Günther Steiner kritisiert nach seinem Aus die Ausrichtung des Haas-Teams und gibt zu, dass es schwierig war, so motiviert zu bleiben
Der geschasste Teamchef Günther Steiner glaubt, dass das aktuelle Haas-Modell seit der Einführung der Budgetgrenze nicht mehr funktioniert. Der amerikanische Rennstall hat seit seiner Gründung eine enge Partnerschaft mit Ferrari und dabei so viele Teile wie möglich von der Scuderia bezogen. Zumindest 2018 hatte diese Taktik das Team bis auf Position fünf geführt.
“Ich denke, dass unser Konzept am Anfang sehr gut war”, sagt Steiner gegenüber der globalen Sprachausgabe von Motorsport.com. “Aber als die Budgetgrenze eingeführt wurde, hat sich das ein wenig geändert und unser Modell ist vielleicht nicht mehr das effizienteste. Also nicht unser Modell, sondern ihr Modell, weil ich ja nicht mehr dazugehöre.”
Steiner hatte von Teameigner Gene Haas immer wieder Investitionen in das Team gefordert, die dieser aber nicht tätigen wollte. Dabei sei es wichtig, Geld in die Infrastruktur zu investieren, um mit den anderen Teams mithalten zu können, meint er.
“Du versuchst es, weil du niemals aufgibst, aber irgendwann wird es dir klar, wenn du nicht mehr im Wirbelsturm bist”, sagt er. “Du schaust von außen hin und sagst ‘wow’, wenn du siehst, wo die anderen in der Zeit hingekommen sind.”
Kein Streit mit Gene Haas
Mit seinen Mitteln hatte Steiner in den vergangenen drei Jahren zwei Mal den letzten Platz belegt, und weil Gene Haas trotz der bescheidenen Mittel nicht mehr Letzter werden möchte und einen anderen Ansatz verfolgen will, musste der populäre Südtiroler gehen.
Dass er sich mit Haas zerstritten habe, verneint er aber: “Ich würde nicht sagen, dass ich mich zerstritten habe”, winkt er ab. “Ich streite mich nicht; ich brauche mich mit niemandem zu streiten.”
Kritischer Nachsatz: “Aber ich denke, die Ergebnisse sind immer das Produkt dessen, wie man die Ergebnisse erreichen kann.”
Steiner wollte sich nicht an Posten klammern
Steiner betont auch, dass er das Team trotz aller Kritik und fehlender Resultate nicht verlassen wollte. “Aber am Ende ist mein Vertrag ausgelaufen, und ich habe immer gesagt: ‘Wenn es nicht funktioniert, lass es mich wissen.’ Ich klammere mich nicht an etwas fest.”
“Gene Haas ist der Eigentümer des Teams und hat natürlich das Recht zu entscheiden, was er tun will. So einfach ist das. Wenn er mich nicht dabei haben will, bin ich nicht dabei. Das ist in Ordnung, weiter geht’s.”
“Zehn Jahre sind eine lange Zeit, und du teilst Gefühle und Ambitionen mit den Leuten, und wenn du sie dann nicht mehr um dich hast, dann vermisst du sie. Aber du gewöhnst dich an alles, und Dinge verändern sich nun einmal.”
Zukunft des Teams “nicht mein Problem”
Was seine eigene Zukunft angeht, will Steiner nichts überstürzen: “Ich renne nicht und habe es nicht eilig, den nächsten Job zu finden – ich bin ganz entspannt”, sagt er.
Die Zukunft von Haas liegt hingegen nun in anderen Händen. “Das ist nicht meine Sache”, sagt Steiner und weiß auch nicht, was Gene Haas mit dem Rennstall in Zukunft vorhat. “Es ist nicht so, dass ich mich drücken würde. Ich weiß es einfach nicht.”
Auch Gerüchte über einen möglichen Verkauf des Teams kann er nicht kommentieren: “Ich habe keine Ahnung, was er tun möchte. Und das ist auch nicht mein Problem, und das ist gut.”