Times mager
Turbo
Im Schleudergang richten wir die Welt zugrunde. Kommt es da auf einen einzelnen Buchstaben an? Doch, schon.
Früh war er gekommen, der Frühling, das Grün tat längst wieder so, als sei es schon immer dagewesen, die Blätter hielten den Turbulenzen des Aprilwetters spielend stand. Der Mensch dagegen, dessen Name hier nicht genannt wird, wusste nicht so recht, wie er den Turbulenzen der Welt, die ihn aufwühlten, würde standhalten können. Jemand schrieb ihm, freundlich zugewandt, er möge „bitte sicher durch die Turbolenzen navigieren“.
Das, so ging es dem Menschen durch den Kopf, sei aber noch lange nicht alles. Turbulenz, las er kurz nach, entstamme dem lateinischen Wort turbare, das mit „drehen, beunruhigen, verwirren“ übersetzt werden könne, und tatsächlich stehe ziemlich fest, dass der Wahnsinn den Turbo eingeschaltet habe und die Welt sich immer schneller drehe, als habe sie beschlossen, die Menschen Tag für Tag mehr zu beunruhigen und zu verwirren.
Und, so stellte der Mensch sich selbst eine rhetorische Frage, kann man das Wort von den Turbulenzen der Welt treffender steigern als mit einem kleinen Buchstabentausch, wenn die Drehungen und Beunruhigungen und Verwirrungen, angetrieben von der Selbstvernichtungslust der Menschen, kein Ende nehmen wollen? Turbolenzen, herrlich!
Von der freundlich zugewandten Person erschien auf dem Handy eine Nachricht. „Hast Du es gesehen? Du kannst natürlich auch ,Turbulenzen‘ lesen, mit ,u‘, wenn Du willst.“ Der Mensch wusste jetzt immer noch nicht, ob die „Turbolenzen“ Absicht gewesen waren oder Versehen. Aber es fühlte sich an, als hätte die freundlich zugewandte Person von Ferne seine Gedanken gelesen, und das tat gut. Noch ist nicht alles verloren, dachte er und schloss das Fenster.