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Wichtiger Rohstoff für E-Autos in Nossen entdeckt

In Nossen wurden große Vorkommen an Kobalt entdeckt. Ein Abbau hätte jedoch schwerwiegende Folgen. Dennoch laufen die Planungen.

wichtiger rohstoff für e-autos in nossen entdeckt

Ist das Schloss Nossen in Gefahr? © Daniel Schäfer

Nossen. Fluch und Segen zugleich für die Stadt Nossen: Mit Kobalt wurde ein wichtiger Rohstoff gefunden, der neben Lithium für die Batterien in Elektroautos benötigt wird. Wie die Stadtverwaltung mitteilt, wurden große Mengen dieses Metalls am Schloss Nossen entdeckt. „Eher durch einen Zufall, bei der Begehung am Schlossberg, wurde in den letzten Monaten vermehrt ein silbergraues, glänzendes Metall gesichtet.

Alte Unterlagen und Gesteinsproben aus DDR-Zeiten hatten die Geologen darauf gebracht, dass dieser Rohstoff auch in Nossen zu finden ist. Nach Untersuchungen konnte nun zweifelsfrei Kobalt analysiert werden“, informiert Nossens Archivar Tommy Pfennig. Erste, kleinere Probebohrungen haben nun gezeigt, dass ein großes Vorkommen unter dem Schloss vermutet wird.

Der Fund in Nossen ist nicht ganz außergewöhnlich. Denn auch Nossen hat eine Bergbaugeschichte, wenn auch eher unbekannt. Kurz nach Beginn des Freiberger Bergbaus wurden einst die Vorkommen um Nossen, Siebenlehn und Roßwein erschlossen. Heute vermutet man, dass Teile des prunkvollen Klosters Altzella aus Einkünften der Silber-Bergbautätigkeit finanziert wurden.

Kobalt haben Bergleute schon vor Jahrhunderten im Erzgebirge abgebaut. Auf der Suche nach Silber stieß man darauf. Denn Kobalt ist zunächst ein silbergraues, glänzendes Metall. Schmolz man dieses „falsche Silber“, wurden giftige, teils für Menschen tödliche Stoffe freigesetzt. Doch anders als heute galt Kobalt zunächst als wertlos. Deshalb ist sein Name auch abgeleitet von Kobold. Minenarbeiter glaubten, dass Kobolde das Silber stahlen und durch giftiges Metall ersetzten.

Später fand man heraus, dass Kobaltverbindungen Arsen anziehen, bei Erhitzung wird giftiges Arsenoxid freigesetzt. Als entdeckt wurde, dass eine Kombination aus Kobalt- und Aluminiumoxid ein besonders stabiles blaues Pigment ergibt, das Kobaltblau, kam bereits eine Art Goldgräberstimmung auf. Denn diese blaue Farbe wurde dann beispielsweise in Glaswaren und beim „Zwiebelmuster“ auf Meissener Porzellan angewendet.

Pläne nach Stilllegung des Bergbaus

„Derzeit prüfen Planungsbüros, Bergbauunternehmen und die zuständigen Ministerien, inwieweit das extrem große Vorkommen von Kobalt unter dem Schloss Nossen erreicht werden kann“, sagt Pfennig. Genauere Informationen zum weiteren Verlauf habe die Stadt noch nicht. Nossen sei sich bewusst, wie wichtig der Rohstoff für die deutsche Wirtschaft und das Erreichen der Klimaziele ist. Tagebau, aber auch Untertagebau kämen in Betracht.

Inwieweit das Schloss, das zu den schönsten Ausflugszielen in Nossen gehört, in seiner Gesamtheit dabei erhalten bleiben könne, sei unklar. „In der aktuellen Entwicklungsphase ist nur der Südflügel von den Maßnahmen nicht betroffen“, sagt Pfennig. Aufgrund des großen Vorkommens und damit verbundenen Gewinns käme auch eine Umsetzung des Schlosses auf Kosten des Bergbauunternehmens, das den Zuschlag erhält, in Betracht. Über mögliche Standorte habe sich die Stadtverwaltung bereits Gedanken gemacht. So kämen der Rodigt oder Zella, gegenüber des Klosterparks Altzella, infrage.

Zudem mache sich die Verwaltung bereits Gedanken, wie es nach dem Abbau des Kobalts weitergehen soll. So könnte das Areal als Besucherbergwerk genutzt werden. Damit würde auch ein Punkt aus dem einstigen Wahlprogramm des Bürgermeisters Christian Bartusch (SPD) umgesetzt werden, der touristische Attraktionen schaffen wollte. Bei einem Tagebau denke die Stadt an eine spätere Flutung mit Muldenwasser, was den bereits 2018 geplanten Yachthafen wieder in den Mittelpunkt rücke, erklärt Pfennig.

Bürgermeister Bartusch sagt, “In dem unerwarteten Kobaltfund unter unserem Schlossberg sehe ich eine großartige Chance für die wirtschaftliche Entwicklung der Stadt Nossen. Wir können mit der Förderung dieses bedeutenden Rohstoffs einen wichtigen Beitrag zum Gelingen der Energiewende leisten und werden in diesem für den Freistaat Sachsen sehr bedeutsamen Industriezweig unabhängiger von Importen aus Drittländern.”

Dennoch habe er auch Bedenken. “Natürlich darf man auch die Schattenseiten des Projektes nicht verschweigen.” Wie es mit dem Schloss weitergeht, sei noch unklar. “Mit einem Teil- oder Komplettabriss des Schlosses verlieren wir eine der bedeutendsten Sehenswürdigkeiten und historischen Stätten unserer Stadt. Ich werde mich persönlich dafür einsetzen, dass zumindest der Wetterhahn auf das Rathausdach umgesetzt wird, um als Erinnerung dauerhaft erhalten zu bleiben.”

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