Lexus

Test: Lexus NX 450h+, Perfekt für Parkplatzbesitzer

Ein Elektroauto fahren, das eigentlich keines ist? Das Plug-in-Hybrid-Paradoxon ergibt Sinn, wenn ein persönlicher Stellplatz mit Lademöglichkeit vorhanden ist. Wie der Teilzeit-Stromer von Lexus zur Ideallösung wird, was er mit über 300 PS im Alltag macht und warum an der Tür eine kleine Revolution mit großer Wirkung stattfindet, erklärt der Test.

Sie wollen etwas Besonderes?
Lexus tut sich in Westeuropa weiterhin schwer gegen BMW, Audi und Mercedes – für Kunden hat das seinen Reiz, die Autos der japanischen Premiummarke stehen eben nicht an jeder Straßenecke. Bei den mittelgroßen SUVs mit rund 4,65 Metern Länge tritt der 2022 neu aufgelegte Lexus NX gegen BMW X3, Mercedes GLC und Audi Q5 an. Als technische Basis dient die GA-K-Plattform des RAV4, Lexus verändert seinerseits aber viele Teile. Neben einem selbstladenden Vollhybrid (NX 300h) wird erstmals auch ein Plug-in-Hybrid (NX 450h+) angeboten – das kleine Plus am Ende des Modellnamens kennzeichnet den an der Steckdose aufladbaren Antrieb, der über längere Strecken rein elektrisch betrieben werden kann. Mit 309 PS geht er zudem über das gewohnte Leistungsspektrum der Klasse hinaus und hat serienmäßig einen Allradantrieb.
 
In welche Stilrichtung geht es?
Im Vergleich zum Vorgänger sind die Kanten dezenter geworden. Der neue NX setzt auf klassischere Kleidung mit harmonischen Linien. Die Front dominiert ein übergroßer, sechseckiger Kühlergrill, flankiert von sportlichen Lufteinlässen und zackigen LED-Lichtsignaturen. Am sportiven Heck überlagern sich die LED-Bänder durchaus spektakulär. Von der Lackierung über den Grill bis zu den Lichtern fällt die hochwertige Machart auf. Um einiges sportlicher tritt das Auto übrigens in der F-Sport-Variante auf.
 
Was bietet der Innenraum?
Der mit 14 Zoll Durchmesser überdurchschnittlich große Multimedia-Touchscreen dominiert das Cockpit mit seiner modernen Graphik. Schnelle Reaktionszeiten, relativ große Touch-Felder und eine weitgehend logische Menüstruktur machen die Bedienung angenehm. Auch die intelligente Sprachsteuerung funktioniert nicht schlecht. Apple CarPlay und Android Auto können kabellos eingebunden werden. Beim Aufräumen des Cockpits übertreibt es Lexus nicht, die Musiklautstärke und Temperatur werden weiterhin über normale Drehräder verändert. Die Lane-Assist-Lenkeingriffe können direkt am Lenkrad aus- und eingeschalten werden. Die unterschiedlichen USB-Buchsen an zentraler Stelle sind praktisch, aber nicht so hübsch. Ungewöhnlich ist die Platzierung des Startknopfs im oberen Bereich des Armaturenbretts, nach einiger Zeit gewöhnt man sich daran. Etwas Gewöhnungszeit braucht auch die Bedienung des Schalthebels sowie der Lenkradtasten, mit denen der Fahrer durch Untermenüs der digitalisierten Armaturen navigieren kann.

test: lexus nx 450h+, perfekt für parkplatzbesitzer

Bei den mittelgroßen SUVs mit rund 4,65 Metern Länge tritt der 2022 neu aufgelegte Lexus NX gegen BMW X3, Mercedes GLC und Audi Q5 an.

test: lexus nx 450h+, perfekt für parkplatzbesitzer

Das Plus am Ende des Modellnamens kennzeichnet den aufladbaren Hybrid.

test: lexus nx 450h+, perfekt für parkplatzbesitzer

Am sportiven Heck überlagern sich die LED-Bänder durchaus spektakulär.

test: lexus nx 450h+, perfekt für parkplatzbesitzer

Die Front dominiert ein übergroßer, sechseckiger Kühlergrill, flankiert von sportlichen Lufteinlässen und zackigen LED-Lichtsignaturen.

Das Platzangebot?
In der ersten Reihe ist der Innenraum etwas köpernäher geschnittten, aber nicht eng. Zum klassenüblichen, guten Platzangebot in Reihe zwei kommt ein Kofferraum, der 545 Liter bei aufgestellten Sitzen und 1.436 Liter bei umgelegter Rückbank fasst. Das ist absolut familientauglich.
 
