Mit angespanntem Blick schüttelt Elon Musk Premierminister Modi die Hand.
Er habe dennoch zunächst warten wollen, erklärte der Tesla-Fan und Gründer eines Tech-Startups, Visha Gondal, gegenüber Associated Press (AP). Ob und wann die vorbestellten Teslas ausgeliefert werden, ist nach wie vor offen. Der Autohersteller kündigte mehrmals an, nach Indien expandieren zu wollen, machte allerdings nie Ernst. Erst im April verschob Musk eine Indien-Reise, wo er Insidern zufolge eine lang erwartete Investition in eine Tesla-Fabrik ankündigen sollte. “Aber ich freue mich auf einen Besuch zu einem späteren Zeitpunkt”, schrieb der US-E-Autopionier auf X.
An einer Expansion dürfte es unter anderem wegen der Vorgabe scheitern, dass E-Auto-Hersteller mindestens 500 Millionen Euro in die Produktion vor Ort investieren müssen, um in Indien steuerlich begünstigt zu werden.
Tesla gilt als “Luxus”
Das führt dazu, dass etwa das Model 3 in den USA dem Durchschnitt entspricht, während es in Indien als Luxusgefährt gilt. Damit gehen auch entsprechende Erwartungen an Service einher, die die Firma Gondal zufolge nicht einhalten kann. “Ich halte Tesla für ein großartiges Technologieunternehmen. Aber sie wissen einfach nicht, wie man Luxusautos verkauft”, sagte er AP.
Veränderungen am Markt
Seit 2016 hat sich in Sachen E-Mobilität zudem einiges getan. Der Hype um E-Autos nehme ab, merkt Tu Le, Gründer der Beratungsfirma Sino Auto Insights. “Was vor fünf Jahren eine riesige Chance war, ist jetzt fast eine Last für Tesla.” Um seine führende Position unter den E-Auto-Herstellern zu halten, müsse die Firma neue, erschwingliche E-Autos für Schwellenländer wie Indien einführen.
Denken in Marken statt Modellen
Die Chancen stehen für BYD auch hierzulande gut, wenn es nach Michael Brandtner geht. Dem STANDARD verriet der Markenstratege, dass die chinesischen Autobauer verstärkt in Marken statt Modellen denken und damit einen ähnlichen Effekt wie Tesla erzielen.
Im Gegensatz zu europäischen Herstellern denke man bei “BYD” oder “Tesla” sofort an E-Autos. Bei Modellen herrsche ein Kommen und Gehen, eine Marke bleibe. Obwohl Konzerne wie VW oder Stellantis die perfekte Struktur für ein Mehr-Marken-System hätten, hätten diese “nicht das geringste Interesse, Elektromarken aufzubauen” und argumentieren mit den verbundenen Kosten.
Teslas Status als E-Auto-Marke dürfte jedenfalls wenig nützen, wenn Versprechen nicht gehalten werden: Nach 6 Jahren Warten kaufte sich Gondal ein E-Auto von Audi. Vergangenes Jahr konnte er mithilfe eines indischen Tesla-Managers eine Rückerstattung seiner Anzahlung erwirken. (jsa, 14.8.2024)