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Testfahrt im neuen Toyota Aygo X: Raus aus der Spritfalle mit einem Kleinwagen

testfahrt im neuen toyota aygo x: raus aus der spritfalle mit einem kleinwagen

Renaissance für den Kleinwagen. Seit die Spirtpreise so rasant steigen, sind Autos wie der neue Aygo wieder interessant. © Toyota

Kann ein Kleinwagen sexy sein? Der neue Toyota Aygo X ist der beste Beweis dafür. Nicht nur die kurvigen Formen haben uns überzeugt, sondern auch das Rumkurven mit dem kleinen Racker.

  • Den Kleinwagen Toyota Aygo X aus Japan gibt es schon für einen Preis ab 15.400 Euro.
  • Mit fünf Litern Benzinverbrauch trotzt der Aygo auch der größten Energie-Krise.
  • Piepende Schalter und nerviges Getriebe – an diesen Details hapert es allerdings.

Muss es immer gleich ein SUV sein? Braucht man wirklich eines dieser Riesen-Geräte vor der Haustür, das auf Gelände macht, aber schon bei der ersten größeren Pfütze ins Schwimmen gerät? Nein, es ist Zeit für eine Renaissance. Die Wiederkehr des guten alten Kleinwagens. Zwar muss man ihn fast schon mit der Lupe suchen, weil er reihenweise von den großen Konzernen aussortiert wird. Zu wenig Rendite, sagen sie. Toyota lässt sich den Mini-Spaß auf vier Rädern jedoch nicht nehmen und hat den Kleinsten im Sortiment, den Aygo, neu erfunden. Welche Modelle im Fahrtest Sie außerdem interessieren könnten*.

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Modern, aufgeräumt – aber nicht langweilig präsentiert sich der Aygo X innen. Eyecatcher ist der schwunghaft inszenierte Bildschirm. © Toyota

Toyota Aygo X: Bei den Fahrzeugfarben ist Pfeffer drin

Der Aygo – das ist der klein Freche mit dem X-Gesicht. Weil das beim Facelift ein wenig auf der Strecke geblieben ist, hat man das X jetzt in den Namen aufgenommen. Jetzt nennt sich der Aygo eben X-Cross. Dass das markante Designmerkmal ein wenig in den Hintergrund getreten ist, heißt aber noch lange nicht, dass der Stadtflitzer seinen Charakter verloren hat. Er ist eher erwachsener geworden. Reifer vielleicht. Aber keinesfalls langweiliger. Dafür sorgen allein schon die Zweifarblackierungen. Und da ist ziemlich Pfeffer drin. Denn die Farbkombinationen orientieren sich an Gewürzen. Das ist moderner Lifestyle. Chili, Ingwer, Kardamom und Wacholder – das heißt nichts anderes wie Rot, Golden, Gelb und Blau. Uns hat am besten die Goldkombination mit dem schwarzen Dach gefallen. Sieht wertig aus. Gar nicht wie Kleinwagen. Witzig auch, dass die Lackierung sich auf der Innenseite der Türen fortsetzt. Sollen ja nicht nur die Passanten etwas haben von der auffälligen Erscheinung.

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Den neun Zoll-Bildschirm mit den entsprechenden Multimedia-System gibt es erst ab der Ausstattung Explore. © Toyota

Toyota Aygo X: Kugelförmige Luftdüsen als Eyecatcher

Extravagant ist auch das Interieur. Obwohl der Aygo auf der gleichen technischen Plattform wie der größere Yaris gebaut wird und er im Fond deshalb genauso komfortabel ausfällt, sieht er doch ganz anders aus. Das Armaturenbrett hat ebenfalls Charakter. Rechts und links mit den großen kugelförmigen Luftdüsen, in der Mitte wurde der auf Wunsch bis zu neun Zoll große Bildschirm schwunghaft in Szene gesetzt. Positiv: Das Display verschwindet bündig im Armaturenbrett und wirkt nicht wie ein nachträglich aufgesetztes Tablet. Ohne zu murren akzeptiert das Infotainment-System via Bluetooth sowohl Android Auto als auch Google Car Play. Das allerdings nur in den höherwertigen Ausstattungen, in der Basisversion funktioniert aber immerhin die Kabelanbindung.

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Sommerspaß mit Schiebedach. Muss natürlich extra bestellt werden. Insgesamt gibt es den Aygo in fünf Ausstattungsvarianten. © Toyota

Design des Toyota Aygo X: Mehr Übersicht durch höhere Sitze

Stolz ist man bei Toyota, weil der Aygo nun übersichtlicher ist. Zum einen hat man die A-Säulen verschlankt, zum anderen die Sitzposition erhöht. 5,5 Zentimeter mehr – da steigt die Rundumsicht schon um ein Beträchtliches. Hätten sie von Toyota nur nicht an den Sitzen gespart. Die sind nach längerer Fahrt nämlich ein wenig unbequem. Und das ist schade, denn der Aygo eignet nämlich sonst ziemlich gut für größere Strecken. Weil er gut gedämmt ist, den Straßenlärm weitgehend draußen lässt und vorne ordentlich Raum bietet. Hinten sitzen Kinder oder wenn es sein muss Erwachsene auf Kurzstrecken. Aber immerhin ist der Aygo ein waschechter Viertürer, so dass sich niemand am umgeklappten Fahrersitz vorbeischlängeln muss. Apropos Platz: Einer der Hauptkritikpunkte beim Vorgänger war das Kofferraumvolumen. Weil der neue Aygo jedoch den Yaris-Baukasten benützt und einfach gesprochen das Heck nur ein wenig abrasiert wurde, bietet der kleine Toyota mit 231 Litern relativ viel in dieser Klasse. Wem das zu abstrakt ist: Hinten passen zwei kleine Koffer rein im handelsüblichen Handgepäck-Format für Flugzeug-Kabinen. Wer die Sitze umklappt, der hat hinten schon fast einen Kombi. 829 Liter Volumen, das ist für ein 3,70 Meter langes Auto schon ziemlich viel.

