Porsche

Sogar Porsche findet den 911 zu groß

Der Designchef will einen kompakteren Elfer, aber das wird in der Verbrenner-Ära nicht mehr passieren

sogar porsche findet den 911 zu groß

Es gibt vereinzelt Ausnahmen, aber in aller Regel ist jede neue Generation eines Autos größer als ihr Vorgänger. Wir kennen das Spiel seit Jahrzehnten. Schuld sind immer striktere Sicherheitsstandards und der Wunsch der Kundschaft nach immer mehr Leistung. Wer mehr und mehr Technologie in seine Fahrzeuge stopft, macht sie schwerer. Das gilt auch für vormals kleine und leichte Sportwagen, die teils immense Ausmaße erreicht haben.

Porsche ist sich dieses beunruhigenden Trends bewusst, muss aber zugeben, dass dem Unternehmen hier momentan die Hände gebunden sind. Im Gespräch mit den australischen Magazin Drive sagte Porsches Designchef Michael Mauer nun, dass die Gesetzgebung bezüglich Sicherheitsstandards und weitere Notwendigkeiten zum enormen Wachstum des 911 beigetragen haben. Zudem habe die gewaltige Leistungszunahme die Ingenieure dazu gezwungen, immer größere Räder und Bremsen unterzubringen.

“Es wird auch stark von [staatlichen Vorschriften] und der [des Autos] beeinflusst. Wenn man 20, 30 Jahre zurückblickt und sieht, wie viel PS der 911 damals hatte und wie viel er heute hat, beeinflusst das die Größe der Räder, die Größe der Bremsen und all diese Dinge.”

Idealerweise würde Porsche gerne einen kleineren 911 bringen, aber das ist in der aktuellen Ära der Verbrennungsmotoren nicht mehr machbar. Mauer deutete an, dass es technisch möglich werden könnte, wenn die Elektro-Technologie weiter vorangeschritten ist. Sobald die Energiedichte verbessert wird und Akkus kleiner werden können, könnte auch der 911 potenziell schrumpfen. Allerdings hat Zuffenhausen bereits ausgeschlossen, in diesem Jahrzehnt einen vollelektrischen Elfer auf den Markt zu bringen. Ob die Legende ohne Verbrennungsmotor den gleichen Reiz ausüben würde, steht auf einem anderen Blatt Papier.

In einer perfekten Welt würde Mauer den 911 gerne “so kompakt wie möglich” gestalten und ihn zu seinen Wurzeln als “sehr kompakter kleiner Sportwagen” zurückkehren lassen. Derzeit verhindern jedoch die üblichen Packaging-Probleme die Umsetzung dieser Vision – übrigens ein Problem, das nahezu alle Fahrzeugtypen betrifft, nicht nur die sportlichen.

Faktisch hat der aktuelle 992 mit seinem kürzlich vorgestellten Facelift nochmal zugelegt. Zumindest der 911 GTS, der jetzt als erster Elfer in der Geschichte einen Hybrid-Antrieb spendiert bekommen hat. Durch den neuen Antriebsstrang hat das Auto insgesamt um 50 Kilo zugelegt, kommt jetzt als Hecktriebler auf 1.595 Kilogramm. Dass das neue System mehr nutzt, als das überschaubare Mehrgewicht schadet, konnten wir allerdings schon im Test des 992.2 herausfahren. 

Der Blick zurück ist dennoch etwas ernüchternd: Ein 1972er 911 Carrera RS 2.7 wog gerade mal 960 kg. Allerdings kann man auch 2024 noch einen Sportwagen kaufen, der nur geringfügig mehr wiegt als der gute alte RS 2.7. Die Rede ist vom Mazda MX-5, aber natürlich ist der Kult-Roadster weit davon entfernt, ein echter Gegner für den aktuellen Porsche 911 zu sein. Und selbst der MX-5 wird in absehbarer Zeit elektrifiziert werden müssen, um strengere Emissionsvorschriften zu erfüllen. Er wird also wahrscheinlich ebenfalls schwerer.

Der elektrische 718 Boxster, hier als Erlkönig erwischt, wird 2025 vorgestellt

Porsches kleinerer Mittelmotor-Sportler 718 Boxster/Cayman, steht vor dem Aus. Zumindest so wie wir die beiden Fahrmaschinen kennen. Die klassischen Kurvenfräsen werden 2025 eingestellt. Die Nachfolger kommen rein elektrisch. Aktuell ist nicht davon auszugehen, dass die E-718er kleiner ausfallen als ihre Vorgänger mit Benzinmotoren. Zumindest sahen die bisher gesichteten Prototypen nicht kompakter aus. Ein geringeres Leergewicht ist höchst unwahrscheinlich. Das Gegenteil wird der Fall sein.

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