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us-elektroautobauer Produktion, Personal, Liquidität: Die Probleme des Tesla-Jägers Lucid

“Lucid setzt mit dem reichweitenstärksten und am schnellsten aufladbaren Elektroauto auf dem Markt neue Maßstäbe”, heißt es vom US-Elektroautobauer über die Luxuslimousine Air. Es soll keine geringeren Konkurrenten als die großen deutschen Autobauer, wie BMW, Mercedes und Audi in den Schatten stellen. Zudem hat sich Lucid ausgerechnet Elektroauto-Pionier Tesla ausgeguckt. Schaut man allerdings hinter die Kulissen, schreibt das Unternehmen keine guten Zahlen.

Die Fahrzeugproduktion lief bislang weit nicht so gut, wie das Unternehmen angestrebt hatte. Schenkte man den Worten von Lucid-CEO und -CTO, Peter Rawlinson, 2022 Glauben, so würden in der Produktionsstätte in Arizona im vergangenen Jahr rund 20.000 Einheiten des Air vom Band rollen – Lucids bislang einziges Auto. Dann setzte Rawlinson das Produktionsziel auf 14.000 Einheiten herab und schließlich auf 7000. Tatsächlich produzierte Lucid im vergangenen Jahr 7.180 Fahrzeuge. Davon lieferte das Unternehmen 4.369 Stück aus. Der Wert blieb damit also deutlich hinter den ursprünglich angestrebten Produktionszahlen.

Das ist nicht der einzige Rückschlag für Lucid. Bitter für das Unternehmen ist auch: Drei Boardmitglieder verlassen das Gremium. Dabei sollten gerade sie die Branchenkompetenz einbringen, wie das “Manager Magazin” berichtet. Und nachdem im Herbst der Produktionschef Peter Hochholdinger sowie David Peel und Ralph Jakobs, zwei weitere Mitglieder des Topmanagements, das Unternehmen verlassen hatten, wurden bereits die nächsten Abgänge in der Führungsebene bekanntgegeben: Frank Lindenberg, Nancy Gioia und Anthony Posawatz werden sich zur nächsten Hauptversammlung, welche bei Lucid gewöhnlich Anfang Juni stattfindet, verabschieden. Damit verliert der US-Elektroautobauer seine einzigen drei Beschäftigten im Bord, die aus der Automobilbranche stammen.

Saudi-Arabien baut Machtstellung aus

Ihre Nachfolger bringen hingegen kaum Erfahrung in der Branche mit. Sherif Marakby, früherer Ford- und Magna-Mann, ist das einzige von drei neuen Mitgliedern mit Autoerfahrung. Folglich wird der saudi-arabische Staatfonds, Anteilseigner von 60 Prozent am E-Autobauer, seine Macht im Unternehmen weiter ausbauen. Das Königreich Saudi-Arabien bestimmt fünf von neun Aufsichtsräten und wird Turqi Alnowaiser künftig als Vorsitzenden des Aufsichtsrats benennen.

Der saudi-arabische Staatsfonds hat Lucid in den vergangenen Jahren bereits mit Geldern in Milliardenhöhe versorgt. Im Jahr 2018 rettete er das 2007 gegründete Start-up mit einer Milliarde-Dollar-Investition vor der Insolvenz. Zuletzt pumpte der Fonds im November bei einer Kapitalerhöhung über 900 Millionen der insgesamt eingenommenen 1,5 Milliarden Dollar in das US-Unternehmen.

Schließlich hat Saudi-Arabien selbst Interesse am Erfolg von Lucid: Es wurde eine Vereinbarung mit der saudi-arabischen Regierung zur Lieferung von bis zu 100.000 Fahrzeugen getroffen. Außerdem errichtet der Wüstenstaat derzeit eine Millionenstadt, in der man künftig in die Autoindustrie einsteigen möchte. Hier könnte auch Lucid die Produktion aufnehmen.

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Lucid: Ziele momentan deutlich über Produktionszahlen

Allerdings schrieb der US-Elektroautobauer zuletzt wieder Verluste. Nach eigenen Angaben reicht die Liquidität bei Lucid noch bis zum ersten Quartal 2024. Außerdem sind die Fahrzeugreservierungen laut Unternehmensangaben von 37.000 Stück Mitte 2022 auf 28.000 zum Jahreswechsel gefallen. In Deutschland wurden in den ersten beiden Monaten des Jahres lediglich fünf Lucid-Fahrzeuge zugelassen. Der Air kostet allerdings auch etwa 170.000 Dollar und damit umgerechnet rund 30.000 Dollar mehr als das vergleichbare Tesla Model S Plaid.

Die Produktionsprognose für dieses Jahr liegt bei 10.000 bis 14.000 Einheiten. Um die Ziele von 90.000 produzierten Fahrzeugen in 2024 und eine langfristige Steigerung auf 350.000 in der Zahl zu erreichen, muss Lucid also deutlich zulegen. Im nächsten Jahr möchte der US-Autobauer aber auch ein zweites Modell auf den Markt bringen. Das SUV trägt bislang den Namen “Project Gravity”.

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