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Ford Mustang

Test: Ford Mustang Mach-E GT, Achterbahn nix dagegen

In seiner schnellsten Variante kombiniert der Elektro-Mustang die sportliche DNA von Ford – Lenkung straff, Fahrwerk hart – mit einem katapultartigen Antrieb. Das Auto hat ordentlich Gewicht und erzeugt Gefühlswallungen, begleitet aber auch beflissen durch die Schul- und Arbeitswoche.

Ford wird elektrisch – wie schaut der Fahrplan aus?
Zum Mustang Mach-E gesellen sich bald drei weitere Elektro-Modelle: Ab 2023 produziert Ford in Köln ein neu entwickeltes, mittelgroßes Crossover. 2024 folgt ein Sport-Crossover aus dem gleichen Werk, zudem wird das Kompakt-SUV Puma elektrifiziert. Bei den Nutzfahrzeugen wird es in Kürze sogar fünf Stromer geben.
 
Ein Mustang-SUV wie der Mach-E …
… war vor einigen Jahren nur mit viel Phantasie vorstellbar, aber heute bauen ja selbst Lamborghini, Aston Martin und Ferrari in diesem Stil. Dass auch Ford seinen Sportwagen in ein Crossover mit fünf Türen, fünf Sitzplätzen und ordentlichem Kofferraum verwandelt, ist also nur folgerichtig. Die Karosserie entspricht einem großen SUV mit etwas geduckter Haltung, wie sie von der elektrischen Avantgarde derzeit gerne verwendet wird.
 
Wie gut schaut der Mach-E GT aus?
Mustang-Elemente wie die gewölbte Fronthaube und das markante Heckdesign mit dreiteiligen Rückleuchten wurden gut übernommen. Das dynamische Crossover-Design prägen sportive Stoßfänger, schmale Lichter, eine nach hinten abfallende Dachlinie und die muskulöse Schulterpartie. Zur Optimierung der Aerodynamik ist der Kühlergrill geschlossen, herkömmliche Türgriffe gibt es nicht mehr.
Wenn man den Mustang Mach-E eigenständig betrachtet, also den doch weit hergeholten Vergleich mit dem klassischen Mustang unterlässt, muss man sagen: Fesches Auto, ziemlich cool für ein familientaugliches Fahrzeug.
Das GT-Topmodell wiederum hebt sich auf den ersten Blick gar nicht so stark vom Rest der Familie ab. Kenner machen aber vor allem im Bereich der Räder wichtige Unterschiede aus: Beim GT sind die Radkastenverkleidungen lackiert, die Räder selbst sind in Design und 20-Zoll-Größe ebenso der Topversion vorbehalten wie die rot rausleuchtenden Brembo-Bremssättel. In den wunderbaren Blauton des Testwagens lassen sich dagegen alle Mach-E-Varianten hüllen.

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Die GT-Version hat je einen E-Motor an Vorder- und Hinterachse, der Allradantrieb kommt auf 487 PS Spitzenleistung.

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Öffnet auch per Handy-Erkennung oder Eingabe einer Geheimzahl.

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Exklusiv für den GT: Die Felgen und die roten Brembo-Bremssättel.

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Die Karosserie entspricht einem großen SUV mit etwas geduckter Haltung – ein beliebter Stil bei der Elektro-Avantgarde.

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Beim GT sind die Radkastenverkleidungen lackiert.

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Mustang-Elemente wie die dreiteiligen Rückleuchten werden übernommen.

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Ein Mustang-SUV war vor einigen Jahren nur mit viel Phantasie vorstellbar, aber heute bauen ja selbst Lamborghini, Aston Martin und Ferrari in diesem Stil.

