Datsun

Vor 50 Jahren: Ein Datsun mit Wankelmotor

Ja, auch Nissan forschte einst an den kreisenden Kolben

vor 50 jahren: ein datsun mit wankelmotor

Heutzutage sind Elektroautos das Zukunftsthema der Automobilindustrie. Jede Marke, die etwas auf sich hält, setzt auf die Stromer. Vor 50 Jahren hingegen galt häufig der Wankelmotor als der letzte Schrei und der heiße Sche..ss von morgen. Man stelle sich nur vor, die Politik hätte die kreisenden Kolben ähnlich unterstützt wie heute die Elektromobilität.

Aber das bleibt ein Gedankenspiel, der Wankelmotor hatte auf Dauer keine Zukunft und ist bis heute ein beliebtes Thema von Mythen und Verschwörungstheorien. Letztlich muss man sagen: Der falsche Motor zur falschen Zeit, aber mit ästhetisch bestechendem Prinzip.

Der Kreiskolbenmotor lebt in Drohnen weiter, im Pkw wird er 2023 ein kleines Comeback als Generator im elektrischen Mazda MX-30 geben. Heutzutage kennt man in Sachen Wankel-Autos den NSU Ro 80, den Mazda RX-7 oder noch den Mercedes C 111. Bei den Entwicklungen von Citroën oder der DDR braucht es schon Fanwissen.

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Mazda Cosmo Sport 110 S (1967-1972)

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Mercedes-Benz C 111

Die Welt wollte Wankel

Weit über 20 Firmen besorgten sich seit 1959 eine Wankel-Lizenz bei NSU, später Audi NSU. 1983 liefen die wichtigsten Patente aus. Wie bereits erwähnt, waren Mazda und Daimler-Benz schon früh dabei, aber auch Firmen wie Graupner (für Modellflugmotoren), Fichtel & Sachs (für Motorräder), MAN, Porsche und Alfa Romeo. Um 1970 herum befand sich der Wankel-Hype auf seinem Höhepunkt: Der Ro 80, die Mazda-Fahrzeuge und der C 111 deuteten auf eine verheißungsvolle Zukunft hin.

1970/71 sprangen namhafte Autohersteller auf den Wankel-Zug auf, um den Trend nicht zu verpassen. General Motors, Suzuki und Toyota erwarben eine Lizenz. Nicht ohne Grund konnte Felix Wankel seine Wankel GmbH 1971 für die damalige Unsumme von 50 Millionen DM an Lonrho verkaufen.

Auch Nissan investierte, wie alte Dokumente im frisch digitalisierten Pressebereich des Konzerns zeigen. Mit dem Datum 6. Oktober 1970 vermelden die Japaner ihre Lizenznahme. Allerdings plante man zunächst keinen kommerziellen Einsatz, sondern wollte insbesondere an der Abgas-Thematik forschen.

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Elemente eines Wankelmotors von Mazda

Interessant ist die Aussage des damaligen Nissan-Präsidenten Katsuji Kawamata: Man sehe den Wankelmotor eher als „Reserve Unit“ denn als letztes Wort gegen die Luftverschmutzung. Man arbeite parallel an Elektroautos, Dampfantrieben (!) und Turbinen.

Premiere in Tokio

Zwei Jahre später, am 26. Oktober 1972 verkündete man stolz den Prototypen eines Kreiskolbenmotors für die Tokyo Motor Show. Das Zwei-Scheiben-Aggregat mit Umfangseinlass und Vierfach-Vergaser habe 500 ccm pro Scheibe. Zudem zwei Zündkerzen pro Rotor und eine axiale Wasserkühlung. Eingebaut war der Motor in einem Datsun Sunny Excellent.

Man hoffe darauf, die ersten Wankel-Autos (“ein sportlicher Pkw”) Ende 1973 auf dem japanischen Markt anbieten zu können. Zudem wurden die Leistungsbereiche bei der Lizenznutzung angepasst: 30 bis 230 PS für Pkw sowie 30 bis 150 PS für Bootsmotoren. Während die erste Vertragsfassung sich nur auf den Verkauf in Japan beschränkte, konnte Nissan nun seine Wankelmotoren weltweit anbieten.

Doch daraus wurde wie bei fast allen Lizenznehmern nichts. Audi NSU berichtete in einer finalen internen Übersicht anno 1979, dass Nissan 1977 ausgestiegen war. Der Wankel-Sunny zeigt aber, wie dicht der Konzern an einer Serienfertigung war.

Aufgrund der globalen Erweiterung der Lizenz ist anzunehmen, dass Nissan den Wankel-Erfolg von Mazda in den USA beobachtet hatte. Die Ölkrise von 1973 scheint aber dazu geführt zu haben, dass der im Mai desselben Jahres vorgestellte Sunny B210 keinen Kreiskolbenmotor als Option erhielt. Geschadet hat es dem Modell nicht, es wurde zum globalen Bestseller.

Apropos 1972: Im gleichen Jahr startete Datsun/Nissan seinen Vertrieb in Deutschland. Ab Mai 1973 koordinierte die neu gegründete Nissan Motor Deutschland GmbH mit Sitz in Düsseldorf die Arbeit der vier Importeure und der ersten Vertragshändler. Bereits drei Jahre später feierte Nissan die 50.000. Neuzulassung eines Datsun in Deutschland. 1981 beschloss der Automobilhersteller die Namensvereinheitlichung – der Markenname Datsun wurde zugunsten von Nissan abgeschafft.

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