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VW-Chef: „Der Fortschritt der Elektromobilität ist nicht aufzuhalten“

vw-chef: „der fortschritt der elektromobilität ist nicht aufzuhalten“

Bild: VW

VW-Chef Thomas Schäfer hat in einem Interview mit dem Portal Edison über die aktuelle Lage bei Elektroautos gesprochen. Der Konzern fährt teilweise die Fertigung von Modellen im Werk Zwickau wegen schwächelnder Nachfrage zurück. Mittel- bis langfristig sieht man bei den Wolfsburgern die Zukunft aber weiter in der Elektromobilität.

„Man merkt schon, dass sich die Auftragseingänge im Elektromarkt insgesamt deutlich abgekühlt haben“, erklärte Schäfer. Das habe viele Gründe: die allgemeine Verunsicherung bei den Konsumenten, hohe Zinsen, zeitweise hohe Strom-Kosten, teilweise ausgelaufene Förderprogramme. Das spüre auch VW – in Deutschland, aber auch in anderen Verkaufsregionen Europas.

„Einige Spieler“ versuchten jetzt, „mit extremen Preisreduzierungen“ Marktanteile zu kaufen. Das sei seiner Meinung nach „ein Riesenfehler“, „weil das nicht nachhaltig ist und die Restwerte der Fahrzeuge nachhaltig beeinträchtigt“, erklärte der VW-CEO. Bei VW konzentriere man sich weiter darauf, die Produktsubstanz der Modelle der Elektroauto-Familie ID. zu stärken – etwa mit Updates wie beim ID.3, ID.4 und ID.5.

Einen längeren Einbruch der Verkaufszahlen bei den E-Modellen erwartete Schäfer nicht. 2024 werde aber sicher ein hartes Jahr für die gesamte Industrie. Der Vorteil von VW sei, dass es relativ viele neue Verbrenner-Modelle habe, die sich sehr gut verkaufen. Der Tiguan und Passat beispielsweise, auch als Plug-In-Hybride. Das stabilisiere das Geschäft und zeige auch die Vorteile von Unternehmen, die alles im Portfolio haben: moderne Verbrenner, Hybride und elektrische Fahrzeuge.

„Der Fortschritt der Elektromobilität ist nicht aufzuhalten“, betonte der VW-Boss. Daran ändere auch das aktuelle Zwischentief nichts. Als Marke bringen man elf neue Elektromodelle bis 2027. Und danach kämen viele neue Modelle auf der skalierbaren Systemplattform SSP, unter anderem das Trinity-Projekt. „Wir haben hart daran gearbeitet, um hier das richtige Portfolio zu entwickeln. Mit den richtigen Modellen für die richtigen Segmente. Mit Autos, die in jeder Beziehung zu VW passen. Da haben wir jetzt einen super Fahrplan bis 2033“, so Schäfer.

Kostensenkung im Fokus

VW verdient laut dem Manager mit seinen Elektroautos Geld, die Marge sei aber noch nicht auf dem Niveau von Verbrennern. Daran arbeite man intensiv, weil man zukünftig mit steigenden Elektroauto-Verkäufen auch vernünftig Geld verdienen wolle. Das sei momentan ein Schwerpunkt des Ergebnisprogramms. „Da geben wir richtig Gas, damit wir auch langfristig das Unternehmen sauber aufstellen – und wir uns die Investitionen in die neuen Technologien weiterhin leisten können.“

Für Europa sei gerade im Gespräch, 2033 den letzten Verbrenner zu bauen. In einigen Regionen wie in Südamerika werde VW aber sicher noch länger entsprechende Fahrzeuge anbieten.

Auf die zunehmende Konkurrenz bei Elektroautos durch chinesische Hersteller angesprochen sagte Schäfer, dass man deswegen bei VW keine Angst habe, „aber durchaus Respekt“. Die neuen Marken aus der Volksrepublik hätten mit ihren Modellen einige gute Dinge angestoßen. „Individuelle Features, die man bei uns auch bringen könnte, interessante Detaillösungen.“ Es sei aber kein Wettbewerber dabei, der alles hat. „Wir glauben, dass wir ein besseres Gesamtpaket bieten können. Zumal wir Dinge, die in der Kritik waren, inzwischen in Ordnung gebracht haben. Materialien, beleuchtete Slider, ein besseres Infotainment und so weiter.“

Auch Elektroautobauer Tesla nehme man ernst, da dieser sich in den Volumenbereich herunter arbeite. Der VW-CEO verwies allerdings auf „einen extremen Preisverfall“ bei einigen Modellen des US-Herstellers. Das seien negative Effekte für die Kundschaft, die die Restwerte der Fahrzeuge verderben. Bei VW halte man es für sinnvoller, Produktionskapazität anzupassen und das auf diese Art und Weise auszubalancieren.

Am Ende gehe es um die Kosten. VW gebe alles, seine Kostenpositionen in Ordnung zu bringen – von den Material- über die Entwicklungs- bis zu den Fertigungskosten. Der Wettbewerb bei der Elektromobilität sei gerade „enorm“, das sei ein Verdrängungswettbewerb. „Die Musik spielt und wir sind als VW mit unseren Modellen mitten auf der Tanzfläche. Da können wir nicht runtergehen und sagen: Wir kommen bei Gelegenheit gern mal wieder. Nein, da heißt es jetzt, sich zu behaupten“, sagte Schäfer.

„Setzt sich Elektromobilität durch? Ja, zweifellos“, unterstrich der VW-Chef. Die Richtung sei „absolut klar“ – die Frage sei nur, „wie schnell das jetzt geht“. Für den Übergang sei wichtig, dass VW mit den Verbrenner-Modellen, die vom Ertrag her noch sehr gut seien, weiter gute Geschäfte macht, um sich die Transformation in die Elektromobilität leisten zu können. Diese Möglichkeiten hätten andere nicht.

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