Auto-News

Autos

Autos-Top Stories

Caravaning

Wie lebt es sich im schicken Mini-Wohnwagen? - Praxistest im Hobby Beachy (2022)

Schon bevor der Beachy 420 in der Redaktion eintrudelt, sind die Kollegen gespalten: Die einen finden ihn cool, die anderen zu wenig fürs Geld. Doch Tibor mit dem Faible für kleine Kisten nimmt sich seiner unvoreingenommen an.

wie lebt es sich im schicken mini-wohnwagen? - praxistest im hobby beachy (2022)

Schon bevor der Beachy 420 in der Redaktion eintrudelt, sind die Kollegen gespalten: Die einen finden ihn cool, die anderen zu wenig fürs Geld.

Der Beachy ist da, doch wo kriegen wir den Strand her? Diese Frage verfolgt mich tagein, tagaus, seit ich weiß, dass wir einen Testwagen aus Fockbek bekommen. Ausgerechnet jenen Caravan, der laut Hobby-Boss Holger Schulz “am Strand geboren ist”, ohne Wasser testen? Das wäre unverantwortlich! Mehr zum Hobby Beachy lesen Sie hier. Also tue ich das, was Profis tun: Ich frage Google. Der erste Treffer in Redaktionsnähe ist der Campingplatz am Breitenauer See zwischen Löwenstein und Obersulm.

Doch der Breitenauer See ist ein Stausee und muss als solcher alle 10 bis 20 Jahre überprüft oder sogar saniert werden. Ja, es klingt verrückt, aber es ist so: Dem See hat man schon 2021 den Stöpsel gezogen. Im Frühjahr 2023, versichert man mir am Telefon, soll der Seecampingplatz wieder mit Strand und Wasser aufwarten. Doch so viel Zeit habe ich nicht. Es muss ein Plan B her. Schnell. Kostengünstig. Denn ich habe nur ein einziges Wochenende frei. Und es ist schon Ende des Monats.

Entwickelt für Kurztrips

Damit wären wir schon bei einem Punkt, der auch dem Team rund um Beachy-Designerin Anne Halskov von vornherein klar gewesen ist. Wie ich von Frank Maukel, dem Pressesprecher von Hobby, einige Tage nach dem Test erfahre, bin ich als Spontan-Camper genau der prädestinierte Kunde. “Der Beachy ist kein klassischer Wohnwagen. Nicht in dem Sinne, dass man damit 80 Wochen lang auf Campingplätzen stehen kann. Dafür hat er viel zu wenig Ausstattung, das ist uns bewusst. Kurztrips, Wochenendausflüge, Sportevents oder die Flucht ins Grüne – das ist der Einsatzzweck, den wir vor Augen hatten.”

Der knapp 800 Kilogramm schwere und 5,60 Meter lange Wagen soll also ein Begleiter für Tage sein, die man ohnehin draußen verbringt. Zumindest habe ich das Konzept so verstanden. Oder, wie Frank Maukel beinahe poetisch formuliert: “Der Beachy ist ein eigener Planet im Hobby-Universum. Er ist für Menschen, die nach einem aktiven Tag in einem Tiny House auf Rädern schlafen wollen.”

Ich selbst bin auch kein Langzeitcamper. Das lassen weder Berufs- noch Familienalltag zu. Für zwei Berufstätige mit zwei Kindern gilt es, die Freiräume zwischen den Verpflichtungen schnell und effektiv zu nutzen. Auch deshalb muss das Reiseziel im Umland Stuttgarts sein – und doch anders genug, damit wir den Tapetenwechsel spüren können. Da wir ohnehin auf Wasser verzichten müssen, wirft meine Partnerin Alena ein anderes Ziel in den Raum: die Schwäbische Alb.

Erstens, weil die Alb vor Jahrmillionen Teil eines Ozeans war, zweitens, weil wir dort keine Mühe mit der Suche nach einem Campingplatz haben: Alena hat dort Verwandte, die einige schöne Wiesen besitzen. Mit schön meine ich schön grün, schön groß und schön abgelegen. Ideal für Menschen, die eine Auszeit von der Hektik brauchen. Alena packt also die Reisetaschen, während die Kids und ich aufbrechen, um den Beachy abzuholen.

