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Toyota Motor: Der Gründerenkel Akio Toyoda zieht sich zurück – ein wenig

toyota motor: der gründerenkel akio toyoda zieht sich zurück – ein wenig

Übergibt das Steuer: Der bisherige Toyota-Chef Akio Toyoda wechselt in den Verwaltungsrat und überlässt Koji Sato den Vorstandsvorsitz.

An der Spitze von Toyota Motor, dem größten Autohersteller der Welt, gibt es einen überraschenden Wechsel. Der 66 Jahre alte Akio Toyoda übernimmt zum 1. April den Vorsitz des Verwaltungsrates. Neuer Präsident und Chef des Unternehmens soll Koji Sato werden, der bisher die Edelmarke Lexus und die Motorsportaktivitäten des Unternehmens leitete. Als Vorsitzender des Verwaltungsrates folgt Toyota auf Takeshi Uchiyamada, der Mitglied in dem Gremium bleibt.

Toyoda, der Enkel des Firmengründers Kiichiro Toyoda, hatte die Führung des japanischen Traditionsunternehmens 2009 übernommen, als Toyota nach Jahren des rasanten Wachstums und im Sog der globalen Finanzkrise in eine schwere eigene Krise gerutscht war. Von Qualitätsmängeln und Rückrufen in den Vereinigten Staaten geplagt, suchte das Unternehmen damals mit dem neuen Chef aus der Gründerfamilie neue Zuversicht und Stabilität. Der begeisterte Autoliebhaber Toyoda, der selbst als Rennfahrer unter dem Namen Morizo noch heute für das Unternehmen etwa bei Langstreckenrennen eingreift, versprach den Kunden die Freude am Fahren.

Schon früh in seiner Amtszeit beschrieb Toyoda die Lage der Automobilwirtschaft als eine Jahrhundertkrise, weil die jüngere Generation weniger Auto fährt und weil mit dem Wandel zu umweltfreundlicheren Antrieben große Elektronikunternehmen wie Apple oder Sony und Neuankömmlinge wie Tesla in das Geschäft drängen. Toyoda setzte dem Autohersteller das Ziel, sich zu einem breit aufgestellten Mobilitätsunternehmen zu wandeln.

Täglicher Überlebenskampf

In dieser Transformation halte er es nun für geboten, Toyota und den neuen Präsidenten als Vorsitzender des Verwaltungsrates zu unterstützen, begründete Toyoda am Donnerstag in einer im Internet übertragenen Pressekonferenz die Entscheidung. Wie so oft in den vergangenen Jahren ließ Toyoda auch eine persönliche Note durchscheinen. „Im Rückblick waren die vergangenen 13 Jahre eine Zeit des Kämpfens, um von einem Tag zum nächsten zu überleben“, sagte er. „Das ist mein ehrliches Gefühl.“

In den Jahren unter Toyoda wetteiferte Toyota mit dem deutschen Anbieter Volkswagen um die globale Spitzenposition. Toyoda aber legte darauf zumindest in der Öffentlichkeit weniger Wert und wurde nicht müde, die traditionellen Werte der Kundenzufriedenheit und der steten Verbesserung im Produktionsprozess zu betonen. In seinen ersten Jahren als Toyota-Präsident bremste er bewusst die Expansion, um die Qualitätsmängel zu beseitigen und um die Gewinnmarge zu verbessern.

Später verpasste Toyoda dem schon lange internationalisierten Unternehmen, das aber in vielem in traditionellen japanischen Strukturen verhaftet war, eine weitreichende Strukturreform. Einzelne Abteilungen erhielten als Unternehmen im Unternehmen mehr Eigenständigkeit. In Japan vertiefte und begründete Toyoda auch durch wechselseitige Kapitalbeteiligungen die Kooperation mit Daihatsu Motor, Mazda Motor, Subaru und Suzuki Motor. Das verbreiterte die Basis und ermöglichte Kostenteilung für große Investitionen in selbstfahrende Autos und neue Antriebstechniken.

Der Zukunft den Weg bereitet

Toyota hatte früher als viele andere Anbieter die Notwendigkeit umweltfreundlicher Autos erkannt und seit 1997 mit dem Modell Prius den Hybrid-Antrieb von Benziner und Elektromotor an den Markt gebracht. Toyota war auch neben dem südkoreanischen Anbieter Hyundai Motor eines der ersten Unternehmen, das ein mit Wasserstoff und Brennstoffzellen betriebenes Elektroauto in Serie auf den Markt brachte. Der „Mirai“ – auf deutsch Zukunft – ging 2014 in die Produktion. Die internationale Konkurrenz und vor allem deutsche Autohersteller setzten damals noch auf den sauberen Diesel als Antrieb der Zukunft.

Toyota wird dennoch vorgeworfen, dass es die Entwicklung hin zum Batterie-Elektroauto verschlafen habe. Während gerade die europäischen Mitbewerber unter politischem Zwang strategisch auf Elektroautos umstellten, hat Toyota erst im vergangenen Jahr sein erstes Batterie-Elektroauto an den Markt gebracht und zwar in China. Toyoda hält gegen diese Kritik, dass Batterie-Elektroautos in manchen, längst aber nicht in allen Verwendungen sinnvoll seien.

Das gilt nach Einschätzung des Unternehmens regional, weil zum Beispiel in vielen Entwicklungsländern die Stromnetze noch auf viele Jahre hinaus nicht stabil genug sein werden, um eine elektrifizierte Autoinfrastruktur zu tragen. Ebenso gilt dies für unterschiedliche Verwendungen, etwa auf Kurzstrecken in der Stadt oder Langstrecken über Land.

Der scheidende Präsident plädiert deshalb dafür, dass Toyota ein Spektrum an möglichst umweltfreundlichen unterschiedlichen Antrieben anbietet, mit dem alle möglichen Kunden auf der Welt angesprochen werden. Im vergangenen Jahr präsentierte Toyota einen Fahrplan mit mehr als einem Dutzend Batterie-Elektroautos, die in den kommenden Jahren an den Markt kommen sollen.

Das Unternehmen setzt dabei auch auf eigenentwickelte Feststoffbatterien, die weniger Gewicht und höhere Reichweite versprechen. Sie will Toyota bis 2025 serienreif haben. Parallel arbeitet Toyota auch daran, mit Wasserstoff als Kraftstoff die Verbrennertechnik zu erhalten und den Bestand an älteren Autos umweltfreundlich zu nutzen.

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