Überzeugt der Innenraum?
Premium-Ambiente bringen die großzügigen, grauen Stoffverkleidungen ins Auto, sie werden auf dem Armaturenbrett und den Türen verarbeitet. Beim genauen Hinschauen entdeckt man dort kleine B&O-Logos – die dänische Luxusmarke steuert ein tolles 560-Watt-Soundsystem mit zehn Lautsprechern bei. Die Sportsitze der GT-Variante sind in der Mitte bequem und seitlich zupackend – also perfekt. Beim Hochformat-Mega-Touchscreen im Zentrum ist das Vorbild Tesla offensichtlich. 39 Zentimeter Bildschirmdiagonale und eine Software, die so leistungsfähig und modern wie bei neuen Mobiltelefonen ist, überzeugen Digital Natives. Nicht alle Menüs scheinen logisch geordnet – oder ist das eine Frage des User-Alters? – und manchmal sind auch zusätzliche Schritte oder mehr Konzentration notwendig als früher mit den Rädchen und Knöpfen. Insgesamt war der Bedienkomfort im Test trotzdem überzeugend. Zudem erinnern Digital Natives daran, dass bis zu 80 Fahrzeugfunktionen – von der Innenraumtemperatur über die Sitzposition bis hin zur Ambiente-Beleuchtung und den Radiosendern – ohnehin dem eigenen Profil zugeordnet werden, sie wechseln also beim Fahrerwechsel mit. Unstrittig ist, dass Apple CarPlay und Android Auto kabellos integriert werden, Mobiltelefone induktiv laden können und die Ablagemöglichkeiten großzügig sind. Auch die Verarbeitungsqualität war im Testwagen sehr gut.
Wir haben die Türen im Test „old school” mit Funkschlüssel geöffnet, es gebe aber auch zwei andere Möglichkeiten: Entweder die Handy-Erkennung via Bluetooth oder die Eingabe einer Geheimzahl in der B-Säule. Wer sein Smartphone liebt, wird auch das lieben. Statt normaler Türgriffe gibt es übrigens nur noch Druckknöpfe, die Türen springen selbständig ein wenig auf und werden dann mit einem kleinen Knubbel geöffnet – was nicht schlecht funktioniert.
Die Passagiere haben vorne so viel Platz, wie sie es von einem 4,70-Meter-SUV erwarten dürfen. Hinten sitzt man Elektroauto-typisch etwas nieder, hat aber gute Beinfreiheit. Ein Kofferraumvolumen von 402 bis 1.420 Liter ist für die 4,70-Meter-Klasse nicht rekordverdächtig, aber eine Größenordnung, mit der Familien gut leben können. Und vorne gibt es ja rund 100 Liter extra, wobei diese sogenannte „Ford MegaBox“ ausgewaschen werden kann und sogar über einen Wasserablauf verfügt – ideal für nasse Sportkleidung, schmutzige Wanderstiefel oder sandige Strandsachen. Die erlaubte Zuladung ist mittelmäßig, die Erlaubnis für Anhängerbetrieb erfreulich.
 
Wie ist die GT-Version technisch aufgestellt?
Sie hat je einen E-Motor an Vorder- und Hinterachse, der Allradantrieb kommt auf 487 PS Spitzenleistung im kurzzeitigen Overboost sowie immer noch beeindruckende 272 PS Dauerleistung. Bei der Beschleunigung werden bis zu 860 Newtonmeter mobilisiert. Verbaut ist natürlich der große Akku mit 99 kWh brutto beziehungsweise 88 kWh netto.

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Beim Hochformat-Mega-Touchscreen im Zentrum ist das Vorbild Tesla offensichtlich.

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Nicht alle Menüs scheinen logisch, insgesamt überzeugt der Bedienkomfort.

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Reduziert auf das Wesentliche: Infodisplay vor dem Fahrer.

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Die Sportsitze der GT-Variante sind in der Mitte bequem und seitlich zupackend – also perfekt.

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Premium: Graue Stoffverkleidungen und B&O-Sound.

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Beim Zwischenstopp nicht vergessen, auf P zurückzudrehen.

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Kofferraumvolumen von 402 bis 1.420 Litern. Eine Größenordnung, mit der Familien gut leben können.

