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Test Porsche Macan S Facelift mit 354 PS: Der mit dem schönsten Heck

Das Porsche Macan S Facelift bekommt den 354 PS starken 3.0 Liter Motor aus dem Audi S5 und der zweiten Panamera-Generation. Damit kann man etwas anfangen, doch reicht es für den absoluten Oberhammer? Ich bin das bildschöne SUV – meist im Regen – als normalen Macan mit 2.0-Liter-Vierzylinder sowie mit dem 3.0-Liter-Sechszylinder gefahren und war durchaus angetan. Begeisterung steht noch aus – und wird spätestens bei der „richtigen“ Turbo-Version folgen.

Schon der Macan S Diesel war grandios

Als mich ein Polizist auf seinem Motorrad bei rund 180 Stundenkilometern kurz vor einer Ortschaft mit Blaulicht an ihm vorbei winkt, wusste ich nicht, ob ich mitten in einem Traum bin – oder in Italien. Ersteres wäre schlecht gewesen, denn es war tatsächlich die Realität. Ich kam diese fünf Tage der Mille Miglia an meine Grenzen, unser Media-Auto hingegen nicht.

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Denn dieses war eines von insgesamt fünf schwarzen Porsche Macan S Diesel Fahrzeugen, die wir zur Berichterstattung über die Mille Miglia nutzten. Die Veranstaltung ist zwar mittlerweile ein Heritage-Event, aber keines, bei dem tattrige Opas eine halbe Stunde brauchen, um in ihren Karman Ghia einzusteigen. Beim Mille Miglia „Revival“, das jedes Jahr stattfindet, fahren harte Kerle die heißesten, teuersten und seltensten Kisten mit konstantem Topspeed eintausend Meilen über öffentliche italienische Straßen.

Und das sind nicht irgendwelche Autos: zugelassen sind nur Fahrzeuge, die zwischen 1927 und 1957 an einer der Ausgaben der originalen Mille Miglia teilgenommen haben. Keine Nachbauten. Ausschließlich Fahrzeuge mit Originalteilen. Wer hier einmal dabei war, weiß um die Verrücktheit der wahren Auto-Afficionados.

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Und um den kleinen, leichten und oftmals hochmotorisierten Sport- und Rennwagen auf der Landstraße im Verkehr für Fahraufnahmen folgen zu können, musst man sich auf die Fahreigenschaften des Macan S Diesel verlassen können. Das Ding: die Diesel-Version damals enttäuschte einfach nie. Verdammt kräftig in der Beschleunigung, extrem präzise in Kurven und überdurchschnittlich geschmeidig in der Kombination aus Antriebsstrang und Getriebe. Ein Porsche, das seinem Namen alle Ehre macht. Ohne Wenn – und ohne Aber.

Galerie: Porsche Macan und Macan S

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Entgegen des Trends beim Macan brachte Porsche ein Leistungsplus von 14 PS und 20 Nm Drehmoment im Vergleich zum Vorgängermodell in die S-Variante. Damit verkürzt sich die Beschleunigungszeit mit dem optionalen Sport Chrono-Paket aus dem Stand auf 100 km/h um 0,1 auf 5,1 Sekunden. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 254 km/h. Schon alles echt nicht schlecht.

Der Diesel fällt nun ab sofort nicht nur im Modellportfolio des Macan weg, sondern Baureihen-übergreifend. Schade, aber in Teilen vielleicht nachvollziehbar. Wer jetzt Power haben möchte, findet das beim Macan S definitiv: der Dreiliter-V6-Mono-Turbobenziner leistet 354 PS und kommt auf ein maximales Drehmoment von 480 Nm. Wir kennen das Aggregat vom Audi S5 – oder gar vom Panamera S und 4S der zweiten Generation.

Das Dreiliter-Aggregat ist nicht das neueste im Konzern und war auch nie mein Lieblingsmotor. Aber es ist mit 11 Litern Realverbrauch recht effizient und Leistungsstark zugleich. Darüber hinaus hat es Porsche noch einmal überarbeitet und den Abgasturbolader in das heiße Innen-V verlegt. Damit soll das Ansprechverhalten deutlich spontaner sein. In der Realität ist dies spürbar, aber – für mich – nicht ganz zufriedenstellend. Vor allem in Kombination mit dem Getriebe.

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Hoch über der Insel: Fahrwerk und Lenkung sind präzise, die Leistung ist reichlich vorhanden – und das Auge findet Wohlgefallen am mit höchster Präzision ausgeformten Blechkleid. Fehlt irgendetwas?

