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Spielefunktion für Tesla-Beifahrer: Jede dritte Nutzung missbräuchlich

Computerspiele auf dem Armaturenbrett während der Fahrt boten 580.000 Tesla zwei Jahre lang. Offiziell nur für Beifahrer. Tesla-Fahrer haben das missbraucht.

spielefunktion für tesla-beifahrer: jede dritte nutzung missbräuchlich

(Bild: TierneyMJ/Shutterstock.com)

Autofahrer, die während der Fahrt ein Computerspiel spielen, sind ein enormes Sicherheitsrisiko. Doch selbst wenn nur der Beifahrer spielt, das Spielgeschehen aber im Blickfeld des Chauffeurs ist, wird Letzterer abgelenkt. Zwei Jahren lang hat Tesla es in über 580.000 Elektroautos der Baureihen 3, S, X, und Y aber trotzdem ermöglicht, während der Fahrt auf dem Amaturenbildschirm zu spielen. Die US-Straßenverkehrssicherheitsbehörde NHTSA hat Tesla dazu gebracht, diese Funktion wieder abzuschalten.

Denn die Funktion wurde häufig missbraucht. Wie die NHTSA (National Highway Traffic Safety Administration) nun mitteilt, war bei einem Drittel aller Spielenutzungen während der Fahrt kein Beifahrer an Bord. Aber selbst wenn nur der Beifahrer spielt, hält die Behörde das Setup für untragbar. Andere Hersteller würden durch optische Filter oder die räumliche Anordnung der Bildschirme darauf achten, dass die Chauffeure nicht abgelenkt würden; alternativ schalteten sie einen Bildschirm aus, wenn ein Fahrerüberwachungssystem feststellt, dass der Chauffeur seine Blick auf diesen Bildschirm lenke.

Von der Tesla Arcade zu Passenger Play

Seit Juni 2019 können auf den Amaturenbildschirmen in Teslas Computerspiele abgerufen und gespielt werden (“Tesla Arcade”). Das ging zunächst aber nur, wenn das Fahrzeug geparkt war – schließlich ist dieser Bildschirm in Tesla 3 und Y quasi das Armaturenbrett. Nur dort werden während der Fahrt elementare Informationen wie Fahrtgeschwindigkeit, Ladestand der Batterie und Status des Fahrerassistenzsystems “Autopilot” eingeblendet. Ein klassisches Armaturenbrett hinter dem Lenkrad gibt es in diesen Autos nicht.

Zu Weihnachten 2020 spendierte Tesla seinen Fahrzeugen mit Intel-Atom-Prozessor ein Software-Upgrade, mit dem verschiedene Spiele auch während der Fahrt auf diesem Armaturenbildschirm gespielt werden konnten. Nach Firmenangaben sollte das den Beifahrern zur Unterhaltung dienen. Tesla nannte das “Passenger Play” und schaltete eine Abfrage vor, ob es sich bei dem Spielenden nicht etwa um den Fahrer handle. Verfügbar waren unter anderem das Ballerspiel Sky Force Reloaded, das Kartenlegespiel Solitaire und das Strategiespiel The Battle of Polytopia. Parkte das Fahrzeug, nehmen die Spiele den gesamte Bildschirm ein; während der Fahrt wurden sie etwas verkleinert, um Raum für wichtige Anzeigen wie die Fahrtgeschwindigkeit zu lassen.

Im November 2021 meldete ein Tesla-Inhaber diese Situation an die NHTSA; dessen Abteilung zur Untersuchung von Defekten (Office for Defects Investigation, ODI) eröffnete daraufhin eine Untersuchung der Spielefunktion und bat Tesla um weitere Informationen (Az. PE 21-023). Der Hersteller lieferte die Daten im März 2021 und betonte, es habe keine Verbraucherbeschwerden erhalten und wisse von keinen Zusammenstößen, bei denen während der Fahrt ein Computerspiel gelaufen sei. Laut NHTSA zeigen die Daten, dass die Spielefunktion nicht oft genutzt wurde, aber wenn, dann in mindestens jedem dritten Fall in unverantwortlicher Weise.

Größere Untersuchung läuft

Kurz vor Weihnachten 2022 spielte Tesla ein weiteres Update aus, das spielen während der Fahrt wieder unterbindet. Binnen Monatsfrist hätten 97 Prozent der betroffenen Tesla-Autos das Update installiert. “Obwohl das ODI Teslas Entscheidung, Passenger Play zurückzuziehen, anerkennt, erregte die Analyse der zur Verfügung gestellten Daten erhebliche Bedenken hinsichtlich Ablenkung der Chauffeure”, teilt die Behörde nun mit.

Die Bedenken beziehen sich ausdrücklich “sowohl auf die beabsichtigte Nutzung durch einen Passagier und den Missbrauch (Nutzung durch den Chauffeur)”. Ablenkungen in der Sichtachse seien zu unterlassen, weil sie das Unfallrisiko erhöhen. Das Verfahren PE 21-023 stellt die NHTSA zwar nun ein, doch läuft eine breiter angelegte Engineering-Analyse (Az. EA22-002) weiter. Dabei beleuchtet sie den Faktor Mensch in Bezug auf Teslas Anzeigen und Bedienelemente während der Fahrt.

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(ds)

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