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Tankstelle statt Ladesäule - trotz Elektromotor: Was die Praxis zeigt

tankstelle statt ladesäule - trotz elektromotor: was die praxis zeigt

Tankstelle statt Ladesäule – trotz Elektromotor: Was die Praxis zeigt

Dass die neue Generation des Nissan Qashqai ihre Meriten hat, wurde an dieser Stelle schon mehrfach abgehandelt. Als Vierzylinder-Benziner, sowohl in der Kombination als Handschalter mit Frontantrieb als auch mit Automatik und Allrad konnte der meistgekaufte Nissan bereits zeigen, dass er seinen guten Ruf nicht zu unrecht trägt.

Nun war es an der Zeit, die unlängst nachgereichte aktuellste Antriebsvariante auf ihre Praxistauglichkeit zu testen. Von den Japanern stolz als völlig neuartiges Hybrid-Konzept angepriesen, handelt es sich beim Qashqai e-Power im Grunde genommen um die Kombination eines Elektromotors für den Antrieb mit einem Dreizylinder-Benziner als Stromversorger. Der füttert die 2,1-kWh-Batterie mit Strom und liefert bei hoher Leistungsanforderung auch direkt an den E-Motor, hat aber keine Verbindung zur Antriebsachse.

Das soll laut Nissan nicht nur Verbrauchsvorteile gegenüber einem klassischen Antrieb mit Verbrenner bringen, sondern es auch jener Kundschaft ermöglichen, ein Elektroauto zu fahren, die von einer unzureichenden Ladeinfrastruktur davon abgehalten wird. Tankstelle statt Ladesäule also, ohne auf die Fahrcharakteristik eines E-Antriebes verzichten zu müssen.

Fahrpraxis

Im gemischten Alltagsverkehr zwischen Stadt-, Land- und Bergstraßen sowie zwei längeren Autobahnetappen zeigte der getestete Nissan Qashqai e-Power in Tekna-Ausstattung zunächst, dass er mit dem 140 kW / 190 PS Leistung bietenden E-Motor seine Position als stärkster Qashqai auch in der Praxis bestätigen kann. Schließlich greift man hierzulande öfter auf die im Vergleich zu den reinen Benzinbrüdern bessere Beschleunigung zurück (7,9 Sekunden auf 100 km/h), als sich über die geringere Höchstgeschwindigkeit (170 km/h) des e-Power wundern zu können.

Der Antriebsstrang mit dem eben nur zur Stromerzeugung verwendeten 3-Zylinder Benziner mit 116 kW / 158 PS Leistung zeigt seine Stärken vor allem beim gleichmäßigen Dahinrollen in der Stadt und auf Landstraßen. Geht’s ans Überholen oder den Berg hinauf, koppelt sich das Motorgeräusch kurzfristig doch etwas deutlicher vom fühlbaren Vortrieb ab, wenn der Benziner nicht nur gleichmäßig die Batterie lädt, sondern den Strom direkt an den geforderten E-Motor liefert. Daran kann man sich gewöhnen, weil es wohl nicht allzu oft vorkommen wird. Denn um sportliche Ambitionen am Lenkrad auszuleben ist der Qashqai ohnehin nicht die erste Wahl.

Dies obwohl sich das Fahrwerk ohne Fehl und Tadel präsentiert, trotz des höheren Gewichts des e-Power (bis zu rund 2,1 Tonnen) keine übertriebene Härte an den Tag legt und Kurven mit souveräner Frontantriebs-Charakteristik meistert, ohne allzu sehr aus der Kurve zu schieben.

Segeln oder Ein-Pedal-Fahren

Im Fahrprogramm Eco lässt sich die Fuhre zudem sehr gut segeln, was bei vorausschauender Fahrweise den Verbrauch spürbar senken kann. Etwaige zusätzliche Verzögerung lässt sich über den breiten Ganghebel leicht steuern, indem man durch einmal antippen von D auf B umstellt. Wer unbedingt will, kann seinen rechten Fuß aber auch dauerbeschäftigen und die e-Pedal-Taste drücken. In dem Fall wird durchgehend stärker verzögert, sobald der Fahrtgeber zurückgenommen wird. Allerdings nicht wie anderswo bis zum Stillstand. Bei rund 10 km/h klinkt sich das System aus und überlässt die weitere Verzögerung der konventionellen Bremse. Daran werden sich Freunde des Ein-Pedal-Fahrens zwar erst gewöhnen müssen, es bringt aber Vorteile für die Dosierung der Antriebskraft beim Rangieren.

Apropos Taste: Es gibt zwar einen eigenen EV-Schalter, um damit längere rein elektrische Strecken zurücklegen zu können – wie in Plug-in-Hybriden – ist die Batterie aber zu klein.

Verbrauch

Am Ende des ausführlichen Tests stand nach rund 1.700 km ein realer Durchschnittsverbrauch von 6,9 l /100 km. Das ist nicht nur erwartungsgemäß ein gutes Stück entfernt vom Normverbrauch (WLTP-Wert 5,3 – 5,4 l/100 km), sondern der idente Wert, der mit dem 156 PS starken Benziner mit Frontantrieb auf der selben Strecke – allerdings unter sommerlichen Bedingungen – erzielt wurde.

Mit jedem vergleichbar starken modernen Diesel – den Nissan bekanntlich nicht mehr anbietet – wäre er problemlos zu unterbieten. Und das ohne dem technologischen Aufwand der elektronischen Steuerung von Verbrenner, Batterie und E-Motor und rund 200 Kilo Mehrgewicht.

Fazit: Der neue Nissan Qashqai ist optisch wie vom Platzangebot und der Variabilität des Laderaumes her ein gelungenes, modernes SUV mit europakompatiblen Abmessungen. Ob es unbedingt der aufwändige e-Power-Antrieb sein muss, bleibt dahingestellt. Sinn macht er wohl nur für ein Fahrprofil, in dem lange Autobahnetappen und Bergstraßen kaum vorkommen.

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