Der Grundriss des Beachy

Doch was genau ist dieser Beachy? Laut Holger Schulz, dem Initiator des Projekts, ist er “ein Wohnwagen, der von selbstausgebauten Campervans inspiriert wurde.” So verfügt er zum Beispiel nicht nur über einen konventionellen Seiteneingang, sondern auch über eine breite, zweiteilige Hecktür. Der obere Teil öffnet sich wie ein Ausstellfenster nach oben, während der untere Teil sich gewohnt zur Seite öffnen lässt. So ist der Weg für lange Sportgeräte, Fahrräder oder Mopeds frei – nur breiter als 80 Zentimeter sollte die Fracht nicht sein. 151 Kilogramm können ohne die (Gratis!-)Auflastung eingepackt werden. Wer das 1.200-Kilo-Chassis wählt, darf dicke 401 Kilogramm zuladen.

Konzipiert ist der Beachy als Einraumwohnung. Quer im Bug ist eine Küchenzeile mit Edelstahlspülbecken, großer Arbeitsfläche und einer serienmäßigen Kühlbox im Auszug. Im Unterschrank der Küche verstecken sich außerdem Frisch- und Abwasserkanister, jeder fasst niedliche 13 Liter. Immerhin sind sie selbst voll so leicht, dass man sie mal schnell zu Hahn oder Ausguss schaffen kann. Links neben der Küche steht ein multifunktioneller Kleiderschrank bzw. Garderobe. Dies ist auch die einzige räumliche Trennung.

Links und rechts von der Hecktür stehen Sitzbänke, von Hobby “Face-to-Face-Sitzgruppe” getauft. Dazwischen werden die zwei frei beweglichen Tische eingehängt. Dann kann man die Rückenpolster losschnallen, ausrollen und, voilà, schon hat man ein Bett der Größe 180 x 200 Zentimeter. Die Innenstehhöhe fällt mit 205 Zentimetern gediegen aus.

Eine Besonderheit des Interieurs ist, dass keine Oberschränke verbaut sind, sondern offene Regale mit Gummibändern. Eine einfache, praktische, preiswerte und leichte Lösung. Und nein, das hat mir kein Hobby-Marketingler in den Mund gelegt! Leichtbau und ein niedriger Preis wollen nun mal auch beim Möbelbau anvisiert werden. Das Ergebnis ist ästhetisch, und ich bin mir sicher, dass sich jeder Beachy-Käufer damit arrangieren wird.

Fahrverhalten und Anhängerkupplung

Auch ich kann das. Schwieriger wird es bei der Anti-Schlinger-Kupplung von Knott. Sie schnappt nur durch hartnäckiges Zureden zu. Und ist sie einmal zu, geht sie wiederum ziemlich schwer auf. Noch nerviger ist nur die Tatsache, dass ich in der gesamten Redaktion keinen einzigen Adapter finde, der meine 7-polige Steckdose am Audi und den 13-poligen Stecker vom Beachy miteinander verbinden würde. Gut, wer fährt mit einem Auto von 1988 campen? Andererseits gibt es CARAVANING schon seit über 60 Jahren, da dürfte sich solcher Kleinkram angesammelt haben. Wie dem auch sei, einen Baumarkt-Besuch später habe ich das ersehnte Zwischenstück.

Adapter eingesteckt, Caravan eingesteckt et voilà: kein Bremslicht! Ich will niemanden langweilen, also gibt es den Schnelldurchlauf: Nach einer schönen Bastelstunde, halb unter dem Auto liegend, entdecke ich, dass sich ein Kabel in der Steckdose gelöst hatte. Wenn ich schon dabei bin, reinige ich die Kontakte, ziehe alle Schrauben fest und kann mich sofort am Bremslicht erfreuen. Besonders erfreulich ist, dass der Beachy eine dritte Bremsleuchte besitzt. Das macht das Verzögern sogar für den Hintermann des Hintermanns deutlich sichtbar. So geht es also, mit funktionierendem Bremslicht, wieder zurück nach Hause. Stadtverkehr um 16 Uhr an einem Freitag – man hätte es nicht besser planen können. Doch mit seinen 90 PS und 1.023 Kilo Eigengewicht kommt mein Youngtimer erstaunlich gut mit der kleinen Hütte am Haken zurecht.

