Renault versucht eine Neuausrichtung des Espace. Das Format SUV soll es richten. Wie fährt sich das in Verbindung mit einem ungewöhnlichen Hybridantrieb?
- Kleiner als bisher
- Android Automotive: Eine gute Wahl
- Nur ein Hybridantrieb
- Kein Dynamiker
- Ziel: Effizienz
- Warum es der Espace schwer haben wird
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(Bild: Renault)
Kleiner als bisher
Die Neuausrichtung des Espace ist zunächst eine Schrumpfung. Mit 4,72 m ist er rund 14 cm kürzer als sein direkter Vorgänger. Der vordere Teil des Autos ist etwas länger als bislang. Ein exzellentes Verhältnis von äußeren Abmessungen und Platzangebot innen, einst ein Markenzeichen des Espace, ist Geschichte. Im Neuen geht es auf den ersten beiden Reihen dennoch durchaus großzügig zu. Die zweite Sitzreihe lässt sich um 22 cm verschieben, womit sich der Raum variabel nutzen lässt. Optional gibt es eine dritte Sitzreihe, die als das gesehen werden sollte, was sie tatsächlich ist: Ein Notbehelf, in dem Kinder gut unterkommen, Erwachsene bestenfalls auf Kurzstrecken. Der Kofferraum schrumpft dann auf 159 Liter. Auffällig ist, dass die Heckklappe nicht sehr weit aufschwingt – Menschen, die größer als 1,8 m sind, können sich daran stoßen. Ein Fall für die erste Modellpflege sollte der zu kurze Heckscheibenwischer werden. Er säubert nur einen winzigen Bereich.
Android Automotive: Eine gute Wahl
Der Testwagen wirkte ordentlich verarbeitet, auch die Materialauswahl erschien uns geschickt gewählt. Viel Licht lässt das große Glasdach herein, doch dass es sich nicht öffnen lässt, ist bedauerlich. Die Entscheidung von Renault, sich beim Infotainment in die Hände von Google zu begeben, war funktional richtig. Android Automotive hinterlässt auch in diesem Auto einen glänzenden Eindruck. Die Sprachsteuerung funktioniert besser als bei vielen Konkurrenten, Google Maps als Wegweiser hat sich ebenfalls bewährt. Im Appstore sind momentan nur einige Programme freigegeben, doch die meisten Ansprüche dürften abgedeckt sein.
Nur ein Hybridantrieb
Im Espace ist die Wahl des Antriebs zumindest vorerst sehr einfach, denn es gibt nur einen. Es ist ein eigenwilliger Weg, den Renault beim Hybridantrieb beschreitet, und das schon ein paar Jahre. Der Antriebsstrang besteht im Kern aus einer kleinen Batterie, deren Energiegehalt bei 1,7 kWh liegt, einem 1,2-Liter-Benziner mit drei Zylindern und 96 kW, einem Multi-Mode-Getriebe sowie zwei E-Motoren. Einer der beiden ist ein Startergenerator, der mit 18 kW ungewöhnlich kräftig ist und auch die Synchronisierung im Getriebe übernimmt. Der zweite E-Motor ist 50 kW kräftig, zusammen kann der Fahrer bis auf 146 kW zurückgreifen.
Kein Dynamiker
Die Erwartungen an die Fahrleistungen sollten allerdings nicht zu hoch liegen, denn das Hauptaugenmerk des Antriebs liegt nicht auf Dynamik, sondern auf einer möglichst effizienten Nutzung der Motoren. Renault verspricht 8,8 Sekunden im Standardsprint, bei 175 km/h ist Schluss. Auch unterwegs zeigt sich, dass gehobene Ansprüche hier nicht erfüllt werden. Die Spreizung der Fahrprogramme Eco, Comfort, Sport und Personal ist nicht besonders ausgeprägt. Im Sportmodus reagiert der Antriebsstrang fast hektisch auf Beschleunigungsvorgaben, ohne dass es ausgesprochen flott vorangehen würde. Besser passt der Comfort-Modus, mit dem wir wahrsten Sinne gut gefahren sind.
Ziel: Effizienz
Die optionale Hinterradlenkung soll den Wendekreis um 1,2 auf 10,4 m reduzieren – gerade in engen Parkhäusern sicher keine schlechte Hilfe. Nicht ganz zufrieden waren wir mit dem Fahrwerk. Grundsätzlich ist es eher komfortabel abgestimmt, doch mit Querfugen kommt es nicht gut zurecht. Sie sind deutlich zu spüren. Andererseits neigt die Karosserie zum Nachwippen. Insgesamt wirkt das Zusammenspiel von Federn und Dämpfern etwas unharmonisch.
Das Basismodell des neuen Espace kostet 43.500 Euro – ein fairer Preis. Doch bei gewerblichen Kunden dürfte es für Renault schwer werden.
Warum es der Espace schwer haben wird
Das bereits gut ausgestattete Basismodell “Techno” kostet 43.500 Euro, das von uns bewegte Topmodell steht mit 48.300 Euro in der Liste. Der Preis ist für ein Auto dieser Größe durchaus angemessen, doch der Espace wird es auf dem Markt nicht leicht haben. Denn als Vollhybrid kommt er nicht in den Genuss des reduzierten Steuersatzes, der die private Nutzung von Plug-in-Hybrid-Dienstwagen so lukrativ macht. Warum Renault diesen Weg nicht geht, wissen wir nicht. Technische Gründe können es kaum sein, denn das Multi-Mode-Getriebe samt seiner Motoren gibt es seit einigen Jahren im Megane auch mit extern aufladbarer Batterie. Möglicherweise folgt ein solcher Antrieb noch.
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(mfz)