Vor 50 Jahren sattelte Peter Tischer die erste Wohnkabine auf seinen Pritschenwagen, heute entstehen rund 240 Exemplare pro Jahr. Zum Firmenjubiläum gönnte sich derunterfränkische Hersteller eine besonders markante Ausführung.
Peter Tischer legte vor 50 Jahren die Grundsteine des Unternehmens.
Tischer-Kabine für den Jeep Pick-Up
Der hat mit seinen 264 PS mehr als genügend Reserven für die Kabine: Sie wiegt in der Grundausstattung 635 Kilo, das gezeigte Exemplar kommt mit vollem Wassertank auf 776. Das verdankt sich auch dem verlängerten Alkoven der “Box”-Kabine: Er lässt den Schwerpunkt vor die Hinterachse wandern und bietet Platz für drei Staufächer. Das alternativ zur “Box” angebotene Modell “Trail” wurde jüngst aerodynamischer gestaltet, Peter Tischers Stiefsohn Patrick Sauer setzt als neuer Geschäftsführer bereits seine eigenen Akzente. In Zukunft wird der Fokus auf der Optimierung des Kabinengewichts liegen, damit diese “auch für die kommende Elektrifizierung der Pick-ups gewappnet sind”, meint Patrick Sauer. “In Zukunft wird das Gewicht eine noch größere Rolle spielen.”
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Egal wie schwer: Befestigt wird die Rucksackwohnung an vier Zurrpunkten, wobei man die Spannschlösser nach einer Weile nachjustieren sollte, erreichbar sind diese durch die klappbaren Sitzflächen der Bänke im Wohnbereich. Zudem kann man solcherart auch den leeren Raum zwischen Kabinenfundament und Ladebordwand erreichen, um beispielsweise Zeltplanen oder Campingmöbel zu transportieren. Zumindest, wenn sich diese eng zusammenfalten lassen.
Helles Holzdekor im Innenraum
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Freundlich lädt er zum Besuch der schmucken Bude: Neulinge staunen zuverlässig, um wie viel größer die Kabine von innen wirkt. Das verdankt sich speziell der großzügigen U-Sitzgruppe, an die sich der 90 Liter fassende Absorberkühlschrank und der Küchenblock mit Spüle und Gasherd anschließen. In Fahrtrichtung nach vorne gedacht thront schließlich im Alkoven, und damit über dem Fahrerhaus, das angenehm bemessene Doppelbett. Die 100 Millimeter dicke Kaltschaummatratze misst 150 auf 198 Zentimeter und ruht auf den bekannten Tellerfedern von Froli. Klappt man die Lehnen der Bank hoch, entsteht eine Spielwiese mit knapp vier Quadratmetern.
Für Wärme sorgt die “Combi 4E” von Truma mit Warmwasseraufbereitung, der Boiler fasst zehn Liter, genug für eine warme Dusche nach der Wanderung im Sturm. Ordentlich gedämmt sind die mit 30 Millimeter dickem Hartschaum isolierten Kabinen obendrein. Wer aber echten Winterurlaub machen möchte, der sollte auch den Abwassertank in isolierter und beheizter Ausführung zu 450 Euro ordern. Nur so zur Sicherheit, in der Oktober-Ausgabe hatte promobil das Thema bereits zur Sprache gebracht.
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Ad acta legen sollte man indes Eile und Hektik, dafür ist das mächtige Gefährt nicht geeignet, man spürt die Hecklastigkeit des im Interesse der Gewichtsreserven auf 3,8 Tonnen aufgelasteten Gladiator. Entsprechend sollte schweres Gepäck eher auf die Rückbank des Pick-ups, viele Camper ersetzen die zweite Sitzreihe gleich ganz durch einen Lagerraum. Natürlich ließe sich auch auf dem begehbaren Dach Stauraum schaffen, was dann aber wieder die Gesamthöhe, die ohnehin schon stolze 320 Zentimeter misst, zusätzlich vergrößert.
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Absetzen kann man die Kabine natürlich trotzdem, dank der vier Kurbelstützen ist das in rund 20 Minuten erledigt, die Kurbel lagert im Gasschrank, stabile Unterlegteller sind serienmäßig an Bord. Doch nur Anfänger leiern von Hand: Profis greifen zum Akkuschrauber, wobei das Prozedere stets identisch ist. Man trennt die Kabel zwischen Kabine und Ladefläche und öffnet die Seilspanner, bevor die Box angehoben wird, damit der Jeep ausfahren kann. Wer die Kabine nun wieder etwas ablässt, kann sie auch solo nutzen, der Landstromanschluss sitzt seitlich an der Außenwand.
Beim Aufsetzen macht das Rangieren noch die meiste Mühe: Besser also zunächst unter Ausschluss der Öffentlichkeit üben – dann hat man später den ganz großen Auftritt. Und das ist schließlich die Kernkompetenz dieses Gespanns, zu dem robuste Schuhe, Bart und Khaki-Klamotten bestens passen.
Tischer Box 230S/Jeep Gladiator
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- Basis: Jeep Gladiator Overland, Allradantrieb; V6-Turbodiesel, 2987 cm3, 194 kW/264 PS, 600 Nm
- Maße (L x B x H) (inkl. Kabine): 6.350 x 2.100 x 3.200 mm
- Gewichte: 3.300 kg (leer), 3.800 kg (zul. GG.)
- Bettenmaße: 1.980–2.070 x 1.500 mm
- Technik: Kabine in Sandwichbauweise, außen Aluminium, innen foliertes Sperrholz, Isoliermaterial XPS, 3 Seitenfenster mit PU-Rahmen, 2 Dachhauben, Möbel aus beschichtetem Pappelsperrholz, Küche mit Drei-Flammen-Gaskocher, Spüle aus Edelstahl, Absorberkühlschrank 90 L, Bad mit Waschbecken, Dusche, Trockentrenntoilette, Frisch-/Abwassertank 96/45 L, Gasflaschen 2 x 5 kg, Gasheizung Truma Combi 4.
- Preis: 36.620 Euro (Kabine), 81.013 Euro (Basis)