Porsche Macan S Datenblatt:

Motor, Hubraum 3.0 Liter V6 Mono-Turbo
Leistung 354 PS (bei 5.400 – 6.400 1/min)
Drehmoment 480 Nm
Getriebe 7-Gang Doppelkupplung
Verbrauch (nach WLTP) 8,9 l/100 km
Höchstgeschwindigkeit 254 km/h
Beschleunigung 0 – 100 Km/h 5,1 Sekunden
Länge x Breit x Höhe 4.696 x 1.923 x 1.624 mm
Grundpreis 64.356 Euro

Präzision bei Fahrwerk und Lenkung

Bei einem Porsche erwartet man schwäbische Präzision – ganz gleich, ob die Kiste 1,8 Tonnen, 900 Kilogramm oder 2,9 Tonnen wiegt. Diese Erwartungshaltung wird in den kurvigen Bergstraßen im Westen Mallorcas seitens des 1,8-Tonners auch ganz klar bestätigt. Das einstellbare Fahrwerk reagiert in der härtesten Einstellung auf jede Bodenwelle angenehm und leitet Aufgenommenes bewusst an die Insassen weiter. Genau so möchte man das bei einem sportlichen SUV haben.

Wie bisher auch können die Dämpfer auf Wunsch aktiv geregelt (PASM) und die Karosserie per Luftfederung mit optimierten Abrollkolben und neuer Stoßdämpfer-Hydraulik in der Höhe verstellt werden. Darüber hinaus gibt es – ebenfalls optional – Porsche Torque Vectoring Plus (PTV Plus). Es erleichtert dynamische Kurvenfahrten extrem, da es die Drehmomentensteuerung an jedem einzelnen Rad im Millisekundentakt optimal herausarbeitet.

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Die Lenkung wirkt präzise und steht in ständiger Verbindung zum Fahrwerk. Keine Ausnahmen. Auch wenn mich meine dunkle Erinnerung nach höherer Reaktionsfreudigkeit und weniger Massenträgheit in Kurven in Zeiten der fünftägigen Mille Miglia-Begleitung und des Vorgänger-Macan S Diesel permanent ereilt. Nun, wahrscheinlich trügt mich dieses erinnerungsbasierte Gefühl einfach.

Denn eigentlich kann das Fahrwerk nicht schlechter sein – schließlich wurde es neu abgestimmt und die Federgabeln an der Vorderachse mit Aluminiumteilen versehen. Dadurch werden die ungefederten Massen reduziert und das Einlenkverhalten verbessert. Nichts, was ich auf den öffentlichen Straßen auch nur im Ansatz erfahren konnte.

Neue Bremsabstimmung beim Macan S

Der Porsche Macan S hat ein überarbeitetes Bremssystem. So betätigt der Fahrer beim Facelift ..

(…) ein so genanntes Organoblech-Pedal, das rund 300 Gramm weniger wiegt als das bisherige Stahlteil und über einen verkürzten Hebelarm auf den Hauptbremszylinder wirkt.

Auszug aus Pressemitteilung von Porsche

Die Bremse soll dadurch einerseits spontaner ansprechen und andererseits durch die sehr steife Anbindung auch durch einen sehr präzisen Druckpunkt begeistern. Darüber hinaus sind die vorderen Bremsen auch im Durchmesser um zehn auf 360 Millimeter gewachsen. Die neuen Bremsbeläge sind kupferfrei. Und optional gibt es natürlich auch wieder Keramik.

Schönstes SUV-Heck der Welt

Kennen Sie den Moment, wenn Ihnen ein Macan entgegenkommt, der zwei Glühbirnen als Tagfahrlicht in die Hauptscheinwerfer integriert trägt, die mittig angeordnet sind, und so aussehen, als würde das Gesicht des Macan schielen? Absolut unverständlich, wie man ein so schönes Grunddesign in der Basisversion negativieren kann. Überhaupt gehören Glühbirnen – spätestens seitdem es LED-Scheinwerfer gibt – für mich überhaupt nicht mehr in ein Premiumautomobil.

Jetzt, Ende 2018 ist damit auch endlich Schluss. Es gibt nur noch LED: sei es an der Front oder am Heck. Die Hauptscheinwerfer verfügen serienmäßig über LED-Technik und steuern optional über das Porsche Dynamic Light System Plus (PDLS Plus) adaptiv die Lichtverteilung.

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.. der mit dem schönen Heck: auf dem Markt der SUVs gibt es wohl kaum ein Wettbewerbsprodukt, das mit dieser derartig ruhigen und ausgeglichenen Linienführung und Karosserie-Flächenspannung mithalten kann.

Hohe Qualität auch im Interieur

Der Bildschirm des neuen Porsche Communication Managements (PCM) misst ab sofort 10,9 Zoll und ist serienmäßig voll vernetzt und umfasst eine Online-­Navigation mit Echtzeit-Verkehrsinformationen über die „Here Cloud“, Handyvorbereitung, zwei Audio­schnittstellen sowie eine Sprachbedienung.

