- “Die Besten der Besten”
- Mehr und mehr Autohersteller setzen auf das Google-OS
- Betriebssystem vom Stapel
- Nicht alle wollen Android im Auto
- Android Automotive wie bei Smartphones
- Neue Apps kommen nur zaghaft
- Video-Streaming und Messaging in Vorbereitung
Googles Android Automotive im Cadillac Lyriq
Android Auto, Android Automotive, Android Auto für Smartphones, Assisting Driving Mode und der herkömmliche Driving Mode – Bei all diesen Projekten und Services geht es Google darum, sein Betriebssystem und seine Dienste auf die Infotainment-Screens von Fahrzeugen zu bringen. Die Strategie dahinter ist allerdings ziemlich verwirrend und inkonsistent.
Wir erklären, was es mit den jeweiligen Ansätzen auf sich hat. Außerdem haben wir mit einem User-Experience-Spezialisten vom Elektroautohersteller Polestar darüber gesprochen, wie sich Google in den Autos breit machen will.
Google-Apps sind im Chevrolet Tahoe direkt integriert
“Die Besten der Besten”
Der Grund dafür sei naheliegend: Einerseits könne kein Fahrzeug-Navi mit Google Maps mithalten. Andererseits sei die Usability bei Smartphones deutlich höher als bei den allermeisten Infotainmentsystemen.
“Also haben wir uns gedacht, warum mit den Besten der Besten zu konkurrieren, wenn man mit ihnen auch zusammenarbeiten kann”, erklärt Muddukrishna im Gespräch mit der futurezone. Und so war Polestar der erste Fahrzeughersteller, der in seinen Elektroautos auf Android Automotive samt direkt integrierter Google-Dienste gesetzt hat.
Die Elektroautos von Polestar haben allesamt die Google-Dienste direkt in den Fahrzeugen integriert.
Mehr und mehr Autohersteller setzen auf das Google-OS
Denselben Gedanken haben offenbar immer mehr Autohersteller. Die Liste jener Autobauer, die Android Automotive (mit oder ohne GAS) bereits verwenden oder eine Nutzung in ihren kommenden Modellen beabsichtigen, wird immer länger. Dazu zählen:
- Audi (möglicherweise und nur zwischenzeitlich bei einigen Modellen, ohne GAS)
- Chrysler (einige Modelle, ohne GAS)
- Dodge (einige Modelle, ohne GAS)
- Ford (zunächst einige Modell, mit GAS)
- GMC (einige Modelle, mit GAS)
- Lynk & Co (ohne GAS)
- Maserati (einige Modelle, ohne GAS)
- Rivian (ohne GAS)
- Volvo (mit GAS)
Der Stellantis-Konzern (u.a. Alfa Romeo, Chrysler, Citroën, DS, Fiat, Jeep, Lancia, Opel und Peugeot) hatte angekündigt, Android Automotive auch in seinen Fahrzeugen integrieren zu wollen. Doch daraus wurde dann nichts.
Im Chevrolet Silverado können die Google-Dienste genutzt werden.
Betriebssystem vom Stapel
Die Vorteile für die Hersteller liegen auf der Hand: Als Autofirma erspart man sich Millionen- wenn nicht Milliarden-Beträge für die mühsame und langwierige Entwicklung eines eigenen Betriebssystems. Hinzu kommen Herausforderungen im Hinblick auf Kompatibilität und Software-Aktualisierungen. Android Automotive gibt es praktisch vom Stapel und muss von den jeweiligen Herstellern lediglich adaptiert werden.
Die Gefahren sind ebenso selbstredend: Google hat in einigen Bereichen bereits eine (quasi)-monopolistische Stellung. Erfährt Google nun auch noch im Automotive-Bereich kaum mehr Konkurrenz, kann der Konzern seine Marktmacht weiter festigen und ausbauen.
Nicht alle wollen Android im Auto
Volkswagen will beispielsweise von Android Automotive bislang nicht allzu viel wissen und entwickelt lieber selbst ein Betriebssystem für seine Fahrzeuge. Wie schwierig das ist, haben die Software-Probleme bei der Einführung gezeigt. Das vw.os kam erstmals im ID.3 zur Anwendung.
Bis 2026 will Volkswagen konzernweit, über alle Marken hinweg eine komplett überarbeitete Version 2 des vw.os einsatzbereit haben. Zwischenzeitlich kann aber bei einigen Modellen dennoch Android Automotive (ohne GAS) zum Einsatz kommen. Diese Entscheidung obliegt nämlich den einzelnen Marken des Konzerns – am ehesten könnte man Android Automotive bei manchen Audi- und Porsche-Modellen sehen.
Volvo hat die Google-Apps ebenso direkt im Auto integriert.
Android Automotive wie bei Smartphones
Android-Smartphones basieren zwar alle auf demselben Betriebssystem, haben aber an der Oberfläche einen jeweils eigenen Look, eine zum Teil abweichende Menüführung und eine leicht unterschiedliche Usability. Bei Android Automotive ist das im Grunde genauso.
“Als Basis bekommen wir von Google das Betriebssystem. Das User-Interface, die Bedienelemente, das Settings-Menü und die zentralen Anwendungen wurden allerdings allesamt von unserem Polestar-Team entworfen und entwickelt”, erklärt Aloka Muddukrishna, Head of UX bei Polestar.
Neue Apps kommen nur zaghaft
Einen grundlegenden Unterschied zum Android-Ökosystem auf Smartphones gibt es aber dennoch: “Google ist besonders vorsichtig, wenn es darum geht, neue Apps für Autos freizugeben. Google öffnet die einzelnen App-Kategorien zaghaft und nur nach intensiven Tests”, weiß Muddukrishna.
Eine wenig durchdachte oder gar schadhafte App könne auf einem Smartphone nie einen derartigen Schaden anrichten, wie in einem Auto. Insofern müsse eine App für Fahrzeuge ganz anderen und wesentlichen strengeren Kriterien unterliegen, als auf einem Handy.
Video-Streaming und Messaging in Vorbereitung
Navigation, Musik-Streaming, Sprachassistenz und App-Store sind bereits freigegeben. Erst kürzlich wurde die Kategorie “Points of Interest POI” geöffnet. Das ermöglicht beispielsweise die Installation von Restaurant-Finder-Anwendungen sowie von Ladeinfrastruktur-Apps wie Chargepoint.
Als nächstes habe sich Google die Messaging-Apps und Video-Streaming-Anwendungen vorgenommen. Video-Apps, ähnlich wie Gaming-Apps seien in erster Linie sogenannte Zero-Speed-Apps, die nur im Park-Modus des Fahrzeugs verfügbar sind.
Bei Messaging-Anwendungen komme es im Wesentlichen darauf an, wie eingehende Nachrichten dargestellt werden, ohne den Fahrer oder die Fahrerin abzulenken. Zu bedenken sei auch, wie und ob auf Nachrichten geantwortet werden kann, beispielsweise per Spracheingabe oder per vordefinierten Antwortmöglichkeiten.