Die Energiepreise steigen stetig an. Das betrifft auch E-Auto-Ladesäulen. Nach Tesla und Shell Recharge dreht nun auch EnBW an der Preisschraube.
Vermutlich provoziert die Meldung “XYZ wird teurer” schon bald nicht mehr Reaktion als ein kraftloses Schulterzucken. Zu inflationär geht das Leben in den letzten Wochen und Monaten mit gestiegenen Kosten für zahlreiche Güter einher. Allen voran steht dabei die Energie und das bekommen längst auch die Elektroauto-Fahrer zu spüren. Die Zeiten von weniger als 40 Cent pro kWh sind – zumindest vorerst – Geschichte.
EnBW Hyper-Netz
Der Stromversorger EnBW konnte seine Stromtarife an Elektroauto-Ladesäulen lange Zeit auf einem konstanten und relativ günstigen Niveau halten. Seit Anfang Juli 2021 lagen die Preise für vergleichsweise langsame Wechselstrom-Ladungen (AC) bei maximal 45 Cent pro Kilowattstunde (kWh); für Gleichstrom-Schnellladungen (DC) wurden höchstens 55 Cent fällig. Doch diese Zeiten sind vorbei. Wer beim Betreiber der größten Schnellladenetze Deutschlands und Österreichs vom 17. Januar 2023 an sein Elektroauto lädt, zahlt bis zu 65 Cent pro kWh – und zwar unabhängig davon, ob der Stromer AC- oder DC-Strom tankt. Durchschnittlich steigen die kWh-Preise bei EnBW um 27 Prozent.
Tesla Supercharger
Deutlich öfter als EnBW hat Tesla in den vergangenen Monaten die Preise an den ganz am Anfang kostenfrei nutzbaren Superchargern angepasst. Im Oktober 2020 kostete eine kWh nur 33 Cent, im August 2021 zahlten Tesla-Kunden noch 37 Cent. In mehreren Stufen ging es bis Mai 2022 dann auf durchschnittlich 56 bis 58 Cent. Im Oktober und November rief Tesla an einigen seiner Schnellladepunkte in der Spitze sogar 74 bis 88 Cent auf. Seitdem sollen die Ladepreise wieder gesunken sein. Aus Medien- und Forenbeiträgen geht hervor, dass sich der Strompreis seit dem 23. November 2022 bei durchschnittlich 50 bis 55 Cent pro kWh eingependelt hat.
Dabei ist zu beachten, dass es – anders als bei den anderen Ladestromanbietern – keinen allgemeingültigen Supercharger-Preis gibt. Die Tarife variieren je nach Standort und Uhrzeit. Am teuersten ist die sogenannte “One Peak Rate” zwischen 16 und 20 Uhr, weil dann erfahrungsgemäß der Andrang an Teslas Schnellladern am größten ist. Dafür gibt es seit Oktober an mehreren Standorten auch einen zwischen 22 und sechs Uhr gültigen Nachttarif, der deutlich günstiger ist. Eine weitere Variable sind markenfremde Nutzer: Wer ein anderes Elektroauto an einem Supercharger lädt, zahlt grundsätzlich höhere Preise als Tesla-Fahrer.
Allego
Shell Recharge
Wer sein Auto an den Festpreis-Schnellladesäulen von Shell Recharge aufladen möchte, muss seit dem 28. September 2022 dafür 64 statt 59 Cent pro kWh hinblättern. Bei den Roaming-Partnern klettert der Preis gar auf 74 Cent. Wer mit einem Shell-Vertrag die Ionity-Säulen nutzt, wird dagegen weiterhin mit 81 Cent pro kWh plus 35 Cent Transaktionsgebühr je Ladevorgang zur Kasse gebeten. Weitere Änderungen im Tarif-Konstrukt betreffen das Normallladen. Hier entfallen die Minutentarife; stattdessen sind pro kWh fix 49 Cent fällig (zuvor 46 Cent). Außerdem führt das Unternehmen eine Blockiergebühr von zehn Cent pro Minute ein, die ab einer Ladezeit von vier Stunden berechnet wird. Gedeckelt sind diese Extra-Kosten auf höchstens zwölf Euro. Zudem fallen sie zunächst nur im Roaming-Netz und nicht an den Ladepunkten von Shell selbst an.
Ionity
Das gemeinsame Ladenetz-Konsortium vieler Autohersteller (unter anderem die VW-Konzernmarken, BMW, Mercedes, Ford sowie Hyundai und Kia) trat einst mit Kampfpreisen an. Anfangs kostete eine Ladung immer acht Euro – egal, wie viel Energie nachgetankt wurde. Das änderte sich Ende Januar 2020: Mit einem Preis von 79 Cent pro kWh (regulärer Tarif ohne Kundenbindung) wurde Ionity auf einen Schlag zum teuersten Anbieter. Dieser Tarif gilt immer noch und wird nun durch die Preiserhöhungen der Wettbewerber relativiert. Im Vergleich sehr günstig sind Ionity-Säulen dagegen für Kunden mit Passport-Tarif: Laut Firmen-Website kostet die kWh für sie nur 35 Cent. Allerdings müssen sie sich für mindestens ein Jahr an den Anbieter binden und zahlen eine monatliche Grundgebühr von 17,99 Euro.
In unserer Fotoshow oben im Artikel erfahren Sie, bei welchen Supermärkten und Handels-Ketten aktuell Ladepunkte zur Verfügung stehen oder wo noch zusätzliche Infrastruktur geplant ist. Wo Sie derzeit sogar noch kostenlos laden können, erfahren Sie HIER.