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Verkaufsziel 11 Millionen Autos: Toyota geht nach Produktionsrekord in die Offensive

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Toyotas neuer Konzernchef Koji Sato verkündet auf seiner ersten Bilanzkonferenz seine ambitionierten Ziele. Issei Kato / Reuters

Die Chipkrise scheint bei Toyota keine Spuren zu hinterlassen: Der weltgrösste Autobauer will als erster Hersteller der Welt die Marke von elf Millionen verkauften Autos pro Jahr übertreffen. Dies teilte der neue Konzernchef Koji Sato am Mittwoch auf der Bilanzpressekonferenz für das Ende März abgelaufene Geschäftsjahr 2022 mit. Auch bei Gewinnen, Elektroautos und Dividenden drückt er aufs Gas.

Nach einem Produktionsrekord im Jahr 2022 will Toyota im laufenden Jahr die Fertigung nochmals um über 10 Prozent auf 10,1 Millionen Autos und die globalen Verkäufe inklusive Joint Ventures in China um 7,8 Prozent auf 11,4 Millionen Stück erhöhen. Der Absatz von Elektroautos soll sich dieses Jahr auf 220 000 Wagen versechsfachen.

Darüber hinaus will Sato die Gewinnmarge, die 2022 von 9,5 auf 7,3 Prozent gesunken war, auf 7,9 Prozent hochdrücken. Zudem kippte der neue Chef die bisherige Dividendenpolitik, die darin bestand, bis zu 30 Prozent der Gewinne an die Aktionäre auszuzahlen. Als erster Schritt erhöhte er die Dividende für 2022 um 8 auf 60 Yen pro Aktie.

Mit den starken Ergebnissen im Rücken rief Sato nach Jahren der Stagnation eine neue Wachstumsoffensive aus. «Basierend auf unserem Fundament wird unser neues Managementteam in der Lage sein, sich auf strategische Initiativen in Wachstumsbereichen zu fokussieren», meinte Sato, der im April die Konzernführung von Akio Toyoda, dem Enkel des Firmengründers, übernommen hatte.

Das Resilienzprogramm zahlt sich aus

Sato führte diese Chance auf die Ergebnisse von Toyodas 14-jähriger Amtszeit zurück. Dieser hatte versucht, Toyotas Management schneller und vor allem krisensicherer zu machen. Toyoda sah nach der Weltwirtschaftskrise und diversen Erdbeben- und Überschwemmungskatastrophen sein Erbe nicht nur darin, dass er den Konzern flexibel genug getrimmt hatte, dass dieser selbst bei einer neuen Wirtschaftskrise profitabel bleiben würde. Der Konzern hatte unter ihm auch seine Zusammenarbeit mit den Zulieferern verstärkt, um Probleme in der Lieferkette frühzeitig zu entdecken.

Zudem verabschiedete sich Toyoda nach einigen mehrwöchigen nationalen Produktionsstopps in Japan bei einigen Schlüsselprodukten von seinem gerühmten Just-in-time-Management, legte grössere Lagerbestände an und heuerte neue alternative Lieferanten an.

Dies zahlte sich nun während der Chipkrise und der Pandemie aus. Auch Toyota musste die Produktion wegen Chipmangels zeitweise drosseln. Aber während der Absatz von Volkswagen und General Motors drastisch sank, konnten die Japaner ihr Niveau halten und 2022 rasch wieder steigern.

Inklusive der voll eingerechneten Verkäufe von Joint Ventures erhöhte Toyota den Absatz um 1,7 Prozent von 10,4 Millionen auf 10,6 Millionen Autos. Der Umsatz sprang sogar um 18 Prozent auf 37,1 Billionen Yen (244 Milliarden Franken). Nur bei den Gewinnen resultierte bei Toyota im Gegensatz zu den deutschen Herstellern etwas weniger.

Während Volkswagen, BMW und Mercedes-Benz 2022 mehr Gewinn verbuchten, sank Toyotas Betriebsgewinn um 9 Prozent auf 2,7 Billionen Yen (17,8 Milliarden Franken) und der Reingewinn um 13 Prozent auf 2,5 Billionen Yen (16,5 Milliarden Franken).

Ein Grund ist, dass Toyota in einigen Märkten die Preise weniger erhöht hat als viele Konkurrenten. Zudem schulterte der weltgrösste Hersteller einen Teil der steigenden Rohstoff- und Energiepreise bei einigen seiner Zulieferern selber. Die Lage hätte noch schlechter ausgesehen, wenn nicht Wechselkursgewinne in Höhe von 8,6 Milliarden Euro die Bilanz aufgehübscht hätten.

Toyota will den Rückstand bei Elektroautos aufholen

Der Druck auf die Gewinne ist allerdings nicht die einzige Baustelle des neuen Konzernchefs. Der 53-jährige Ex-Chef von Toyotas Premiummarke Lexus wurde vor allem deshalb ans Steuer gerufen, um das grösste Versäumnis seines Vorgängers Toyoda wettzumachen: den Spätstart in die batterieelektrische Mobilität.

Toyoda hatte den Schwung der Elektroautooffensive unterschätzt und bei der Elektrifizierung lange auf Toyotas Marktführerschaft bei Hybridantrieben gesetzt, die Benzin- und Elektromotoren kombinieren. Besonders die Entwicklung in China, das zum grössten Elektroautomarkt geworden ist, hat die Japaner überrascht.

Der Chief Technology Officer Hiroki Nakajima ist gerade von der Schanghaier Automesse heimgekehrt und gestand: «Ich war total verblüfft.» Und zwar nicht nur von der Vielfalt der E-Autos, sondern auch von der Software. «Die Differenzierung von Autos durch smarte Funktionen verläuft viel schneller, als wir erwartet haben.»

Die Aufholjagd muss nun Sato leisten. Das Ziel ist klar: 2026 will Toyota bereits mindestens 1,5 Millionen Elektroautos verkaufen, 2030 3,5 Millionen Stück. In den kommenden drei Jahren seien dafür Investitionen von umgerechnet fast 17 Milliarden Franken in Batteriewerke, neue Plattformen und Produktionslinien notwendig, sagte der Finanzchef Yoichi Miyazaki. Bis 2030 kommt noch einmal die gleiche Summe hinzu.

China wird dabei zu Toyotas Labor. Sato hat gerade ein eigenes Team gegründet, das vor Ort Toyotas Antwort auf chinesische Elektroautos entwickeln soll. Denn der chinesische Markt verändert sich rasant. «Die Entwicklung würde zu lange dauern, wenn wir sie in Japan leisteten», sagte Nakajima.

Allerdings setzt Toyota dabei weiter darauf, neben reinen Elektroautos auch Verbrennungsmotoren sowie Hybrid- und Brennstoffzellenantriebe weiterzuentwickeln und zu verkaufen. Damit wolle Toyota flexibel auf die unterschiedliche Nachfrage nach diversen Antriebsarten in den verschiedenen Märkten reagieren, erklärte der Konzernchef Sato: «Insbesondere in Asien und in den Schwellenländern, die bis 2030 voraussichtlich um 30 Prozent oder mehr wachsen werden, wollen wir unsere Ertragsbasis stärken, indem wir uns auf Hybridfahrzeuge konzentrieren und so das Marktwachstum nutzen.»

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