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Vorstellung Suzuki V-Strom 800 DE: Schwer in Fahrt

Suzuki will mit der V-Strom 800 DE in der Mittelklasse angreifen. Sie soll abseits befestigter Pfade überzeugen, leidet aber mutmaßlich unter ihrem Gewicht.

vorstellung suzuki v-strom 800 de: schwer in fahrt

Suzuki schiebt mit der V-Strom 800 DE eine neue Reiseenduro in der heiß umkämpften Mittelklasse an den Start.

(Bild: Suzuki)

Die V-Strom 800 DE soll im hart umkämpften Segment der Mittelklasse-Reiseenduros reüssieren. Das Modell wurde samt Motor von Grund auf neu entwickelt. Komfort stand im Lastenheft weit oben. Das V im Namen gaukelt einen Motor vor, den sie nicht hat.

Die Suzuki DL 650 V-Strom startete 2004 mit einem V2-Motor und fristete ein eher unauffälliges, aber erstaunlich erfolgreiches Dasein. Sie war im Vergleich zur Konkurrenz nie der Überflieger und hat sicher auch keinen Designpreis verdient, und dennoch hat sie sich im Laufe der Jahre beständig verkauft. Wer eine günstige und zuverlässige Reisebegleiterin suchte, war mit der DL 650 V-Strom immer gut bedient. Suzuki wusste, dass sie bei der Entwicklung einer Nachfolgerin sehr sorgfältig arbeiten mussten, um die Kunden nicht zu verschrecken. Das Ergebnis heißt V-Strom 800 DE, bietet aber entgegen der Namensgebung keinen V-Motor mehr, sondern einen in der Klasse mittlerweile üblichen Reihenzweizylinder mit 270 Grad Zündversatz.

Ein PS mehr als das Naked Bike

Der Motor verfügt über 776 cm3 und produziert 62 kW bei 8500/min. Interessanterweise liegt die V-Strom damit ein PS über der Leistung des Naked Bikes GSX-8S, die den ansonsten identischen Motor besitzt. Eigentlich geben die Hersteller in solchen Fällen ihren Straßenmodellen immer mehr Leistung als den Enduros, dafür weisen die Geländegänger meist ein früher anliegendes maximales Drehmoment auf – bei den zwei Suzukis ist es jedoch mit 78 Nm bei 6800/min identisch. Der Motoraufbau zeigt sich nicht außergewöhnlich: Flüssigkeitskühlung, zwei obenliegende Nockenwellen, vier Ventile pro Zylinder, Benzineinspritzung und elektronische Drosselklappensteuerung.

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Suzuki V-Strom 800 DE (8 Bilder)

vorstellung suzuki v-strom 800 de: schwer in fahrt

Die übereinander angeordneten LED-Scheinwerfer zeigt schon die GSX-S 1000, dazu kommen eckige LED-Blinker. Das wirkt futuristisch, aber nicht unbedingt harmonisch. Soll es wohl auch nicht.

Zwei Ausgleichswellen

Suzuki weist auf die zwei Ausgleichswellen hin, eine liegt vor und die andere unterhalb der Kurbelwelle. So sollen Vibrationen eliminiert werden. Auch auf die Thermostatsteuerung für ein schnelles Erreichen und Halten der optimalen Betriebstemperatur ist Suzuki stolz, dabei sollte das eigentlich selbstverständlich bei einem modernen Motor sein. Das Design der V-Strom 800 DE lehnt Suzuki an das der größeren V-Strom 1050 DE an, die wiederum Anleihen von der legendären Suzuki DR Big aus den späten 1980er-Jahren genommen hat. Die DR Big hält nicht nur bis heute den Rekord als größter Einzylinder im Serienmotorradbau, sondern hatte auch als erstes Modell den Entenschnabel, der später von BMW für die GS adaptiert wurde und seitdem bei fast keiner Reiseenduro mehr fehlt.

Eigenwilliges Design

Die Front der V-Strom 800 DE prägen neben dem Entenschnabel der steile Windschild und die übereinander angeordneten LED-Scheinwerfer wie sie auch die GSX-S 1000 zeigt, dazu gesellen sich eckige LED-Blinker. Das wirkt zwar futuristisch, aber nicht wirklich harmonisch. Das Heck erscheint mit der üppig gepolsterten Sitzbank voluminöser als bei den meisten Konkurrenten, verspricht aber einen anständigen Komfort für Fahrer und Sozia. Lobenswert, dass Gepäckträger, Handprotektoren, Motorschutz und die Drahtspeichenräder serienmäßig sind.