Das Fahrverhalten ist super, der Kleine läuft spurstabil, und die Auflaufbremse ist kräftig. Später, als wir zu viert und mit Gepäck Richtung Lichtenstein (nicht mit dem Fürstentum Liechtenstein zu verwechseln!) rollen, wendet sich am Albaufstieg das Blatt. Ich fühle mich als rollendes Verkehrshindernis und bete inständig, dass wir nicht anhalten müssen. Den Trick mit dem Knick (in der Deichsel) habe ich nämlich noch nicht drauf. Und der Geruch von verbrannter Kupplung ist auch echt unangenehm. Als wir also endlich auf der Pferdewiese von unseren Gastgebern Lena und Tommy ausrollen, bin ich mehr als erleichtert. Ich fülle Wasser auf, Alena packt das Essen aus, während Tommy mir Sperrholzplatten sucht, die ich unter die Kurbelstützen legen kann.

Der Hobby Beachy im Praxistest

Eine kräftige Powerbox haben wir immerhin selbst dabei. Schließlich besitzt weder die Wiese einen Stromanschluss noch der Beachy eine Bordbatterie. Diese ist übrigens nicht mal als Extra erhältlich, was mich nachdenklich macht. Dass man ab Werk kein Autarkpaket bekommt, steht im Widerspruch zum Konzept. Wie soll ich sonst am Strand übernachten? Bei Kerzenschein? Wie die Kühlbox anstöpseln? Sorry, liebe Leute aus Fockbek. Sonst habt ihr wirklich ganze Arbeit geleistet.

Der Innenraum ist hell und modern, die Einrichtung simpel, aber praktisch. Dass der Beachy auf der linken Seite kein Fenster hat und dementsprechend eher nach Transportanhänger aussieht, ist zwar eigenartig, aber nicht wirklich störend. Und dass das optionale Porta Potti, die ziemlich einzige sanitäre Einrichtung des Beachy, seinen festen Platz im Garderobenschrank hat, mag erst zwar befremdlich klingen, dennoch funktioniert das Ganze überraschend gut. Denn dadurch, dass dieser Raum für kleines und großes Geschäft herhalten muss, hat es eine eigene Beleuchtung, eine abschließbare Tür und vor allem viel Raum. Sich darin umziehen kann man also auch. Wem diese Mischlösung nicht zusagt, wird allerdings in die Bredouille kommen, denn einen alternativen Platz für den Topf gibt es kaum.

Im Deichselkasten (der wirklich ein Alukasten ist und mit 696 Euro zu Buche schlägt) vielleicht? Wo wir gerade bei den Zahlen sind: Der Beachy 420 startet bei 15.070 Euro. Sein kleiner Bruder 360 ist ab 13.880 Euro zu haben, und der größte Grundriss, der 450, trägt ein Preisschild von 16.160 Euro. Selbst Tommy und Lena, vom Pferdesport durchaus stolze Summen gewöhnt, schlucken, als sie die Preise hören. Tja, leicht und günstig schlägt eben nicht mehr automatisch auf die Preisliste durch.

Zurück zum Abend auf der Schwäbischen Alb und zur Nutzbarkeit des kleinen Caravans. Von Hobby vorgesehen sind 2+1 Schlafplätze, also ist der mittlere Grundriss auf ein Paar mit einem Kind ausgelegt. Uns gelingt es problemlos, zu viert im Bett zu schlafen, wobei unsere Kids gerade einmal fünf und acht Jahre alt sind. Wenn jemand längerfristig plant, sollte er sich auch den Beachy 450 anschauen.

TOP STORIES

Top List in the World