Wie fährt sich der Mach-E GT?
Eine spannende Frage, während die elektrische Ära hat noch nicht so viele Sportler hervorgebracht hat, ist Ford seit Jahrzehnten für hervorragend gemachte Spaß-Derivate bekannt.
Mehr als sportlich ist der Antritt des Mach-E GT: Er kommt ja nicht nur auf sagenhafte 860 Newtonmeter Drehmoment, sondern mobilisiert es durch den E-Antrieb auch ansatzlos. Vor allem in niedrigeren Temporegionen folgt auf den Kick-down eine katapultartige Beschleunigung, bei der man ernsthaft aufpassen muss, dass einem nicht schlecht wird – Achterbahn nix dagegen.
Auch Kurven können Gefühlswallungen hervorrufen: Das gut getunte, man kann auch sagen harte, Fahrwerk stemmt sich erfolgreich gegen Seitenneigung, die straffe Lenkung und die hervorragenden Bremsen animieren ebenfalls zum Sporteln. Mit seinem Gewicht von rund 2,3 Tonnen drängt das Auto freilich nach außen, durch den hecklastigen Allradantrieb ist auch mit- und gegenlenken möglich. Man kann wirklich nicht sagen, dass hier nichts los ist.
Bei allen Showeffekten, die möglich sind, grundsätzlich ist der Mach-E GT weder als Kurzstreckensprinter noch als Kurvenräuber ideal besetzt, sondern als Gran Turismo und unterhaltsamer Begleiter durch den Alltag. Die oben genannten Vorzüge werden auch beim normalem Sport spürbar, für flotte Etappen mit spielerischem Überholen ist der Mach-E GT ideal. Den Schul-, Arbeits und Wochenendwegen gibt er stets eine dynamische Note.
Zu akzeptieren sind im Gegenzug der eingeschränkte Federungskomfort und die manchmal zu ruckartige Beschleunigung, beides wird bei eher langsamer Fahrt wirksam und verflüchtigt sich bei höherem Tempo zunehmend. Apropos Geschwindigkeit: Noch bei 130 km/h kann der Mach-E GT sehr dynamisch zulegen, darüber kühlt die Beschleunigungsintensität dann aber spürbar ab.
In der Stadt muss man ob der beachtlichen Breite – knapp 1,90 Meter ohne Spiegel – Geduld und Gefühl für das Einparken mitbringen, auch in den Garagen kann es zu Zentimeterarbeit kommen. Aber das ist ja mit vielen Autos dieser Größenordnung so.
 
Wie schaut es mit Verbrauch und Reichweite aus?
400 bis 450 Kilometer Reichweite ergeben sich aus den 21,5 kWh Testverbrauch der GT-Version. Das ist etwas weniger als die rund 500 Kilometer, die der normale Mach-E GT mit der großen 99-kWh-Batterie schaffen kann – aber ein AMG oder M büßt im Vergleich mit der Diesel-Version mehr Reichweite ein.
 
Der Preis passt?
Von günstig sollte man bei Elektroautos nicht sprechen, aber im Konkurrenzvergleich bietet der Mach-E GT viel fürs Geld.

Das Fazit?
Die Showeffekte umfassen katapultartige Beschleunigung, bei der man ernsthaft aufpassen muss, dass einem nicht schlecht wird (Achterbahn nix dagegen) und allerhand Gefühlswallungen im Kurvenspiel. Grundsätzlich ist der Mach-E GT aber ein Gran Turismo und unterhaltsamer Begleiter durch den Alltag. Seine dynamischen Vorzüge zeigen auch beim normalen Sport Wirkung. Für flotte Etappen mit spielerischem Überholen ist der ideal, normalen Wegen gibt er stets eine dynamische Note. Beim Komfort muss man sich im Gegenzug ein bisschen einschränken können.

test: ford mustang mach-e gt, achterbahn nix dagegen

Fazit von Motorprofis-Tester Fabian Steiner: „Katapultartige Beschleunigung, Gefühlswallungen im Kurvenspiel. Grundsätzlich ist der Mach-E GT aber ein Gran Turismo und unterhaltsamer Begleiter durch den Alltag.”

DATEN & FAKTEN

Ford Mustang Mach-E GT

(November 2022)

Preis

85.500 Euro inkl. Topausstattung. E-Mobilitätsbonus von 5.400 Euro kann abgezogen werden. Einstiegspreis Mustang Mach-E 61.900 Euro.

Antrieb

Elektromotor vorne und hinten, 358 kW/487 PS, 860 Newtonmeter. Automatikgetriebe, Allradantrieb. Batteriekapazität 98,7 kWh (netto 88 kWh).

Abmessungen

Länge 4.743 mm, Breite 1.881 mm, Höhe 1.6213 mm. Radstand 2.984 mm. Ladevolumen 402 bis 1.420 Liter + Front-Kofferraum 100 Liter.

Gewicht

Leergewicht 2.348 kg. Gesamtgewicht 2.717 kg.

Fahrwerte

Höchstgeschwindigkeit 200 km/h. Beschleunigung 0 – 100 km/h in 3,7 Sekunden. Normverbrauch nach WLTP 21,2 kWh/100 km.

Testverbrauch

21,5 kWh (= Reichweite 400 – 450 Kilometer)

MOTORPROFIS WERTUNG

Fahrspass

7 Punkte

Vernunft

6 Punkte

Preis-Leistung

7 Punkte

Gesamturteil

7 Punkte

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