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Patrick Friesacher: Muss die Kirche im Dorf lassen

patrick friesacher: muss die kirche im dorf lassen patrick friesacher: muss die kirche im dorf lassen patrick friesacher: muss die kirche im dorf lassen Patrick Friesacher, Red Bull Ring-Instruktor und ehemaliger Formel-1-Pilot, stellt sich im «F-Wort-Streit» hinter Max Verstappen. Der Red Bull Racing-Pilot wurde zur Strafe fürs Fluchen zu Sozialstunden verdonnert.

Ich persönlich finde die Strafe übertrieben. Emotionen gehören zum Sport dazu. Das war in der Formel 1 schon immer so und ist auch wichtig – vor allem für die Zuschauer, die mit den Piloten mitfiebern. Natürlich schauen Kinder zu und man sollte in einer offiziellen Pressekonferenz auf seinen Umgangston und seine Formulierungen achten. Trotzdem muss man die Kirche im Dorf lassen. Wie oft hat Günther Steiner in seiner Zeit als Haas-Teamchef in der Netflix-Dokuserie «Drive to Survive» geflucht?

Jeder flucht einmal. Das darf man meiner Meinung nach nicht so eng sehen und schon gar nicht in einer Rennsituation. Da ist es eine komplett andere Situation. Die Fahrer stehen unter Hochdruck. Sie sitzen 90 Minuten lang hochkonzentriert und voller Anspannung im Auto. Die meisten legen es nicht darauf an, am Funk zu schimpfen. Es platzt einfach in der Situation heraus. Das gehört seit jeher zum Sport dazu. Außerdem hat es die FIA selbst in der Hand. Sie regulieren, welche Statements von den Fahrern nach draußen gelangen.

Zurück zum Wichtigen – dem Titelkampf zwischen Max und Lando Norris. Es stehen sechs Rennen und drei Sprints an. Das heißt, es sind noch 180 Punkte zu holen, der Vorsprung von Max auf Lando beträgt 52 Punkte. McLaren ist momentan einen Schritt voraus, so ehrlich muss man sein. Natürlich haben ihnen Baku und Singapur in die Karten gespielt. Beide Rennstrecken lagen McLaren besser, deshalb sind die Abstände für mich nicht so aussagekräftig.

In Austin wird man sehen, wo Red Bull Racing tatsächlich im Vergleich zu McLaren steht. Aber natürlich muss Red Bull Racing nachlegen. Sie müssen in der Pause bis zum nächsten Grand Prix Updates an den RB20 bringen, die sie wieder einen Schritt nach vorne führen. Außerdem müssen beide Fahrer – Max und Sergio – an der Spitze mitmischen. Lando und Oscar haben mit Platz 1 und 3 wieder abgeliefert. Max hat mit seinem zweiten Platz in Singapur immerhin Schadensbegrenzung betrieben. In den beiden freien Trainings am Freitag waren beide Red Bull Racing-Autos weit hinten – Sergio war in der zweiten Session Achter, Max belegte Platz 15. Über das Wochenende gelang dem Team der Sprung nach vorne und im Rennen hat Max das Beste aus der Performance seines Wagens gemacht.

Trotzdem hat Lando in der Fahrerwertung wieder fünf Punkte aufgeholt. Er hat seinen Startfluch, wenn man es so nennen will, besiegt. Wobei es am Start oftmals nur auf Nuancen ankommt – ob der Druckpunkt der Kupplung richtig eingestellt ist, wie man die Reifen vorher aufgewärmt hat, ob die Reifen durchdrehen usw. Lando ist in den vergangenen Monaten sehr gereift. Er weiß, wie man Rennen gewinnt und ist vom Kopf her extrem stark. Das sind alle, die vorne mitmischen – egal, ob Max, Lando, Charles Leclerc oder Lewis Hamilton. Die Spitzenfahrer sind mental stark und wissen, worauf es ankommt. Das gilt für Max sowieso. Er hat drei Weltmeisterschaften gewonnen und dank Daniel Ricciardo ging der Punkt für die schnellste Rennrunde in Singapur nicht an Lando. Das Blatt kann sich in der Formel 1 schnell wenden. Am Ende kann ein Punkt entscheiden.

Es ist sehr schade, dass der Große Preis von Singapur das letzte F1-Rennen von Daniel war. Er ist ein super Typ. Er ist ein Sympathieträger, der mit seiner lockeren Art bei allen gut ankommt. Doch Racing Bulls verfolgt die Philosophie eines Junior-Teams, das darauf abzielt, talentierten Nachwuchs für höhere Aufgaben bei Red Bull Racing auszubilden. Insofern passt ein Liam Lawson besser ins Bild. Er ist ein aufstrebendes Talent und hat bereits im Vorjahr im Cockpit gesessen, als Daniel verletzt ausgefallen ist. Liam hat eine tolle Leistung gezeigt.

Wenn man sich die Formel 1 aktuell ansieht, dann ist eine Tendenz deutlich sichtbar: Die jungen Piloten sind bereit! Man braucht sich nur ansehen, wie sich Oliver Bearman und Franco Colapinto schlagen. Vor allem Franco hat mich extrem überrascht. Er fährt konstant nahezu auf dem Niveau von Alex Albon, der schon länger in der Formel 1 dabei und ein wirklich schneller Pilot ist. Im Qualifying auf dem schwierigen Stadtkurs von Singapur lag er nur sieben Tausendstel hinter seinem Teamkollegen zurück. Hut ab!

Wer selbst einmal die Formel 1 hautnah erleben will, der sichert sich ein Ticket für den Formula 1 Großer Preis von Österreich 2025. Informationen zu den Motorsport-Events am Red Bull Ring und Ticketbuchungen sind online möglich.

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