Besonderheiten bei der Einrichtung?
Der Innenraum wirkt robust und gut verarbeitet. Vor allem die Sitze sind von hervorragender Qualität und auch auf langen Strecken bequem. Das Leder für die Bezüge greift sich sehr gut an und ist optional in modischen Farben verfügbar. Nicht selbstverständlich sind auch die Sitzkühlung vorne, die Sitzheizung im Fond sowie das optionale Edel-Sound-System von Mark Levinson mit 17 Lautsprechern.
 
Eine Revolution an der Tür?
Ja, manchmal haben die kleinen Änderungen eine große Wirkung. Lexus dreht das Prinzip des Türöffnens um: Statt einem Hebel, der zum Körper gezogen wird, also gegen die Ausstiegsbewegung,  kommt hier ein elektromechanischer Druckknopf zum Einsatz, dessen Betätigung im Einklang mit der Ausstiegsbewegung ist. Sofortige Erkenntnis: Bitte beibehalten. Funktioniert viel besser.
 
Wie ist das Plug-in-Hybrid-System aufgebaut?
Es kombiniert einen 2,5-Liter-Vierzylinder-Benziner, ein E-CVT-Getriebe und einen über die Elektromotoren elektronisch geregelter Allradantrieb. Die Batterie des PHEV-Systems lagert unter dem Fahrzeugboden und hat eine Kapazität von 18,1 kWh. Die Leistung des vorderen E-Motors beträgt 136 kW, die hintere Elektromaschine steuert 40 kW bei. Die System-Gesamtleistung kommt auf 309 PS, damit gelingt der Sprint auf 100 km/h in 6,3 Sekunden, obwohl das Auto 2,1 Tonen schwer ist. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt 200 km/h.
 
Wie fährt sich das Auto mit dem Plug-in-Hybridantrieb?
Sehr komfortabel. Die leistungsstarken Elektromotoren geben dem Antrieb ein agiles Ansprechverhalten und entlasten den Benzinmotor umfangreich. Der NX 450x fährt sich spritzig und ist sehr leise, auch die Beschleunigung ohne Schaltrucke ist herrlich.
Dass der Motor starker Beschleunigung in hohe Drehzahlen wechselt und dadurch lauter wird, ist beim Hybridantrieb mit CVT-Getriebe systembedingt, aber selten relevant: Die kräftigen E-Maschinen und der hubraumstarke Benziner stellen so viel Drehmoment bereit, dass man kaum Vollgas geben muss. Die Phasen, in denen der Motor seine Contenance etwas verliert, sind also auch für flottere Fahrer nicht häufig. Und der Komfort in der restlichen Zeit ist größer als bei herkömmlichen Verbrennern, weil es eben kaum Geräusche und gar keine Schaltrucke gibt. Zusammen mit den stolzen 309 PS ergibt sich auf flotten Touren über Landstraßen und Autobahnen ein souveräner Gesamteindruck, der für ein Premium-SUV dieser Größenklasse überdurchschnittlich ist. Wer Komfort schätzt, wird den NX lieben.
Auch die Autobahn-Reichweite, bei Plug-in-Hybrid-Fahrzeugen oft zu knapp bemessen, ist durch den 55-Liter-Tank ausreichend. Für Sportler, die ständig Vollgas geben, ist das PHEV-System aber nicht ausgelegt. Das gilt auch für das hohe Fahrzeuggewicht und die im Alltag angenehme, aber bei schneller Kurvenfahrt etwas künstlich wirkende Lenkung. Das Fahrwerk tendiert zur straffen Abstimmung, das merkt man bei kurzen Unebenheiten mitunter. Insgesamt bietet der NX 450h+ mit 18-Zoll-Rädern aber sehr ordentlichen Abrollkomfort. In der F Sport-Variante vergrößert eine Dämpferverstellung den Spagat, durch zusätzliche Sportmodi und größe Räder wird aber die dynamische Seite gestärkt.

test: lexus nx 450h+, perfekt für parkplatzbesitzer

Der mit 14 Zoll Durchmesser überdurchschnittlich große Multimedia-Touchscreen dominiert das Cockpit mit seiner modernen Graphik.

test: lexus nx 450h+, perfekt für parkplatzbesitzer

Die Unterschiede in den Fahrmodi sind nicht extrem groß.

test: lexus nx 450h+, perfekt für parkplatzbesitzer

Das digitale Infodisplay wird über die Lenkradfernbedienung gesteuert.

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Die Sitze sind von hervorragender Qualität und auch auf langen Strecken bequem. Das Leder für die Bezüge greift sich sehr gut an.

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Etwas Gewöhnungszeit braucht die Bedienung des Schalthebels.

test: lexus nx 450h+, perfekt für parkplatzbesitzer

Drücken statt ziehen: Lexus dreht das Tür-Prinzip um. Großer Fortschritt!

test: lexus nx 450h+, perfekt für parkplatzbesitzer

Zum klassenüblich Passagier-Platzangebot kommt ein Kofferraum, der 545 Liter bei aufgestellten Sitzen und 1.436 Liter bei umgelegter Rückbank fasst.