Weitere Interieur- und Technik-Highlights sind das optionale, aus dem 911 bekannte GT-Sportlenkrad mit integriertem Mode-Schalter, ein Stauassistent, eine beheizbare Frontscheibe und ein Ionisator, der zusammen mit dem serienmäßigen Feinstaubfilter zur Verbesserung der Luftqualität im Innenraum beiträgt.

Porsche Macan für Dienstwagenfahrer durchaus interessant

Einen Porsche Macan als Dienstwagen? Längst nicht mehr ausgeschlossen, vor allem nicht mit unterster Motorisierungsstufe. Und die hat immerhin auch schon 245 PS – kein Wunder, denn der Motor stammt aus dem Golf GTI Performance. Und dank des relativ niedrigen Einstiegspreises von 58.763 Euro rutscht auf einmal auch ein Porsche in die Dienstwagenrichtlinien vieler Unternehmen. Also warum nicht jetzt zuschlagen?

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Da nun auch der Porsche Macan mit Ottopartikelfilter ausgerüstet ist, erhöht sich der Abgasgegendruck – und reduziert die Leistung von zuvor 254 PS um 7 PS. Schade, aber natürlich nicht wirklich spürbar.

Den Spagat zwischen typischem Porsche Charakter und familienorientiertem, Dienstwagen-adäquaten Mutti-Kidstransporter schafft er ausgesprochen gut. Kein Wunder ist es aber, dass beim Aufeinandertreffen von Zweiliter-Aggregat und dem Gewicht von 1.795 Kilogramm nicht der Fahrspaß entsteht, den man mit einem Golf GTI Performance genießt. Obwohl die Beschleunigung von 0 auf 100 Km/h in 6,7 Sekunden wahrlich nicht langsam ist.

Harmonische Fahrdynamik auch beim normalen Macan

Ebenfalls keine große Überraschung ist es, dass sich die Endrohre optimal mit der Vorstadt-Nachbarschaft vertragen werden. Denn mehr als ein leichtes Säuseln emittieren sie – akustisch – nicht.

Keine Frage ist es hingegen, dass sich auch der normale Macan harmonisch fährt. Das Fahrwerk ist fest abgestimmt, die Lenkung direkt – die Qualität am Ex- sowie im Interieur hoch. Überhaupt ist die Baureihe Macan im Volkswagen-Konzern immer noch diejenige, mit der höchsten Fertigungsqualität.

Aber emotional? Ein echter Porsche? Naja. Wer das Stuttgarter Sportwagenwappen unbedingt auf seiner Motorhaube tragen möchte, ist mit dem Macan durchaus gut bedient. Wer hingegen Geduld ausüben kann, um sich dann finanziell auf die S- oder gar Turbo-Version einzustellen, kann sicherlich auch den passenden und Porsche-typischeren Charakter im Popometer ermitteln.

Fazit zum Porsche Macan S (2019)

Beim Macan S sprechen wir über eines der beliebten SUV bzw. Fahrzeuge überhaupt. Es steht außer Frage, dass die sachten optischen Anpassungen dem Gesamtdesign gut getan haben; auch wenn er zuvor schon eine Augenweide war. Er ist dazu kompakt, leistungsstark und lässt sich präzise durch Kurven steuern. Also insgesamt ein Auto, das nahezu alles sehr gut kann – und noch die typische Porsche-DNA in sich trägt. Trotzdem fehlt – für mich – fahrdynamisch das gewisse Etwas, das ihn meilenweit von einem Audi SQ5 positioniert. Ich bin mir sicher, dass der Macan Turbo diesen Sprung locker schaffen wird.

Der neue Porsche Macan S ist ab sofort bestellbar. Die Preise starten in Deutschland inklusive Mehrwertsteuer und länderspezifischer Ausstattung bei 64.356 Euro.

 Bewertung Porsche Macan S (2019)
 Optischer Eindruck  +++++
 Qualität Karosserie  +++++
 Lackqualität Karosserie  +++++
 Qualität im Interieur  +++++
 Sitzkomfort Cockpit  ++++
 Sitzkomfort Fonds  ++++
 Digitales Bedienkonzept  ++++
 Raumangebot  ++++
 Innenraumgeräusch / Dämmung  ++++
 Lenkung  +++++
 Spurtreue  +++++
 Fahrwerk  +++++
 Motor  +++
 Getriebeabstimmung  ++++
 Innovation  +++
 Preis  +++
 Gesamteindruck Porsche Macan S (2019)  ++++
 +++++ = Maximum

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