Audi

Audi A2

Vergessene Studien: Audi A2 Concept (2011)

Wäre dieser Kleinwagen ein würdiger Nachfolger des umstrittenen A2 gewesen?

vergessene studien: audi a2 concept (2011)

Kleinwagen und Audi: Das ist eine wechselvolle Geschichte. Mit innovativen Modellen wie dem Audi 50 (der zum VW Polo wurde) und dem A2 zeigte die Marke ihr Können, doch richtig warm wurden die Kunden erst ab 2010 mit dem A1. Umso erstaunlicher, dass Audi ein Jahr später mit dem A2 concept ein noch kleineres Fahrzeug zeigte.

Der originale Audi A2 (1999-2005) ist inzwischen legendär und gefragt: Viel Platz auf nur 3,83 Meter Länge, dazu eine Aluminium-Karosserie. Einzig optisch gefiel er nicht jedem. Diesen Punkt sollte das 2011 vorgestellte A2 concept ausmerzen.

Mit der Technikstudie A2 concept gibt Audi einen Ausblick auf das elektrische Fahren in den Megacities der Zukunft. Der rein elektrisch angetriebene A2 concept ist ein klassisches Raumkonzept – ein Premiumfahrzeug für Ballungsräume mit großzügigem Platzangebot und ruhigem Auftritt“, hieß es seinerzeit offiziell.

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Eine neuartige Karosserietechnologie – eine Weiterentwicklung des ultra-Leichtbaus von Audi – begrenzte das Gewicht auf 1.150 Kilogramm. Die Lenkung und die Bremsen wurden rein elektrisch (by-wire) betätigt.

Das Audi A2 concept (so die offizielle Schreibweise) war nur 3.804 Millimeter lang, 1.693 Millimeter breit und 1.494 Millimeter hoch. Das Showcar war in mattem “Electroweiß” lackiert, sein opakes Glasdach ließ sich per Tastendruck transparent schalten.

An der Front der Technikstudie dominierte, wie bei jedem Audi, der Singleframe-Grill – in einer speziell auf den Elektroantrieb zugeschnittenen Version. Die oberen zwei Drittel waren als geschlossene, klappbare Fläche ausgeführt, hinter ihr lagen der Ladeanschluss und der Kühlwasserstutzen. Die vier Audi-Ringe hatte man intensiv plastisch herausgearbeitet, die Motorhaube war fest mit der Karosserie verschraubt.

Im unteren Bereich des Singleframe-Grills, der als Lufteinlass fungierte, saßen hocheffiziente Kühlelemente aus Graphitschaum – das leichte Mineral führte die Wärme vom Wasser an die Umgebungsluft ab. Im zentralen Lufteinlass brachte Audi acht Blöcke mit jeweils sechs Graphit-Elementen unter.

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Ein weiteres Highlight des A2 concept waren damals die Scheinwerfer in LED-Matrix-Lichttechnologie, der so genannte Matrix Beam. Ein ganzes Bündel kleiner, übereinander platzierter Leuchtdioden generierte das Abblend- und Fernlicht, Mikroreflektoren erlaubten seine präzise Positionierung. Die LEDs ließen sich getrennt zu- und abschalten, um die Straße in jeder Lage perfekt auszuleuchten.

Auch die Seitenansicht der Technikstudie war typisch Audi – mit kraftvollen Radhäusern, einem niedrigen Glashaus und einer früh absinkenden Dachlinie, die in einen langen Heckspoiler auslief. Die sogenannte Tornadolinie unter den Fenstern zog leicht nach oben. Unmittelbar unter ihr befand sich ein charakteristisches Feature des Audi A2 concept – das “Audi dynamic light”, ein Leuchtband, das die Scheinwerfer mit den Rückleuchten verband.

Das “Audi dynamic light” wurde von Leuchtdioden und Lichtleitern erzeugt. Im Ruhezustand erschien das einige Zentimeter hohe Band schwarz. Wenn sich der Besitzer des Audi A2 concept näherte, leuchtete es zur Begrüßung blau auf und fokussiert sich auf die Türgriffe, die im Band versenkt lagen. Sie fuhren aus, wenn der Fahrer mit der Hand über sie wischte.

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Wenn der A2 concept fuhr, leuchtete das dynamic light in hellem Orange. Beim Blinken pulsierte es auf der entsprechenden Seite, und beim Bremsen lief ein roter Lichtimpuls an der Flanke entlang – eine Warnung für andere Verkehrsteilnehmer.

