Nutzfahrzeug

„Wir verkaufen Kapazität von A nach B“ sagt Robert Ziegler von Einride

„Wir verkaufen Kapazität von A nach B“ sagt Robert Ziegler von Einride

Das schwedische Startup Einride hat zwar ein autonomes Elektro-Konzeptfahrzeug namens Pod entwickelt, strebt aber nicht die Rolle eines OEM, sondern die eines Transport-Dienstleisters an. Wir haben mit Robert Ziegler, General Manager Europa, über Transport-as-a-Service, Kundensorgen und die Verzichtbarkeit von Fahrerkabinen gesprochen.

Der Pod von Einride hat bei der IAA Transportation in Hannover viele Blicke auf sich gezogen. Das futuristische Design, die fehlende Fahrerkabine… „Er hat nicht nur mehr Platz für Transportgüter, sondern er ist auch deutlich weniger komplex“, äußert Robert Ziegler im Gespräch mit electrive.net-Chefredakteur Peter Schwierz. Denn: „Im Fahrerhaus stecken etwa 60 Prozent der Teilekomplexität eines Lkw. Das nehmen wir von vorneherein heraus. Also: Keine Klimaanlage, kein Autoradio, keine Sitze, kein Lenkrad…“

Zwar hat Einride zum Betrieb des Pod in Schweden und den USA bereits Sondergenehmigungen erhalten, doch das Feld ist ein Zukunftsgeschäft. Seine Vision von der digitalen, elektrischen und autonomen Logistik setzt das Startup deshalb auch erst einmal mit den derzeitigen Mitteln um. „Der erste Schritt für uns ist digital und elektrisch – das heißt, wir helfen unseren Kunden mit E-Lkw von OEMs, die es bereits auf dem Markt gibt, die wir in großen Volumina eingekauft haben.“

Einride positioniert sich insofern als Transport-Dienstleister, der Kunden erst einmal bei der Transformation von Diesel auf E-Antrieb unterstützt. Dazu gehört eine Planungs- und Beratungsphase anhand von Transport-Daten der Kunden, der Ladeinfrastruktur-Aufbau, die Beschaffung der E-Lkw und der Fahrer und die Bereitstellung eines digitalen Systems, das alles miteinander verbindet. „Wir stellen das gesamte Ökosystem“, so Ziegler. Der Begriff Transportation-as-a-Service trifft es, auch wenn sich der Einride-Manager daran stört, dass diesen Schlüsselbegriff viele nutzen – „auch reine Leasing-Unternehmen“.

Die Haupt-Herausforderung sei es, Kunden zu überzeugen, die angesichts der neuen Technologie und des neuen Geschäftsmodells unsicher seien. Denn: „Wir verkaufen Kapazität von A nach B – aktuell volle Lkw oder Teile von Lkw, eventuell irgendwann auf Kilometer-Basis oder auf Basis anderer Größenordnungen.“ Kunden müssten sich unter anderem darauf einlassen, „operativ einige Dinge umzubauen“, allen voran digitaler zu werden. „Die Umstellung ist operativ eigentlich gar nicht so schwer, aber es gibt ganz viele Fragen, ganz viele Unsicherheiten.“

Ziegler hat zur Zerstreuung der Sorgen eine unternehmenseigene Statistik parat, wonach sich die Liefersicherheit auf 99,5 Prozent beläuft. „Wir haben schon bewiesen, dass es funktioniert.“ Außerdem betont der Europachef, dass Einride in Stockholm „der einzige mit einer Ausnahmegenehmigung ist, um nachts in die Stadt zu fahren und auszuliefern.“ Das sei schon ein Alleinstellungsmerkmal. Und wohl bald in immer mehr Städten gefragt.

Und wie steht es um die Verfügbarkeit von Elektro-Lkw? „Wir haben bei einigen Herstellern hohe Stückzahlen bestellt und auch bereits Produktions-Slots am Laufen“, gibt sich Ziegler optimistisch. Er finde es sehr gut, dass „alle auf den Zug aufspringen und sich in diese Richtung entwickeln“. Das Startup fokussiert sich vor allem auf den Schwerlast-Bereich jenseits von 20 Tonnen und zielt damit besonders auf Kunden, die feste Strecken zwischen ihren Fabriken und Lagern pendeln – „vor allem im Retail- und Konsumgüter-Bereich“.

Das autonome Fahren will Einride – auch wenn aktuell noch hinten angestellt – ausdrücklich als Kerngeschäft entwickeln. Man erarbeite mit Kunden stets auch Fünf-Jahres-Pläne, um abzubilden, was in Zukunft möglich sein wird. „Auch wie man dann zum autonomen Fahren kommt – über die Brücke des elektrischen Fahrens“, so Ziegler. Der Job des Fahrers dürfte sich in dem Zuge arg wandeln: „Wo im Endeffekt der Fahrer sitzt und wie viele Fahrzeuge ein Fahrer steuern darf, ist nachher eher eine Frage der Regulierung als der Machbarkeit.“

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