrieb im privaten Bereich werden verboten. black friday, e-autos: angst vor blackout

2021 kamen in der Schweiz gut zwei Drittel des Stroms aus Wasserenergie. Derzeit sind die Stauseen (Foto: Lago di Lei) besser gefüllt als sonst.


▶︎ Bei Stufe 3 werden Ladenöffnungszeiten verkürzt und gewerbliche Wellness-Angebote (Sauna, Whirlpool etc.) eingeschränkt. Streamingdienste werden ganz verboten, zocken an Spielkonsolen auch. In Stufe 3 findet sich auch dieser Satz: “Die private Nutzung von Elektroautos ist nur für zwingend notwendige Fahrten gestattet.” Zwingend notwendig sind laut Entwurf z.B. Fahrten zur Berufsausübung, Einkäufe, Arztbesuche, Besuch von religiösen Veranstaltungen, Wahrnehmung von Gerichtsterminen. ▶︎ In Stufe 4 geht es dann den Freizeitvergnügen an den Kragen: Skilifte, Schneekanonen, Sport- und Kulturveranstaltungen usw. Vieles, was Strom zu Unterhaltungszwecken frisst, wird lahmgelegt.

Autohändler wollen sich wehren

Andreas Burgener, Direktor der Importeursvereinigung Auto Schweiz, will sich gegen den Beschluss der E-Auto-Beschränkung zur Wehr setzen. Er kritisiert gegenüber “Blick” die Maßnahmen: “Jeder, der jetzt ein Auto kauft oder bestellt, wird mit Wissen über dieses drohende E-Auto-Benutzungsverbot bei Strommangellage wieder einen Benziner oder Diesel wählen.”

Benzin- und Dieselfahrer wären übrigens auch vom Strommangel betroffen: In Energie-Krisensituationen soll die Höchstgeschwindigkeit auf schweizerischen Autobahnen von 120 km/h auf Tempo 100 gesenkt werden, so Artikel 9 der geplanten Verordnung.

Kein ernsthaftes Blackout-Risiko in Deutschland

Und in Deutschland? Drohen auch hierzulande Fahrverbote? FDP-Energieexperte Lukas Köhler winkt ab: In Deutschland gibt es “kein ernsthaftes Blackout-Risiko”. Er halte “nichts davon, die Menschen mit dem Gerede über Fahrverbote grundlos zu verunsichern”. Auch der Verband der Automobilhersteller (VDA) hält nichts von einem Verbot: “Kein Kunde sollte sich Sorgen machen müssen, dass er sein E-Auto diesen Winter nicht fahren kann. Den Schweizer Weg lehnen wir daher ab”, erklärte ein Sprecher auf BILD-Anfrage.

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