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VW Käfer: So modern hätte er aussehen können

Um 1970 herum entstand ein Designmodell mit hinteren Türen

vw käfer: so modern hätte er aussehen können

Vor 20 Jahren lief der letzte VW Käfer in Mexiko vom Band. Ein Auto, welches in den 1930er-Jahren konstruiert wurde. Und so merkte auch VW irgendwann, dass die Ikone trotz aller Verbesserungen nicht mehr auf Höhe der Zeit war. Enorme Summen wurden in unzählige Nachfolgeprojekte gesteckt, die teilweise erst kurz vor Serienbeginn gestoppt wurden (siehe Link am Ende des Beitrags).

Zwei Kernprobleme hatten die Ingenieure und Kaufleute in Wolfsburg: Einerseits hielt der 1968 gestorbene Konzernchef Heinrich Nordhoff zwanghaft am Heckmotor fest. Andererseits stieg die Käfer-Nachfrage insbesondere in den USA in den späten 1960er-Jahren massiv an, 1968 und 1969 liefen fast eine Million Käfer jährlich vom Band. Gleichzeitig arbeiteten US-Behörden an verschärften Sicherheitsvorschriften. Bedeutet: Den Käfer nicht töten, sondern ihn sogar noch modernisieren.

vw käfer: so modern hätte er aussehen können

VW Weltmeister-Käfer 1302 von 1972

Klar war, das der Käfer in seiner bisherigen Form unter der neuen Gesetzgebung schwer in den Staaten verkäuflich gewesen wäre. 1970 wurde der VW 1302 mit massiven Änderungen vorgestellt: Schräglenker-Hinterachse, Federbein-Vorderachse, neue Frontpartie mit vergrößertem Kofferraum. Problematisch blieb aber vor allem der Abstand zwischen Kopf und Windschutzscheibe.

Käfer-Papst Hans-Rüdiger Etzold lieferte einst in seiner mehrbändigen Modell-Übersicht nähere Hintergründe: Die Köpfe der Frontpassagiere durften die Windschutzscheibe nicht berühren, wenn sie sich nach vorn beugten. Fast alle amerikanischen Fahrzeuge erfüllten diese Forderung, der Käfer mit seiner nur leicht gewölbten Windschutzscheibe nicht. Um den Käfer dennoch in seiner Grundform zu erhalten, entstanden einige Stylingstudien des damaligen Designchefs in Wolfsburg, Herbert Schäfer. (Anmerkung der Redaktion: Dem wir später den Golf II und Passat B3 verdanken…)

Die Außenabmessungen des Käfers sowie der Radstand blieben erhalten, ebenso die typischen Käfer-Merkmale wie die stark gewölbten Kotflügel und die obligatorischen Trittbretter. Die gewölbte Windschutzscheibe des Käfers entsprach den amerikanischen Forderungen nach mehr Sicherheit. Dennoch kam das Projekt nicht über das Entwurfsstadium hinaus. Der Grund war einfach. Man suchte nach einer kostengünstigeren Lösung, zumal die Schäfer-Variante doch größere Veränderungen am Käfer erforderte, wie die Fotos zeigen.

vw käfer: so modern hätte er aussehen können

VW 1303 Gelb-Schwarzer Renner

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VW 1303 (1972-75) mit den markanten “Elefantenfuß”-Rückleuchten

Die einfachste Lösung war eine stärkere Wölbung der Windschutzscheibe, wie sie dann 1972 im VW 1303 der Öffentlichkeit vorgestellt wurde. Zu diesem Zeitpunkt waren die amerikanischen Forderungen nach mehr Kopffreiheit längst vom Tisch, so dass der 1303 eigentlich nie hätte gebaut werden dürfen. Da aber die Werkzeuge bereits standen, wurde das Projekt durchgezogen.

Tatsächlich lebte der “Super-Käfer” 1303 nur bis 1975. Nachdem im gleichen Jahr der VW Polo als eigentlicher Käfer-Erbe auf den Markt gekommen war, ging VW beim Käfer zwei Schritte zurück und baute diesen technisch abgespeckt noch bis 1978 in Emden.

Was beim Schäfer-Konzept auffällt, ist die durchaus elegante Integration der hinteren Kotflügel samt neuer Leuchten in den Stoßfänger. Und noch markanter: Erstmals gab es einen VW Käfer mit hinteren Türen. Bis dato existierten nur teure Umbauten privater Firmen für das Taxi-Gewerbe.

Teuer wäre wohl auch die Realisierung des Schäfer-Käfer geworden. Mit viel Geld ein altes Konzept neu aufwärmen? 1971 rückte Rudolf Leiding auf den VW-Chefsessel und forcierte die Entwicklung der neuen Frontmotortypen, aus denen 1973 der Passat (auf Basis des Audi 80) und 1974 der Golf hervorging. Letzteren gab es auch mit hinteren Türen, der renovierte Käfer wäre vermutlich kaum günstiger geworden. Kuriosum zum Schluß: Auch die ideellen Käfer-Nachfolger New Beetle und Beetle gab es nie als Fünftürer. Vielleicht kommt ja ein elektrischer ID. Beetle?

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