Auch die Rückleuchten waren in der Matrix Beam-Technologie aufgebaut. Sie arbeiteten adaptiv – über einen Sensor erkannte das System, wie gut die Sicht war und passte die Leuchtkraft entsprechend an.

Die Instrumententafel war zweigeteilt, ihr linker Bereich schloß den Arbeitsplatz des Fahrers halbkreisförmig ein. Die Architektur des Innenraums nutzte die Möglichkeiten des Elektroantriebs. Der Boden hatte keinen Mitteltunnel; die Konsole zwischen den Vordersitzen ließ sich nach unten fahren, was freien Durchstieg erlaubte.

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Das Lenkrad des Audi A2 concept war oben und unten abgeflacht, eine einzige Speiche verband den Kranz mit dem Pralltopf. Die beiden großen, nach innen weisenden Hörner trugen berührungssensitive Flächen, über die sich die wichtigsten Funktionen steuern lassen – nur die Blinker- und Wischerfunktionen liefen noch über traditionelle Lenkstockhebel. Ein Konzept, wie man es später im VW Golf 8 oder ID.3 wiederfinden sollte.

Wurden beide Touchpads gleichzeitig berührt, wechselte der A2 concept in einen teilautonomen Fahrmodus. Ein offenes, schalenförmiges Profil diente als Lenksäule, es verlief horizontal zum Cockpit hin. An seinem Ende integrierte es ein Siebenzoll-Display, das von zwei Sekundär-Displays mit Geschwindigkeitsanzeige und Powermeter flankiert wurde.

Wenn der Fahrer per Taste den Elektroantrieb startete, umschloß ein animiertes Leuchtband Fahrer und Beifahrer; rechts vom Lenkrad klappten zwei Touchpads hoch. Die kleine linke Fläche war für die Steuerung der Fahrstufen (shift by wire), die größere rechte für die Klimatisierung sowie die Medienfunktionen reserviert. Die versenkbare Konsole zwischen den Sitzen verbarg ein weiteres Touchpad zur Eingabe von Schriftzeichen und für Sekundärfunktionen – eine Weiterentwick­lung des MMI touch.

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Die vier Einzelsitze im Audi A2 concept bauten ungewöhnlich leicht. Ihre Chassis bestanden aus Aluminium, bei den Schalen nutzten die Entwickler die Kunststoff-Blasformtechnologie. Je drei Streben verbanden die Sitze mit dem Boden, was den Fußraum im Fond vergrößerte. Unter den hochklappbaren Sitzkissen befanden sich Stauräume.

Der Audi A2 concept war ein reines Elektrofahrzeug. Seine Lithium-Ionen-Batterie, im doppelten Fahrzeugboden untergebracht, speicherte 31 kWh Energie, von denen 24 kWh nutzbar zur Verfügung standen. Der Elektromotor war quer im Vorderwagen montiert, er schickte über ein einstufiges Getriebe 85 kW (116 PS) Spitzenleistung (60 kW Dauerleistung) und 270 Nm Drehmoment (160 Nm bei Dauerleistung) auf die Vorderräder.

Die Technikstudie von Audi erreichte im europäischen Fahrzyklus eine Reichweite von 200 km. Mit 400 Volt-Drehstrom dauert eine Vollladung der Batterie etwa 1,5 Stunden, mit 230 Volt-Haushaltsstrom zirka vier Stunden.

Der Audi A2 concept beschleunigte in 9,3 Sekunden aus dem Stand auf 100 km/h, seine Spitze war der Reichweite zuliebe auf 150 km/h begrenzt. Eine McPherson-Aufhängung vorn und eine Verbundlenkerachse im Heck verlieh ihm agile Handling-Eigenschaften. Die Lenkung und die Bremsen arbeiteten rein elektrisch (steer-by-wire und brake-by-wire), sie kamen ohne mechanische oder hydraulische Verbindung zum Lenkrad beziehungsweise zum Pedal aus.

Die 18 Zoll-Räder waren in der so genannten Cladding-Technologie aufgebaut – die Basisräder aus Leichtmetall und die Deckräder werden separat hergestellt und miteinander verklebt, was den Materialeinsatz stark verringert. Die neue Hybridtechnologie, die Audi bei einigen Modellen bereits in der Serie anbietet, spart pro Rad zirka zwei Kilogramm Gewicht.

Aber bis zum ersten serienmäßige Elektroauto von Audi sollte es noch dauern: Erst 2018 wurde der e-tron (der inzwischen Q8 e-tron heißt) vorgestellt. Für einen neuen A2 war kein Platz unter dem 2011 noch recht neuen A1. Ironie der Geschichte: Für die Zukunft plant Audi ohne Kleinwagen.

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