Toyota brauchte mehr als einen kurzen Kuss, um den müden Langweil-Hybriden Prius in ein Auto zu verwandeln, das echten Fahrspaß bereitet und dazu noch gut aussieht. Jetzt ist der Tag der Verwandlung gekommen. Die neue Generation ist dynamischer denn je und bleibt als Plug-in-Version sparsam wie bisher.
Seit 25 Jahren ist der Toyota Prius auf dem Markt und fraglos ist der Japaner weltweit der Pionier für das Hybridzeitalter. Gerade in den USA und Japan wurde er über die Zeit zu einer Sparlegende, doch sein Design und die Motor-Getriebe-Kombination brachten ihm gleichermaßen viel Kritik ein. Damit soll in der neuen, fünften Generation endgültig Schluss sein, denn der Prius soll gegen die Übermacht der aufkommenden Elektromobile nach wie vor eine wichtige Speerspitze im Toyota-Modellangebot sein und nicht nur ein sparsamer Traum aller Taxifahrer.
„Ich wurde gebeten, einen Prius zu bauen, der das Image eines Taxis aufhebt und dem die Leute nachweinen, wenn sie ihn auf der Straße sehen“, sagt Chefingenieur Satoki Oya mit einem diskreten Lächeln. Ob das klappen wird, lassen wir einmal dahingestellt, doch im Vergleich zu den Vorgängerversion ist das neue Modell ein wahrer Beau.
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Die Proportionen des 4,60 Meter langen Toyota Prius sind nicht nur Dank der um fünf Zentimeter flacheren Dachlinie gefälliger denn je. 4,5 Zentimeter kürzer und ein um fünf Zentimeter gestreckter Radstand tun dem sparsamen Japaner einfach gut. Gerade die Fondinsassen freuen sich über die gewonnene Beinfreiheit in der zweiten Reihe. Der Platz für den Kopf ist hingegen überschaubar und ab 1,80 Metern wird es durch die leicht nach oben versetzte Rückbank eng für die Frisur.
In Sachen Bedienung hat sich Toyota mit dem neuen Prius verbessert. Das zentrale 12,3-Zoll-Display ist deutlich aufgeräumter als bisher, während die Klimabedienung per Direkttaster gesteuert werden kann. Störend ist jedoch der Hartplastikcharme des Prius, der nicht in die heutige Zeit passen will und die digitalen Instrumente auf dem sieben Zoll kleinen Bildschirm, der mit seiner betagten Darstellung nicht in die heutige Zeit passen will. Bei der Bedienung gibt es Schwächen im Detail: Wenn man die Stärke der Bremsenergierückgewinnung der Funktion B ändern will – die in drei Stufen eingestellt werden kann – muss man das Auto anhalten, um dies zu tun. Schaltwippen am Lenkrad wären die rechte Lösung. Der Kofferraum wuchs durch die Verlagerung des Batteriepaketes vom Laderaum unter die Rückbank um 33 auf 284 Liter; bleibt aber unverändert zu klein. Wer mehr Platz braucht, klappt die Rücksitze um.
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Wichtiger ist jedoch die Integration einer neuen Batterie mit größerer Kapazität, denn statt der 8,8 stehen nunmehr 13,6 kWh zur Verfügung, was entscheidend dazu beiträgt, die elektrische Reichweite von 45 auf immerhin 69 Kilometer zu drücken. Das neue Akkupaket verfügt bei höherer Energiedichte über 50 Prozent mehr Kapazität und 30 Prozent weniger Zellen, nimmt den gleichen Bauraum ein und wiegt ungefähr dasselbe wie der bisherige kleinere Akku. Bei der Ladeleistung geht es dagegen müde zu, denn diese wuchs von 3,3 gerade einmal auf 3,5 Kilowatt. Eine volle Ladung dauerte bisher mindestens zwei Stunden, jetzt werden es vier sein. Das ist lang – sehr lang, wenn der Prius Mitte des Jahres auf die europäischen Märkte rollt.
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Unter dem Strich löst sich der neue Toyota Prius mit einem Basispreis von rund 38.000 Euro nahezu komplett von seiner Vergangenheit und hat den Charme des müden Seniorenmodells optisch wie fahrdynamisch abgelegt. Dabei behält er seinen größten Kundenvorteil: den Realverbrauch. Toyota verspricht mit vollem Akkupaket gewohnt geneigte 0,8 Liter Super auf 100 Kilometer – bei der flotten Testfahrt und zahlreichen Tempiwechseln waren es letztlich 3,9 Liter. Jetzt muss der Kunde entscheiden, ob der neue, emotionalere Toyota Prius eine Chance gegen die mächtige Welle der Elektroautos hat.
Über den Autor: Joaquim Oliveira; press-inform