Vorne verbaut Suzuki sogar ein 21-Zoll-Rad, was die Enduristen freut, aber beim Hinterrad bleibt sie bei straßenorientierten 17 Zoll. Die Reifendimensionen sind mit 90/90-21 und 150/70-17 schmal gewählt, was dem Geländebetrieb entgegenkommt. Ein Brückenrahmen aus Stahl dient als Rückgrat und nimmt den Motor als tragendes Element auf. Der Heckrahmen ist praktischerweise angeschraubt, so kann er kostengünstig getauscht werden, falls er bei einem Sturz verbiegt.

Lange Federwege

Vorne verzögern zwei 310-mm-Bremsscheiben mit Zwei-Kolben-Sätteln, hinten erledigt das eine 260-mm-Bremsscheibe mit einem Einkolbensattel. Der riesige Endschalldämpfer ist kein schöner Anblick, aber der Abgasnorm Euro 5 geschuldet, wobei andere Hersteller hier deutlich kompaktere Lösungen bieten. Bei den Federwegen hat Suzuki mit 220 mm vorne wie hinten nicht gespart, am Vorderrad arbeitet eine in Vorspannung und Druckstufe einstellbare Upside-down-Gabel von Showa, an der Aluminium-Zweiarmschwinge ein voll einstellbares Zentralfederbein. Mit einer Sitzhöhe von 855 mm liegt die V-Strom 800 DE im klassentypischen Durchschnitt. Der lange Radstand von 1570 mm und der Lenkkopfwinkel von 62 Grad sowie ein Nachlauf von 114 mm lassen auf einen stabilen Geradeauslauf schließen, immerhin gibt Suzuki eine Höchstgeschwindigkeit von über 180 km/h an.

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Suzuki V-Strom 800 DE (6 Bilder)

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Die V-Strom 800 DE will die Reisefraktion ansprechen, die auch schon mal Schotterwege unter die Räder nimmt.

Üppiges Gewicht

Die V-Strom 800 DE bringt mit vollem 20-Liter-Tank üppige 230 kg Gewicht auf die Waage. Das ist deutlich mehr als die Konkurrenz in der Klasse vorweist und sich nicht gerade förderlich für Geländeritte auswirkt. Ein TFT-Display ist mittlerweile Standard bei neuen Modelle und die V-Strom 800 DE bietet eines im Fünf-Zoll-Format, allerdings ohne Bluetooth-Konnektivität.

Die Suzuki verfügt über drei Fahrmodi, eine Drehzahlanhebung für das Anfahren, eine dreistufige Schlupfregelung plus einen Gravel-Modus, der dem Hinterrad mehr Schlupf erlaubt wird, sowie ein ABS, das am Hinterrad abgeschaltet werden kann. Die Serienausstattung geht zwar in Ordnung, ist aber nicht üppig. Da werden Kunden im gut bestückten Zubehör wohl noch kräftig investieren müssen, wo Suzuki unter anderem Koffersysteme aus Aluminium oder Kunststoff, Topcase, hohe bzw. niedrige Sitzbank, Hauptständer, Griffheizung, Sturzbügel, LED-Nebelscheinwerfer, Navihalter und eine hohe Tourenscheibe bereithält.

Eher hoher Preis

In Anbetracht dessen ist der Preis von 11.500 Euro für die V-Strom 800 DE eher hoch angesetzt. Dabei war Suzuki früher dafür bekannt, sich mit Kampfpreisen große Marktanteile zu sichern. Die ebenfalls brandneue Honda XL 750 Transalp bietet acht PS mehr, ist 22 kg leichter und kostet deutlich unter 11.000 Euro. Die Suzuki V-Strom 800 DE steht ab Frühsommer 2023 bei den deutschen Händlern und ist in Gelb, Grau oder Schwarz erhältlich. Wer günstiger fahren möchte: Die altbewährte V-Strom 650 mit V2-Motor und 71 PS bleibt 2023 noch im Programm für 8800 Euro.

(mfz)

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