Wenn‘s noch ein bisschen feiner sein darf
Um die von der erwartungsvollen Kundschaft vorausgesetzte Qualität sicherzustellen und einen Business Case zu schaffen, wird eng mit BMW zusammengearbeitet: Durch komplizierte Sondersteuerungen im Herstellungsprozess können die meisten Alpina-Spezifika direkt am Band der Großserie integriert werden.
Eigentlich unglaublich, dass diese Form von Leben und Lebenlassen heute noch stattfindet. Das hat mit dem Spirit der mehr oder weniger eigentümergeführten Struktur von BMW im Gegensatz zu aalglatten Aktiengesellschaften im Streubesitz zu tun.
Gern über 300 km/h, was bei BMW auch für Geld und gute Worte (offiziell) nicht möglich ist. Mit dieser klaren Trennung zwischen den Disziplinen hat der Mikrokosmos Alpina die BMW-Welt bereichert und ergänzt. Doch unbarmherzige weltweite Regularien mit rapide zunehmender Komplexität in der Gesamtfahrzeugentwicklung samt Abstimmung von Assistenzsystemen zwingen Kleinstserienhersteller zunehmend dazu, die Flinte ins Korn zu werfen.
Daher lässt sich die Vorstellung von Alpina B3 und B4 GT mit einem lachenden und einem weinenden Auge betrachten. Das lachende Auge sieht ein einzigartiges Angebot für extrem anspruchsvolle Individualisten. Den Anlass einer kleinen Modellüberarbeitung seitens BMW hat Alpina beim Schopf gepackt und ein GT-Modell für 3er-Limousine und -Touring sowie 4er-Gran-Coupé auf den Markt gebracht.
Das Gefühl der Lenkung, das Ansprechverhalten der Dämpfer und Federung, die Abstimmung des Acht-Gang-Automatikgetriebes – alles eine Klasse für sich. Selbst eine eigene Reifenkennung wurde mit Pirelli entwickelt, um den Alpina-Charakter noch mehr herauszuarbeiten. Randnote: Wer den Innenraum in „Lavalina“-Leder von der hauseigenen Sattlerei einkleiden lässt, ist auch darin exklusiver unterwegs als in der Großserie möglich.
Das weinende Auge sieht, dass es eines der letzten echten Alpina-Produkte sein wird. BMW hat sich den Markennamen Alpina gesichert, die jahrzehntelang bestehende Produktions- und Produktsymbiose wird 2026 auslaufen. Zwar tröstet die Familie Bovensiepen als Eigentümer, dass sie nun mehr Kapazität zur Pflege der fast 60-jährigen Historie frei haben und man noch das eine oder andere Modell-Update in der Pipeline hat.
Trotzdem ist so etwas wie Endzeitstimmung zu spüren. Wohin sich die Marke unter BMW-Regie entwickeln wird, ist ebenso spannend wie ungewiss.