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Rivian R1T Elektro-Pick-up: Software-Update bringt Reichweiten-Plus

Der Start für Rivian und seinen Elektro-Pick-up R1T verlief holprig. Doch nun gibt es gute Nachrichten für die Besitzerinnen und Besitzer: Der Hersteller verbessert die Batterie.

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Rivian R1T

Der Rivian R1T ist gerade mal gut ein Jahr auf dem Markt und hat schon einige Kontroversen hinter sich. Es begann mit Preiserhöhungen, die selbst jene Kundinnen und Kunden zahlen sollten, die den Elektro-Pick-up bereits vorbestellt hatten. Daraufhin ging ein Aufschrei durch die Community; Rivian-Gründer und Firmenchef RJ Scaringe ruderte zurück und die Vorbesteller mussten doch nur die ursprünglich veranschlagten Preise zahlen. Dann gab es große Lieferschwierigkeiten, was einige Händler veranlasste, die Preise in unverschämte Regionen zu schrauben, wenn ihnen ein R1T in die Hände fiel. Und um die Qualität der ersten ausgelieferten Autos soll es auch nicht allzu rosig bestellt gewesen sein.

Zudem rollte der erste R1T aus der Serienproduktion ein Jahr später als ursprünglich geplant vom Band. “Die gemeinsamen Anstrengungen unseres Teams haben diesen Moment möglich gemacht”, schrieb Scaringe im September 2021 beim Kurznachrichtendienst Twitter. Die im Zuge dessen veröffentlichten Bilder legen nahe, dass das Erstlingswerk direkt in seinen Besitz übergegangen ist. Mit gepacktem Koffer und im Kreise seiner Familie scheint der Firmenchef auf die kurz bevorstehende Übergabe des blauen R1T zu warten. Damit war der Rivian R1T der erste Pick-up aus US-Serienproduktion mit reinem Elektroantrieb.

Dimensionen

Der aus Aluminium, hochfesten Stählen und Carbon gefertigte Rivian R1T tritt mit seiner Doppelkabine und vier Türen im typischen US-Pick-up-Truck-Format an. Er ist 5,54 Meter lang, mit eingeklappten Außenspiegeln 2,01 Meter breit sowie 1,83 Meter hoch und bietet einen Radstand von 3,43 Meter. Der R1T scheint aber auch mit einer etwas kleinerer Extended Cab zu kommen. Das zumindest verheißen von Rivian veröffentlichte Bilder von Erprobungsmodellen. Darauf ist klar eine Version mit verkürzten hinteren Türen zu erkennen, die weiterhin vorne angeschlagen sind. Ob mit den kürzeren Türen auch der Radstand des Trucks verkürzt wird, bleibt unklar. Auch wie sich die Sitzplatzverhältnisse in der Kabine ändern, bleibt im Dunkeln.

Geländewerte

Knappe Überhänge vorne und hinten sowie eine von 20 bis knapp 37 Zentimeter variable Bodenfreiheit dank verstellbarer Luftfederung sollen für ausreichend Geländetauglichkeit sorgen. Den vorderen Böschungswinkel gibt Rivian mit 34, den hinteren mit 29,3 Grad an. Der Rampenwinkel beträgt 25,7 Grad, die Wattiefe soll knapp einen Meter betragen. Dank des tiefen Gesamtschwerpunkts liegt die Steigfähigkeit bei beachtlichen 45 Grad.

Batterien, Reichweite, Laden

Rivian nutzt eine Skateboard-Architektur, um – neben den Antriebskomponenten – das komplette Batteriepaket unterzubringen. Das ist je nach Konfiguration 105, 135 oder 180 Kilowattstunden groß. Die Reichweite des “kleinen” Akkus, der jedoch erst 2024 eingeführt wird, beträgt über 418 Kilometer. Der größte verfügbare Energiespeicher soll einen Aktionsradius von 644 Kilometern gewährleisten. Neue Energie sollen die Batterien per Schnellladung mit bis zu 160 Kilowatt bunkern können. In 50 Minuten sind 80 Prozent der Kapazität geladen, in 30 Minuten soll genug Strom für rund 320 Kilometer fließen.

Die ersten angebotenen R1T-Exemplare mit der mittleren Akkugröße haben laut Werksangabe ursprünglich 483 Kilometer geschafft. Die US-Umweltbehörde EPA bescheinigte dem Pick-up nach ihrer offiziellen Messung sogar einen Aktionsradius von 505 Kilometern. Da Batterie- und sonstige Upgrades over-the-air möglich sind, steigt zum Jahresende 2022 die Reichweite auf 528 Kilometer – und zwar auch für Bestandskunden und -kundinnen. Außerdem verspricht Rivian dank der Optimierung eine “verbesserte Batterie-Langlebigkeit, Batterie-Haltbarkeit und Rekuperation”.

Antrieb und Fahrleistungen

Bislang gibt es den Rivian R1T lediglich mit vier Elektromotoren; für jedes Rad ist je einer zuständig. Die System-Gesamtleistung wird mit 800 horsepower (811 DIN-PS) angegeben. Das Gesamtdrehmoment liegt bei 1.220 Newtonmetern. Das Antriebs-Layout erlaubt eine Besonderheit: Wie ein vom Hersteller veröffentlichtes Video zeigt, kann der R1T – wie ein Panzer – auf der Stelle wenden.

