Finanzen

Toyota

Wirtschaft

Wirtschafts-nachrichten

Toyota denkt anders. Zahlt sich das aus?

toyota denkt anders. zahlt sich das aus?

Ostentative Freude am Fahren: Toyota-Chef Akio Toyoda (rechts) und sein designierter Nachfolger Koji Sato im Firmenvideo

Akio Toyoda, der scheidende Präsident von Toyota Motor, kann im Rückblick auf mehr als 13 Jahre an der Spitze des Automobilherstellers einiges an Erfolgen aufweisen. Der Enkel des Firmengründers steuerte das Unternehmen durch die Untiefen der globalen Finanzkrise, der großen Rückrufe in Amerika, der Fluten in Thailand, der Tsunami-Katastrophe in Japan und der COVID-Pandemie.

Die Krisen haben das Unternehmen stärker gemacht. Toyota ist wieder recht solide vor Volkswagen als der weltgrößte Automobilhersteller etabliert. Mit deutlichem Abstand ist es das wertvollste börsengehandelte Unternehmen Japans. Im vergangenen Geschäftsjahr erwirtschaftete der Autohersteller einen Gewinn von umgerechnet fast 22 Milliarden Euro, weit mehr als die Konkurrenz.

Der Wechsel an der Spitze wirft dennoch eine nagende Frage auf, die Investoren seit einiger Zeit umtreibt. Hat Toyota die Entwicklung hin zum Batterie-Elektroauto verschlafen? Oder ist die Strategie von Toyoda, den Wandel in der Antriebstechnik langsamer anzugehen und noch auf viele Jahre hinaus dem Kunden Optionen offenzuhalten, auf Dauer der erfolgreichere Weg?

Infrastruktur für Elektroautos unzureichend

In reinen Zahlen scheint die Frage entschieden. Seit 2020 verkaufte Tesla 2,75 Millionen Batterie-Elektroautos, der chinesische Anbieter BYD 1,36 Millionen und Volkswagen 1,26 Millionen. Und Toyota? Bis Oktober 2022 waren es gerade mal 30.000 Stück. Wie ein schlechtes Omen verbockte Toyota vergangenes Jahr den Verkaufsbeginn seines ersten global erhältlichen Batterie-Elektroautos. Das Auto wurde zurückgerufen, weil sich Räder zu lösen drohten.

Der Vorwurf, dass Toyota sich überheblich auf seiner erfolgreichen Geschichte des Hybridantriebs ausruhe, liegt nahe. Das aber ist nicht nur deshalb zu schlicht gedacht, weil Toyota schon seit 2014 ein Brennstoffzellenauto in Serie anbietet.

Toyotas Argumente, warum es die Zukunft nicht so eindimensional batterie-elektrisch sieht wie die Konkurrenz, haben Gewicht. Noch in vielen Jahren werde in großen Teilen der Welt die Elektroinfrastruktur unzureichend sein, um auf Elektroautos umzusteigen. Solange Strom nicht als erneuerbare Energie oder nuklear erzeugt werde, sei die Einsparung von Kohlendioxid durch Elektroautos nicht gegeben. Der subventionierte Ansturm auf Elektroautos treibe die Kosten für seltene Erden und Batterien in die Höhe. Im jahrelangen Übergang zur carbon-neutralen Gesellschaft sei es so umweltfreundlicher, billigere Hybridantriebe mit kleineren Batterien zu nutzen. Drei Hybridautos sparen nach Toyotas Rechnung so viel Kohlendioxid wie ein Batterie-Elektroauto. Nicht zuletzt werde es Jahrzehnte dauern, bis der Altbestand an Autos global ausgewechselt sei. Deshalb experimentiert Toyota mit Wasserstoff als Kraftstoff, um Verbrennern CO2-Feindlichkeit anzuerziehen.

Dass wichtigste Argument von Toyoda für die Antriebsvielfalt ist, dass der Kunde selbst gemäß seiner Nutzung entscheiden möge, auf welchen umweltfreundlichen Antrieb er umsteigen wolle, ob Hybrid, Wasserstoff, Brennstoffzelle oder anderes. Toyota will dem „König Kunde“ Optionen bieten und ihn nicht bevormunden. Solch freiheitliches Denken liegt vielen Umweltjüngern mit ihrer Vorliebe für Regulierung fern. Auch die Regierungen in Europa, China und Amerika regulieren Verbraucher und Hersteller in Richtung Batterie-Elektroautos oder allerhöchstens noch Plug-in-Hybride.

Wird das Toyota wirtschaftlich vom Thron stoßen? Dramatisierungen sind verfehlt. Sollte Toyota regionale Umweltstandards nicht mehr erfüllen können, drohen Strafzahlungen. Verbraucher könnten sich abwenden. Aber das plant Toyota nicht. Das Unternehmen hat Milliardeninvestitionen in Batterietechnik und 30 Batterie-Elektroautos bis 2030 angekündigt. Lexus will bis 2035 rein auf Batterie-Elektroautos umsteigen. Anders als etwa Volkswagen ist Toyota auch erheblich weniger abhängig von Europa und China, die in Sachen Batterie-Elektroautos besonders schnell vorpreschen.

Das erfordert und lässt Spielraum, sich allen regionalen Marktgegebenheiten anzupassen. Nicht zuletzt setzt Toyota darauf, seine künftigen Batterie-Elektroautos direkt mit billigeren und reichweitenstärkeren Feststoffzellen anbieten zu können. Der Vorsprung im Verkaufsvolumen von Volkswagen & Co. könnte sich dann schnell als hinfällig herausstellen.

Die größere Erfahrung liegt ohnehin bei Toyota. Seit 1997 hat das Unternehmen mehr als 20 Millionen Autos mit Hybridantrieb verkauft. Toyota weiß, mit Batterien und Elektromotoren umzugehen.

TOP STORIES

Top List in the World