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Studie: Luft wird dünner für deutsche Autozulieferer

studie: luft wird dünner für deutsche autozulieferer

Bild: ZF

Die deutsche Autozuliefererindustrie ringt laut einer Analyse inmitten der elektromobilen Transformation um ihre globale Wettbewerbsfähigkeit. Im vergangenen Jahr kamen die deutschen Zulieferer demnach zwar auf 25 Prozent Weltmarktanteil, allerdings bedeutet das einen weiteren Verlust von 1,4 Prozentpunkten im Vergleich zu 2020. Das geht aus der aktuellen „Automobilzulieferer-Studie” der Strategieberatung Strategy& hervor.

Demgegenüber blüht das Geschäft der chinesischen Zulieferer auf: Die Herausforderer aus der Volksrepublik konnten ihren globalen Marktanteil laut Auswertung im gleichen Zeitraum mit einem Zuwachs von 4,2 Prozentpunkten fast verdoppeln und kamen 2023 bereits auf fast 10 Prozent Weltmarktanteil. Insgesamt hat sich die globale Zuliefererbranche im vergangenen Jahr stabilisiert, dennoch fällt sie hinter das Wachstum der Autobauer zurück. Die Hersteller konnten 2023 beim Umsatz um 8 Prozent zulegen, die Zulieferer erzielten ein Plus von 3 Prozent.

Für die angespannte Lage der deutschen Autozuliefererindustrie seien vor allem verspätete und bislang zu zaghafte Anpassungen an die Elektromobilität verantwortlich, so die Analysten. Die Transformation der Automobilbranche schreite in nicht-linearen und teils schwierig berechenbaren Zyklen voran und die Zulieferer würden noch immer mit den Dynamiken des neuen Markts ringen. Viele Hersteller setzten etwa weiterhin auf lineare Kapazitätsplanung, obwohl die E-Auto-Absätze seit Jahren schwankten.

Zugleich schafften es die deutschen Zulieferer immer seltener, mit lebenswichtigen Innovationen zu punkten. Sie würden zwar ihre Ausgaben für Forschung und Entwicklung erhöhen, könnten sich damit aber nicht mehr vom Wettbewerb absetzen und entscheidende Innovationen kämen aus Asien. Gleichzeitig agierten deutsche Zulieferer beim Ausbau sowie der Skalierung neuer Technologien zu zaghaft. Während chinesische Wettbewerber ihre Investitionen in den vergangenen sechs Jahren um mehr als 300 Prozent gesteigert hätten und das Fundament für den Erfolg von morgen legten, scheuten die deutschen Zulieferer oft das unternehmerische Risiko. Im Ergebnis ziehe die Konkurrenz aus China beim Umsatzwachstum davon – wenn auch noch zu Lasten der Kapitaleffizienz.

„Die Automobilindustrie und ihr weit verzweigtes Zulieferernetz haben über Dekaden das Rückgrat der deutschen Wirtschaft gebildet. Aktuell gerät dieses fein austarierte System ins Wanken, weil sich grundlegende Dynamiken und Mechanismen der Branche fundamental ändern. Jahrzehntelang erprobte und bewährte Prämissen funktionieren nicht mehr“, sagt Henning Rennert, Studienautor und Partner bei Strategy& Deutschland.

„Gleichzeitig beobachten wir, dass der Strukturwandel nicht linear verläuft, sondern sich Bremsperioden und Beschleunigungsphasen abwechseln. Technologische Sprünge, neue Wettbewerber sowie politische Entscheidungen bestimmen das Tempo der Transformation. Zulieferer, die in dieser dynamischen Situation erfolgreich bleiben wollen, müssen sich strategisch neu aufstellen. Sie müssen flexibler auf die volatile Volumenentwicklung reagieren, fokussierter und mit mehr Kundenzentrierung Innovationen vorantreiben und diese auch mit unternehmerischem Risiko skalieren.“

„Strategische Agilität wichtiger denn je“

Gerade die kapitalintensive Skalierung werde dabei angesichts angespannter Finanzierungsbedingungen für viele Zulieferer zur Herausforderung. Nach Jahren der Krise und Unsicherheit seien die Möglichkeiten vieler Zulieferer, an Kapital zu kommen, begrenzt. Vor allem kleinere Hersteller kämpften um die oft schon in wenigen Monaten anstehende Refinanzierung. Umso wichtiger würden strategisch priorisierte Investitionen und neue Partnerschaften – insbesondere mit den Herstellern, die ihre EBIT-Margen im Gegensatz zu den dünnen Kapitaldecken der Zulieferer zuletzt steigern konnten.

„Wenn einst höchst erfolgreiche Zusammenarbeitsmodelle zwischen Automobilherstellern und Zulieferern revitalisiert werden, könnte dies dazu beitragen, fit für eine gemeinsame Zukunft zu werden“, so Strategy&.

„Die gesamte deutsche Automobilindustrie und vor allem ihre Zulieferer stehen aktuell an einem Scheidepunkt, an dem strategische Agilität wichtiger ist denn je. Verbleibende Potenziale aus dem Verbrennergeschäft müssen abgeschöpft und konsequent in Zukunftstechnologien investiert werden. Die deutschen Zulieferer müssen dabei aus dem Evolutions- in den Innovationsmodus kommen und auch in der Elektromobilität wieder Positionen als Weltmarktführer beanspruchen. Der Schlüssel liegt auch in der neuen Automobilwelt weiterhin in den alten Stärken Ingenieurskunst, Innovation und Geschwindigkeit“, sagt Studienautor Rennert.

„Erfolg in der Elektromobilität erfordert für die Zulieferer allerdings die Bereitschaft, ihre bisherige Wertschöpfung neu zu tarieren und sich an wandelnde Kundenbedürfnisse anzupassen. Dazu braucht es unternehmerisches Denken, Mut und Risikoaffinität. Der globale Konsolidierungswettbewerb ist längst in vollem Gang. Höchste Zeit also, sich von alten Mustern zu verabschieden und in der neuen Automobilwelt anzugreifen.“

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