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Wo sich Dresdens Radverkehr verbessert hat - und wo nicht

Ein Portal, an dem die Technische Universität Dresden beteiligt ist, hat Daten von Radfahrern gesammelt. Die zeigen: Der Radverkehr hat sich an einigen Stellen verbessert. Wo es trotzdem noch Handlungsbedarf gibt.

wo sich dresdens radverkehr verbessert hat - und wo nicht

Der Elberadweg ist eine der Hauptrouten für Dresdens Radfahrer. Doch gerade am Nachmittag kommt es hier immer wieder zu gefährlichen Situationen zwischen Radfahrern, Fußgängern und anderen Nutzern des Weges. Doch das könnte sich bald ändern. © dpa/Robert Michael

Dresden. Der Elberadweg ist nicht nur gefühlt die Hauptradroute der Dresdner, sondern sie ist es auch tatsächlich. Die Plattform “Ride” macht es möglich, den Radverkehr über die ganze Stadt sichtbar zu machen. Dabei wurden Daten von Radfahrern in Dresden und ganz Deutschland gesammelt. Wissenschaftler der Technischen Universität arbeiten daran mit, Dresdens Radverkehr zu messen.

Aus den Daten lassen sich Routen erkennen, auf denen sich die Lage für Radfahrer erheblich verbessert hat, aber auch Schwachstellen. Was die Daten über Dresdens Radverkehr verraten – und warum dabei auch die angedachte Elbquerung in Pieschen eine Rolle spielt.

Wofür kann die Radverkehr-Plattform genutzt werden?

In dem Portal “Ride” haben Radfahrer in über 2.500 Kommunen Deutschlands ihre Daten über eine App beim Fahren sammeln lassen. Das geschah immer im Zuge des Stadtradelns – in Dresden fand das 2022 vom 25. Juni bis 15. Juli statt. Dabei wird nicht nur die Route des Fahrers getrackt, sondern auch seine Geschwindigkeit und wann er an Ampeln stehen musste. Virtuell aufbereitet ergibt sich eine Übersicht der meistgefahrenen Radstrecken im gesamten Gebiet.

Die Daten wurden den Städten und Kommunen im Dezember 2022 erstmals zur Verfügung gestellt. Ziel ist es, dass Verkehrsplaner von Städten und Kommunen dem wachsenden Radverkehr und dessen Anforderungen gerecht werden können. Außerdem ermöglicht es, Bauprojekte zu planen und evaluieren.

Was sagen die Daten über Dresdens Radverkehr?

In Dresden haben 6.900 Radler am Stadtradeln teilgenommen. Davon haben 2.000 Personen die Stadtradeln-App genutzt und ihre Daten aufgezeichnet. Es konnten so knapp 38.000 Fahrten nachvollzogen werden. Insgesamt ergaben sich so 216.842 Kilometer getrackter Strecke. Insgesamt 42,3 Prozent der Fahrten wurden von Frauen erbracht.

Die meisten Fahrten – insgesamt 16.000 – entfielen auf die Altersgruppe der 36- bis 50-Jährigen. “Hier sehen wir beispielsweise eine Schwachstelle. Kinder und ältere Fahrer nutzen seltener die App”, sagt Sven Lißner. Er ist wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Professur für Verkehrsökologie der Fakultät Verkehrswissenschaften “Friedrich List” an der Technischen Universität Dresden. Er beschäftigt sich seit 2013 mit Dresdens Radverkehr und ist an der Weiterentwicklung der Plattform “Ride” beteiligt.

Wie nutzt Dresden die Daten für den Radverkehr?

Die Stadt Dresden hat in den Jahren 2015 und 2016 über 450 Einzelmaßnahmen in einem Radverkehrskonzept zusammengetragen. Die Pläne reichen von einer Bordsteinabsenkung als vergleichsweise kleine Baustelle bis hin zur Vergrößerung des Elberadweges als großes Unterfangen. Deshalb wird die Plattform “Ride” nicht für neue Maßnahmen genutzt.