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Scharf wie Chili. Rot-Schwarz ist die feurigste Farbkombination, die beim Toyota Aygo X-Cross angeboten werden. © Toyota

Durch die Kurven schlängelt sich der Kleinwagen

Klein aber oho! Das trifft beim Toyota Aygo X nicht nur auf Design und Platzverhältnisse zu. Sondern auch auf das Handling. Mit einem Wendekreis von 4,70 Metern im Radius wird es zwar nichts mit dem sprichwörtlichen Powerslide auf einem Bierdeckel, aber auf den meisten Straßen lässt es sich damit in einem Rutsch wenden. Was gerade bei der von großer Konkurrenz beherrschten Parkplatzsuche in der Stadt ein unglaublicher Vorteil sein kann. Aber auch sonst weist das Aygo-Fahrwerk einen nicht zu verachtenden Spaß-Faktor auf. Durch die Kurven schlängelt sich der Schlingel schon fast wie ein Sportwagen. Erst relativ spät, dafür umso beherzter, greift das Sicherheitssystem in den Kurven ein, wenn aufgrund zu flotter Geschwindigkeit das Auto über die Vorderachse schieben will.

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Ein Liter Hubraum, drei Zylinder und 72 PS. Der Benziner ist keine Rennmaschine, er muss aber auch nur eine Tonne Auto bewegen. © Toyota

Echter Fahrspaß – aber nur mit dem Handschalter

Und selbst der Dreizylinder-Benziner mit 72 PS erweist sich nicht als Spielverderber. Mit Handschaltung lässt sich je nach Drehzahl sogar druckvoll Kraft aufbauen. Wer es auf Spritsparen anlegt, der kommt auch bei flotter Fahrweise mit knapp fünf Litern aus. Das ist ziemlich genau das, was angegeben wird. Bestätigt wurden diese Werte bei unseren Testfahrten einmal quer durch den Morgenverkehr von Barcelona und dann in den Hügeln des Penedes in der Nähe der katalanischen Hauptstadt. Abraten können wir an dieser Stelle vom CVT-Automatikgetriebe. Die Abkürzung steht für „Continuously Variable Transmission“. Ältere Semester werden sich an die Variomatic von DAF erinnern – das Prinzip ist einfach: Vereinfacht gesagt gibt es keine Gänge, wie man sie von herkömmlichen Getrieben her kennt, dafür kann der Motor immer im effizientesten Bereich laufen. Was meist bei höheren Drehzahlen der Fall ist. Dadurch jault der Benziner wie ein alter Wolf mit Liebeskummer. Vor allem beim Beschleunigen hört sich das nervtötend an. Und weil wir gerade bei akustischen Belästigungen sind: Die piepsigen Rückmeldungen der Bedientasten sind eine echte Zumutung. Vor allem beim Laustärkeregler am Lenkrad stellt sich die Frage. Warum muss die Taste piepen, wenn man lauter und leiser macht? Schade, denn der optional erhältliche Sound der JBL-Boxen ist auch für so ein kleines Auto großes Kino.

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Die 231 Liter Kofferraumvolumen entfalten sich bei umgeklappten Sitzen auf 829 Liter. Damit kann man große Wochenendeinkäufe machen. © Toyota

Wendig, praktisch, günstig – so lautet unser Urteil zum neuen Aygo X

Dennoch ist unser Fazit zum Toyota Aygo X positiv und ein echtes Plädoyer für den Kleinwagen: Wendig, flott, praktisch und angenehm zu fahren. So soll ein Auto sein. Den Aygo kann man sich auch mit einem kleinen Geldbeutel leisten. Wenn man sich die Spritpreise so ansieht, dann ist auch der tägliche Betrieb noch günstig. Und bis ein vergleichbar erschwingliches Elektroauto auf den Markt kommt, das wird noch seine Zeit dauern. Von daher haben Kleinwagen gerade im innerstädtischen Verkehr immer noch eine große Zukunft.

Technische Daten Toyota Aygo X Entry (Basisversion)

  • Motor: Dreizylinder-Benziner
  • Hubraum: 998 ccm 
  • max.Leistung: 53 kW (72 PS) bei 6.000 U/min
  • max.Drehmoment: 93 Nm bei 4.400 U/min
  • Antrieb: Front
  • Getriebe: 5-Gang-Schalter
  • 0-100 km/h: 14,9 Sekunden
  • Spitze: 158 km/h
  • Normverbrauch: 4,7 – 5,2 l/100 km
  • CO2-Emission: 115 – 118 g/km 
  • Länge / Breite / Höhe: 3,70 / 1,74 / 1,53
  • Kofferraum: 231 – 829 l
  • Leergewicht / Zuladung: 940 / 420 kg
  • Preis ab: 15.390 Euro

Das Jahr 2022 hat natürlich auch einige E-Auto-Neuheiten zu bieten – auf welche Modelle man sich im Frühjahr oder Sommer freuen darf. Rudolf Bögel *tz.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.

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