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Rückblick: Was brachte der Testtag der 24h Le Mans?

rückblick: was brachte der testtag der 24h le mans? Die Ouvertüre ist vorbei, die große Show kann beginnen. Beim Le Mans-Testtag lag Ferrari an der Spitze des Feldes. Doch was sagt das eigentlich aus? SPEEDWEEK.com schaut zurück auf den abgelaufenen Vortest.

Der große Vortest zu den 24 Stunden von Le Mans ist beendet. Nach sechs Stunden Streckenzeit auf dem legendären 13,626 Kilometer langen Kurs konnte sich Ferrari mit dem 499P von Antonio Giovinazzi mit 3:29,504 Minuten die Bestzeit zuschreiben lassen. Das ist auf jeden Fall schon mal ein Erfolg für die Schlagzeilen. Denn die Mythosmarke aus Italien gibt nach 50 Jahren das werksseitige Comeback in der großen Prototypen-Klasse. Die Aussagekraft des Testtages ist aber gering. Aus zwei Gründen.

Erstens: Die Strecke in Le Mans besteht zu rund zwei Dritteln aus öffentlichen Landstraßen. Somit war das Griplevel am Sonntag noch suboptimal. Erst im Laufe der Rennwoche wird ordentlich Gummi auf dem Asphalt kleben, um Top-Zeiten zu realisieren. Dazu kommt: Keines der Hypercar-Teams will beim Testtag auch schon sein wahres Potenzial aufdecken. Warum auch? Am Ende kommen die Regelhüter dann nochmals auf die Idee, an der BoP-Schraube zu drehen. Kurz gesagt: Am Donnerstag in der Hyperpole wird rund sieben Sekunden schneller gefahren.

Somit muss der Test eher subjektiv eingewertet werden. Aber auch dann (also unabhängig von der Zeit) machte Ferrari einen mega starken Eindruck. Es wirkt, als ob die Italiener noch das größte Potenzial in der Hinterhand haben. Sollten die beiden 499P beim Rennen am nächsten Wochenende ohne Probleme durchkommen, gelten sie fast schon als Top-Favorit auf den Sieg beim Klassiker. Auch der Blick in der Gesichter der Fahrer und der Teamführung verrät, Ferrari ist zuversichtlich.

Toyota stapelte am Testtag etwas tief. Doch die Japaner sollte man grundsätzlich immer auf der Rechnung haben. Die GR010 Hybrid sind ausgereift, schnell und das Team verfügt über den größten Erfahrungsschatz. Das sind die Werte, die bei einem Langstreckenklassiker immer zählen. Wenn alles normal läuft, wird der Sieg am Wochenende zwischen Toyota und Ferrari ausgefahren.

Das würde dann auch der veranstaltende ACO sicherlich total klasse finden. Der stolze französische Club schaut natürlich auch immer auf seine eigenen Interessen. Und jetzt mal kurz überlegt: Die LMH (also Ferrari, Toyota und Peugeot) sind aus der FIA WEC entstanden. Die LMDh (Porsche und Cadillac) sind die Nachfolger der amerikanischen DPi aus der IMSA-Serie, die seit 2023 in Le Mans mitfahren dürfen und an die LMH angeglichen wurden. Tendenziell würde sich der ACO doch sicherlich mehr über einen LMH-Sieg beim einhundertjährigen Jubiläum des großen Rennens freuen, oder nicht?

Auch mal ein Blick auf die Zuschauerränge, denn die waren beim Vortest bereits richtig voll. Einen freien Sitz auf einer der Tribünen zu bekommen, erforderte immer ein wenig Wartezeit. Ganz klar: Die 24 Stunden von Le Mans sind dieses Jahr bei den Fans noch beliebter als in den Jahren zuvor. Der ACO begründet das im einhundertjährigen Jubiläum des Rennens, das sich keiner entgehen lassen will.

Es könnte aber auch eine andere Theorie für den Zuschauerzuspruch geben. Denn vielleicht sind es auch die vielen Fahrzeuge und Marken bei den Hypercars, die die Fans in den Bann ziehen – und nicht unbedingt der runde Geburtstag. (Ferrari und Porsche sind zurück in der Top-Klasse; genauso wie die Lokalmatadoren Peugeot.) Oder anders ausgedrückt: Wäre 2023 das 99. Wiegenfest der 24h Le Mans, so wären die Tribünen sicherlich nicht weniger gefüllt.

Zum Schluss auch noch mal was Lustiges: Der Autor dieser Zeilen nahm sich am Sonntag die Zeit, um zum Streckenabschnitt Tertre Rouge zu laufen. Dort ist die Action immer atemberaubend. Auf dem Weg dorthin vibrierte das Handy in der Hosentasche – doch beim Blick auf das Gerät, war kein Anruf/Nachricht zu finden. Wenige Minuten später dann dasselbe Spiel noch einmal. Letzten Endes stellte sich heraus, dass die Vibrationen gar nicht auf das Handy an sich zurückzuführen sind, sondern immer dann auftreten, wenn gerade der NASCAR-Bolide (der 2023 als innovatives Auto in der Garage 56 startet) vorbeifährt.

Das amerikanische Fahrzeug hat einfach nur einen unglaublichen Sound. Sollte das NASCAR-Auto am Wochenende über die 24h Distanz kommen, haben sich rund um die Strecke bestimmt die Hälfte der Bäume locker geruckelt. Auch der sportliche Aspekt des Autos stimmt. Die Bestzeit am Testtag lag bei 3:53,761 Minuten – und somit rund 2,3 Sekunden schneller als bei der kompletten GTE-Meute. Respekt!

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