“Wir nutzen die Plattform bisher für die Evaluierung”, sagt Paula Scharfe. Sie ist Radverkehrskoordinatorin der Stadt Dresden. Da die Daten ab dem Jahr 2018 zur Verfügung stehen, könne man so die Unterschiede an einigen Stellen der Stadt sehen, an denen sich baulich etwas für den Radverkehr getan habe.

An welchen Stellen hat sich die Lage für Radfahrer verbessert?

Am Körnerweg hat sich beispielsweise einiges in Sachen Radverkehr getan. Dieser ist Teil des Elberadweges, der zwischen Loschwitz und der Waldschlößchenbrücke verläuft. “Vor drei Jahren war dort noch ein Großpflaster. Im Jahr 2020 wurde eine provisorische Schwarzdecke eingezogen”, erklärt die Radverkehrskoordinatorin. Die Daten auf der Plattform zeigen: Seit Ende der Bauarbeiten haben sich die Nutzerzahlen an dieser Stelle verzehnfacht.

Es sind nicht nur deutlich mehr Radfahrer auf diesem Abschnitt unterwegs, sondern sie sind auch schneller. Waren sie im Jahr 2019 auf dem Kopfsteinpflaster mit durchschnittlich zwölf Kilometern pro Stunde unterwegs, waren es im Jahr 2022 auf dem Asphalt schon 22,5 km/h. “Das ist sogar etwas schneller als Radfahrende als Wunschgeschwindigkeit oft angeben. Die Daten zeigen, dass Radfahrer an dieser Stelle schneller und komfortabler unterwegs sind”, so Sven Lißner.

Ein weiteres Beispiel ist die Albertstraße in der Neustadt, die Carola- und Albertplatz miteinander verbindet. Dort hat der Autoverkehr eine Fahrspur zugunsten eines neuen Radweges verloren. Die Baumaßnahme war sehr umstritten und hat für viele Diskussionen gesorgt. Doch die Daten zeigen: Waren 2019 stadtauswärts noch 290 Überfahrten an dieser Stelle Usus, sind es 2022 bereits 350. Die Radfahrer nehmen die Strecke mit der baulichen Veränderung also besser an.

Wo gibt es auf Dresdens Radwegen Handlungsbedarf?

Ein umstrittenes Thema in Dresden ist seit einiger Zeit, ob eine weitere Elbquerung in Pieschen notwendig ist oder nicht. Auch hier verrät die Plattform eine Tendenz. “Die Daten zeigen, dass der Elberadweg stark belastet ist. Für den Radverkehr könnte eine Brücke hier helfen, um eine Lücke im Netz zu schließen”, erklärt Sven Lißner.

Der Elberadweg als Hauptverkehrsader für Radfahrer zeigt mehrere Schwachstellen auf. So ist beispielsweise die Ecke am Fährgarten Johannstadt sehr ungünstig, wenn schneller Radverkehr auf langsameren Mischverkehr trifft. Trotzdem sind der Stadt teilweise die Hände gebunden, denn die Elbauen sind Naturschutzgebiet. “Eine Verbreitung des Elberadwegs ist in vielen Abschnitten unglaublich schwierig und dauert sehr lange”, bestätigt Paula Scharfe.

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Deswegen wird versucht, die schnellen Radfahrer auf andere Routen zu ziehen. Vier geplante Radschnellrouten zwischen Dresden und dem Umland könnten hier helfen. Diese sollen nach Radeberg, Pirna, Coswig und Freital führen. Radschnellwege sind Staatsstraßen gleichgestellt, allerdings haben hier Radfahrer Vorfahrt. “Mit den Radschnellwegen in vier Himmelsrichtungen kann man viel Radverkehr vom Elberadweg wegziehen und die Situation dort vor allem nachmittags entschärfen”, erklärt Sven Lißner.

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