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So wurde die Heydaer BMW-Bande dingfest gemacht

In der Halle des Autoservice Heyda wurden bis zu 40 BMW zerlegt und die Einzelteile nach Osteuropa verkauft. Jetzt wurden Details der Razzia und der Verhaftung der Täter bekannt.

so wurde die heydaer bmw-bande dingfest gemacht

Während einer Razzia beim Autoservice Heyda sind mehrere Verdächtige festgenommen worden. Zwei hatten versucht, über den Hinterausgang der Halle zu fliehen, wurden dort aber gestellt. © Foto/Archiv: Polizeidirektion Chemnitz

Döbeln/Chemnitz. Polizeibeamte in etwa 20 Fahrzeugen, eine Hundestaffel und ein Hubschrauber warteten am frühen Morgen des 6. Mai 2021 auf ihren Einsatzbefehl. Die Fahrzeuge hatten sich in der Nähe einer Tankstelle bei Döbeln gesammelt.

Ihr Ziel lag einige Kilometer weiter an der B 169. Die Bundesstraße sei gegen 7 Uhr kurzzeitig für den Zugriff gesperrt worden. Der erfolgte beim Autoservice Heyda, bei dem hochwertige BMW zerlegt und die Einzelteile nach Osteuropa verschickt wurden.

Eine Person habe vorn, zwei nach hinten versucht, zu fliehen. Darüber seien die Beamten am Boden von der Besatzung des Hubschraubers informiert worden, berichtet ein Kriminalbeamter.

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Er sagt als Zeuge im Prozess gegen den möglichen Kopf der BMW-Bande am Landgericht Chemnitz aus. Er habe den drei Personen auch deren vorläufige Festnahme erklärt, teils in russischer, teils in englischer Sprache.

Parallel zur Razzia beim Autoservice hätten Zivilbeamte auf allen Zufahrtsstraßen Fahrzeuge kontrolliert. Eines der Polizeiautos hatte sich an der B 169 im Bereich der Firma Vergölst postiert und den Besitzer der Halle des Autoservices in seinem Audi entdeckt, der in Richtung Heyda unterwegs war. „An dem Audi hing ein Volvo mit polnischem Kennzeichen“, so der Zeuge.

Widersprüchliche Aussagen

Einem Bauchgefühl folgend sei nicht nur der Audi, sondern auch der Volvo am Abzweig Neudorf von weiteren Zivilbeamten gestoppt und der Besitzer der Halle sowie die drei ausländischen Insassen des Volvo festgenommen worden, erklärt ein weiterer Beamter. Von den Ausländern habe nur einer einen Ausweis bei sich gehabt.

Der Döbelner Eigentümer der Halle sei in einem Polizeifahrzeug zu der Firma in Heyda gebracht worden und habe während der kurzen Fahrt erklärt, dass auch die Insassen des Volvo dorthin gehörten. Bei seiner Vernehmung im derzeitigen Prozess hatte er vor zwei Tagen ausgesagt, die Insassen des Volvo nicht zu kennen.

In der Nacht vor der Razzia war in Baden-Württemberg ein BMW X5 gestohlen worden. Ein solcher habe sich am Vormittag dem Autoservice Heyda genähert, sei dann aber angesichts des Polizeiaufgebotes in Richtung Waldheim abgebogen. Eine Verfolgung durch Polizeibeamte sei ins Leere gelaufen, der BMW aber später verlassen in einem Waldstück bei Waldheim gefunden worden.

In der Halle in Heyda entdeckten die Polizeibeamten unzählige Einzelteile, die letztendlich etwa 20 BMW zugeordnet werden konnten. Es wird aber vermutet, dass die Bande doppelt so viele Fahrzeuge auseinandergenommen hat.

Haftbefehl soll aufrecht erhalten werden

Der Belarusse, der jetzt auf der Anklagebank sitzt, wird zu allen Verhandlungen in Fuß- und Handfesseln vorgeführt, denn er verbüßt wegen einer anderen Straftat seit Mitte November 2021 in einer Dresdener Justizvollzugsanstalt eine Haftstrafe.

Weil sich der Verdacht gegen den 46-Jährigen bisher nicht erhärten ließ, hatte sein Verteidiger zu Beginn dieser Woche den Antrag gestellt, den Haftbefehl gegen seinen Mandanten aufzuheben.

Mit diesem Antrag sei er überrascht worden, erklärt am Mittwoch der Staatsanwalt und beantragt seinerseits, den Haftbefehl in Vollzug zu lassen. Verteidiger und Staatsanwalt waren sich einig, dass der Angeklagte nichts mit dem Diebstahl und dem Zerlegen der BMW zu tun hatte.

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„Aber soetwas erfordert eine zentrale Planung und Organisation“, meint der Staatsanwalt. Außerdem sei der Angeklagte möglicherweise der Unterzeichner des Mietvertrages für die Halle.

Der Döbelner Vermieter habe den Mann bei der Unterzeichnung nur einmal für etwa 20 Minuten gesehen und ihn kurz nach der Razzia in einer Bildergalerie wiedererkannt. Später sei das zwar nicht mehr der Fall gewesen. Das könne aber an dem veränderten Erscheinungsbild des Belarussen liegen.

40 von 77.000 Fotos ausgewertet

Außerdem seien sechs Tage nach der Razzia in dem Fahrzeug des derzeit Angeklagten Unterlagen gefunden worden, die darauf hindeuten, dass er zur Führungsgruppe der Bande gehört habe.

Etwas Licht ins Dunkel sollte die Auswertung des Inhaltes eines iPhone 8 bringen, das ebenfalls bei dem Angeklagten sichergestellt wurde. Ein Mitarbeiter der digitalen Medienstelle der Polizeidirektion Chemnitz erläutert knapp 40 von reichlich 77.000 Fotos, die sich auf dem Handy befinden.

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Darunter waren Abbildungen von mehreren Reisepässen. Mindestens zwei gehörten zu bereits verurteilten Mitgliedern der BMW-Bande. Außerdem zeigten die Fotos Fahrzeug- und Versicherungsscheine von BMW, Verträge mit einer Autovermietung und einen Strafbefehl.

Teilweise wurden die Fotos über den Online-Nachrichtendienst Telegram versendet oder in Empfang genommen. Bei vielen Bildern war allerdings nicht nachvollziehbar, ob sie mit dem iPhone aufgenommen oder an dieses geschickt worden sind.

In dem Prozess sind noch drei weitere Verhandlungstage angesetzt.

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