Bestückt mit der Top-Konfiguration soll der knapp 2,7 Tonnen schwere Rivian in etwa drei Sekunden von null auf 60 mph (96,6 km/h) spurten. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 200 km/h. Für 2024 ist zudem eine neue Einstiegsvariante angekündigt, die zwar den Allradantrieb beibehalten, aber nur von zwei Motoren (einer pro Achse) angetrieben wird. Die Daten hier: Über 600 horsepower (608 DIN-PS), maximal 813 Newtonmeter und null auf 60 mph in vier Sekunden.

Innenraum und Praktikabilität

Als Nutzlast werden 800 Kilogramm angegeben, die Anhängelast soll knapp fünf Tonnen betragen – wird sie komplett ausgereizt, schrumpft die Reichweite allerdings auf die Hälfte. Die Ladefläche mit elektrischer Heckklappe misst 1,37 mal 1,30 Meter. Zusätzlich bietet der Rivian einen abgedeckten, 312 Liter großen Laderaum unter der vorderen Haube sowie ein Tunnelfach hinter der Doppelkabine, das 337 Liter fasst. Dessen Türen können auch als Trittbretter genutzt werden. Optional lässt sich der R1T zudem mit allerlei Gimmicks ausrüsten. Einer Camping-Küche zum Beispiel oder Ladeanschlüssen für Handys, Taschenlampen und E-Bikes, die mit praktischen Streben sicher auf der Ladefläche verstaut werden können.

Der fünfsitzige Innenraum bietet serienmäßig ein großes Glasdach sowie mehrere große Touchscreens. Einer dient als Kombiinstrument, der andere als Infotainment-Zentrale. Über einen dritten Touchscreen können sich die Fondpassagiere Einstellungen konfigurieren.

Fahrassistenzsysteme

Auf dem Weg ins Gelände soll der Rivian R1T irgendwann nach Level 3 autonom fahren können. Anfangs arbeiten die serienmäßigen Assistenzsysteme, die auf Highways einige selbständiges Fahren inklusive Spurwechsel erlauben, mit zwölf Ultraschall- und fünf Radarsensoren sowie elf Kameras, die eine komplette 360-Grad-Sicht abbilden, und Lidar-Technik.

Besonders ausgestattete Launch Edition

Wie in der Autobranche inzwischen üblich kamen die ersten R1T-Exemplare in einer Launch Edition auf den Markt. Für 75.000 Dollar (aktuell umgerechnet knapp 71.000 Euro) gab es den Elektro-Pick-up mit dem Offroad-Upgrade samt verbessertem Unterfahrschutz, zwei robusten Abschlepphaken in der vorderen Stoßstange und Druckluft-Kompressor. Außerdem und unter anderem an Bord: eine elektrische und abschließbare Ladeflächen-Abdeckung, ein 360-Grad-Surround-Soundsystem, Akzente aus Eschenholz sowie beheizte und belüftete Sitze, deren Bezüge aus veganem Leder bestehen. Zudem konnten die Kunden wählen, ob sie 20-Zoll-Felgen mit Offroad-Bereifung oder 22-Zoll-Räder mit Sport-Pneus haben möchten.

Preise und Kontroversen

Wie eingangs erwähnt ist der anfangs versprochene Einstiegspreis des Elektro-Pick-ups mit regulärer Ausstattung von 67.500 Dollar (fast 63.800 Euro) inzwischen Makulatur. Der erst ab 2024 verfügbare zweimotorige R1T mit kleiner Batterie kostet der Rivian-Website zufolge mindestens 73.000 Dollar (etwa 69.000 Euro). Wer zur viermotorigen Modellversion mit mittlerem Akku – mit dem kleinen lässt er sich nicht kombinieren – greift, zahlt 87.000 Dollar (ungefähr 82.200 Euro). Wird das Motoren-Quartett an den großen Energiespeicher gekoppelt, werden 97.000 Dollar (knapp 92.000 Euro) fällig.

Scaringe und Jiten Behl, ein weiterer Rivian-Manager, erklären den plötzlichen Preissprung mit “Inflationsdruck, steigenden Komponentenkosten sowie beispiellosen Lieferketten-Engpässen und -verzögerungen bei Teilen (einschließlich Halbleiterchips)”. Es gibt aber auch eine andere Lesart. Manche Insider und Beobachter, darunter Tesla-Chef Elon Musk, behaupten, dass Rivian seinen Elektro-Pick-up anfangs absichtlich zu billig anbot und Verluste hinnahm. Diesen Stimmen zufolge wollte der Hersteller aus dem Stand die Zahl der Vorbestellungen nach oben treiben und damit sowohl Investoren anzulocken als auch den Börsenwert pushen.

Produktion

Rivian nutzt ein ehemaliges Mitsubishi-Werk in der Stadt Normal, US-Bundesstaat Illinois, um seine Fahrzeuge und die dazugehörigen Batterien zu bauen. Anfangs sollen 20.000 Autos pro Jahr produziert werden. Danach ist geplant, die Produktion auf 50.000 Einheiten jährlich zu steigern.

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