Wie gut klappt das elektrische Fahren?
Durch die hohe elektrische Leistung ist der NX auch im reinen Elektromodus, der per Knopfdruck aktiviert wird, ausreichend motorisiert. Dass der Sprint auf Hundert im EV-Modus nur zehn Sekunden dauert, bestätigt den Fahreindruck. Nur bei ausdrücklicher Anforderung per Kick-down, beziehungsweise über 135 km/h, schaltet sich der Verbrennungsmotor dazu. Über 50 rein elektrisch gefahrene Kilometer sind immer möglich, bei guten Bedingungen gehen sich auch 70 Kilometer aus. Damit haben NX-Fahrer im normalen Alltag ein Elektroauto, das eigentlich keines ist. Sinn ergibt dieses Plug-in-Hybrid-Paradoxon, wenn ein persönlicher Parkplatz mit Lademöglichkeit vorhanden ist: Die elektrische Reichweite ist nicht groß genug für dauerhaft öffentliches Laden. Man sollte am besten zuhause mit Nachtstrom laden können, allenfalls auch am Arbeitsplatz. Eine Wallbox beschleunigt die Sache, bis zu 6,6 kW schafft das Bordladegerät beim AC-Wechselstromladen. Die Starkstrom-Steckdose genügt aber letztlich auch, um über Nacht wieder zu einer vollen Batterie zu kommen.
 
Der Testverbrauch und die elektrische Reichweite?
5,8 Liter Testverbrauch als Hybrid sowie rund 65 Kilometer Reichweite im EV-Modus. Bei Langstreckenfahrten auf der Autobahn sieben bis acht Liter Verbrauch.
 
Der Preis passt?
Das Auto ist alles andere als billig, schneidet im Preisvergleich mit gut ausgestatteten Plug-in-Hybrid-Modellen von anderen Premiummarken aber gut ab. Der Qualitäts-Leumund von Lexus ist bestens, die Marke liegt in einschlägigen Statistiken oft im Spitzenfeld. Zudem gibt Lexus zehn Jahre (!) oder 160.000 Kilometer Garantie, wenn das Service bei einem Vertragspartner gemacht wird – wobei auch der Wiedereinstieg in die Garantie nach Unterbrechungen möglich ist.
 
Das Fazit?
Im Alltag ein Elektroauto fahren, ohne sich auf längeren Fahrten mit der Reichweitenproblematik herumschlagen zu müssen – wenn man einen persönlichen Parkplatz mit Lademöglichkeit hat, kann der NX 450h+ eine Ideallösung sein. Die mehr als 300 PS machen den NX nicht zum Sportler, aber zum souveränen Premiumfahrzeug. Der Fahrkomfort ist mit dem starken, leisen und ruckfreien Plug-in-Hybrid-Antrieb hervorragend.

test: lexus nx 450h+, perfekt für parkplatzbesitzer

Fazit von Motorprofis-Tester Fabian Steiner: „Im Alltag ein Elektroauto fahren, ohne sich auf längeren Fahrten mit der Reichweitenproblematik herumschlagen zu müssen – wenn man einen persönlichen Parkplatz mit Lademöglichkeit hat, kann der NX 450h+ eine Ideallösung sein.”

DATEN & FAKTEN

Lexus NX 450h+

(April 2023)

Preis

Ab 59.950 Euro. Inkl. Executive-Paket (wie im Testwagen) 70.200 Euro.

Antrieb

Vierzylinder-Benzinmotor (2.487 ccm, 136 kW), Elektromotoren vorne (134 kW) und hinten (40 kW), E-CVT-Getriebe, 18,1-kWh-Lithium-Ionen-Batterie, AC-Laden mit max. 6,6 kW (2,5 bis neun Stunden), elektronisch geregelter Allradantrieb E-four. Systemleistung 227 kW / 309 PS.

Abmessungen

Länge 4.660 mm, Breite 1.865 mm, Höhe 1.670 mm, Radstand 2.690 mm, Kofferraum 545 – 1.436 Liter.

Gewicht

Leergewicht 2.065 kg – 2.125 kg. Zulässiges Gesamtgewicht 2.540 kg.

Fahrwerte

Beschleunigung 0-100 km/h in 6,3 sec, Höchstgeschwindigkeit 200 km/h (elektrisch 135 km/h). elektrische Reichweite nach WLTP-Zyklus 74 km. WLTM-Normverbrauch 1,0 – 1,1 Liter. CO2-Ausstoß nach WLTP-Zyklus 22 – 25 g/km.

Testverbrauch

5,8 Liter im Hybridmodus; ca. 65 km Reichweite im EV-Modus.

MOTORPROFIS WERTUNG

Fahrspass

7 Punkte

Vernunft

7 Punkte

Preis-Leistung

7 Punkte

Gesamturteil

7 Punkte

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