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Renault Espace (2000 TSE): Klassiker der Zukunft?

Unser italienischer Kollege hat sich die erste Generation des Vans ausführlich angesehen

renault espace (2000 tse): klassiker der zukunft?

Unsere geschätzten Leser haben bestimmt schon einmal die Rubrik “Kennen Sie den noch?” studiert. Dort stellen wir Autos von früher vor, die inzwischen fast vergessen sind. Doch was ist mit den Modellen, die durchaus noch zahlreich im Straßenverkehr umherfahren? Jene Typen, die jeder kennt, die schon deutlich über 20 Jahre, teilweise aber auch viel weniger auf dem Buckel haben.

Werden sie einmal Oldtimer? Das birgt Zündstoff für kontroverse Diskussionen. Einige dieser Modelle wollen wir in unserer Reihe “Klassiker der Zukunft?” vorstellen. Unseren heutigen heutigen Kandidaten stellt Kollege Farina von Motor1 Italien vor, sein Video sehen Sie hier.

Machen wir uns ein Bild von dem Fahrzeug, das inzwischen eine echte Rarität ist: Nämlich die erste Generation des Renault Espace. Der Erstbesitzer des gezeigten Wagens fuhr vor ihm einen Ferrari 208, und als er einmal diesen rein französischen Komfort erlebt hatte, wollte er sich gut 35 Jahre lang nicht mehr von ihm trennen.

Geschichte

Es ist das Jahr 1979, als Matra-Chef Philippe Guedon die Firma Chrysler in den Vereinigten Staaten wegen der Zusammenarbeit mit Simca besucht und sich dort von dem inspirieren lässt, was später der Voyager werden sollte. Tatsächlich hatte Matra schon seit einiger Zeit darüber nachgedacht, wie man eine Alternative zu den immer schlechter verkauften Sportwagen wie dem Bagheera und dem Murena finden könnte, und der Rancho beflügelte sowohl den Absatz als auch die Kreativität bei Matra. 

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Matra Murena

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Matra-Simca Rancho

Anfang der 1980er Jahre versuchte Matra, das Design des künftigen Espace zunächst seinem Partner Peugeot vorzuschlagen, der inzwischen Simca Chrysler übernommen hatte, erhielt aber ein klares Nein und wandte sich an Citroen. Aber auch dort blitzte er ab, erst 1994 griff PSA bei den Euro-Vans die Espace-Idee wieder auf.

Guedon landete schließlich bei Renault mit dem Prototyp, der, nachdem er die Version P23 erreicht hatte, akzeptiert wurde, wobei der französische Hersteller gegenüber Matra einige ziemlich strenge Bedingungen stellte: Das neue Modell musste den Markennamen Renault tragen und Matra musste den Murena, den Konkurrenten seines Fuego, vom Markt nehmen, was zur Folge hatte, dass die Zusammenarbeit mit Peugeot aufgegeben wurde und Renault 49 Prozent an Matra kaufte.

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1983 – Prototyp Matra P23

Matra akzeptierte die Bedingungen von Renault und so entstand der Espace, der Matra Espace, um genau zu sein (aber nur in der Broschüre), mit Renault-Plakette auf dem Kühlergrill.

1984 kam der Renault Espace auf den Markt und machte das Van-Thema in Europa populär. Allerdings fremdelten die Kunden anfangs noch, im ersten Verkaufsmonat setzte Renault in Deutschland angeblich nicht einmal zehn Espace ab.

Der französische Werbeslogan “Renault Espace, la route de l’innovation” bezog sich auf das einzigartige One-Box-Design des Modells – ähnlich dem des ersten französischen Hochgeschwindigkeitszuges TGV, der einige Jahre zuvor den Verkehr aufgenommen hatte.

Die Großraumlimousine bietet ein hohes Maß an Modularität mit variablen und herausnehmbaren Sitzen. Die beiden Vordersitze lassen sich um 180 Grad drehen, während die fünf Rücksitze herausnehmbar sind, um die Ladekapazität zu erhöhen – eine Premiere für ein Fahrzeug dieser Art. Die großen Fenster sorgen für einen lichtdurchfluteten Fahrgastraum, wodurch dieser noch geräumiger und komfortabler wirkt.

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1988-1990 Matra-Renault Espace Phase II

Mit einem Fahrverhalten, das dem einer Limousine ähnelt, und mit den stärksten Motoren von Renault ausgestattet, positionierte sich der Espace als Familienauto der Spitzenklasse, das sich für lange Reisen eignet.

1988 wurde das anfängliche Produktionsziel von 35.000 Einheiten erreicht, gefolgt von einem Facelift. Einige Komponenten, die zuvor von Talbot geliefert wurden, kamen nun von Renault.  

Diese Änderungen tauften den Espace der ersten Generation auf den Namen Phase II , der aufgrund von Abgasvorschriften auch 6 PS Leistung von den anfänglichen 110 PS verlor, während die 4×4-Quadra-Version über beeindruckende 120 PS verfügte. Dieser erste Espace, von dem fast 192.000 Stück produziert wurden, davon etwa 160.000 in Phase II, lief bis 1991 vom Band.

Vorteile & Nachteile 

Bei einer Länge von etwas mehr als 4,20 Meter, der Größe einer normalen Limousine zu dieser Zeit, gelang es Matra, dem Innenraum eine faszinierende Form zu geben, mit einigen Entscheidungen, die einem gefallen oder auch nicht, aber tatsächlich ist diese erste Generation des Espace wahrscheinlich diejenige mit dem ausgeprägtesten Charakter.

Alle Abmessungen, die Sie in unserem technischen Datenblatt zusammengefasst finden, wurden maximal ausgenutzt, wobei sogar extreme Lösungen wie etwa die 58-Grad-Neigung der Windschutzscheibe, die zum hervorragenden cx-Wert von 0,32 beiträgt, ganz zu schweigen von der Karosserie, die größtenteils aus glasfaserverstärktem Polyesterharz besteht. Das Karosseriegerippe aus Stahl ist verzinkt.

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1984-1988 Matra-Renault Espace Phase I

Die Flexibilität des Espace der ersten Generation ist einzigartig: Die Sitze sind weich und bequem, aber die Sitze in der zweiten Reihe lassen sich einzeln umklappen, während die beiden vorderen um 360 Grad drehbar sind.

Die Abmessungen  
Außen  
Länge 4,25 Meter
Breite 1,77 Meter
Höhe 1,66 Meter
Radstand 2,58 Meter
Räder  
Vorne + Hinten 185/65 R14
Innen  
Gepäckraum 250 Liter (7-Sitzer)/3.000 Liter

Der 110 PS starke 2-Liter-Benzinmotor, derselbe wie im Renault 25 und 18 Automatik, erwest sich als recht spritzig, wobei der Espace ein paar PS mehr hat und sich das 5-Gang-Schaltgetriebe ebenfalls mit dem Fuego teilt.

Mit dieser Kombination und einem Gewicht von nur 1.220 kg erreicht der Espace eine Höchstgeschwindigkeit von ca. 175 km/h und sprintet in knapp 12 Sekunden von 0 auf 100 km/h, aber nur mit Minimalbesatzung an Bord. Wenn man anfängt zu “beladen”, bricht die Leistung ein… viel abrupter als bei der Turbodiesel-Alternative. 

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Der Innenraum des Matra-Renault Espace Phase I

Obwohl er ein Familienauto bleibt, könnten die Fahrdynamik und insbesondere über die Exaktheit des Getriebes besser sein, mit dem ich nicht so gut zurechtkam: Es ist nicht sehr präzise und bisweilen hakelig.

Getestete Version  
Motor Vierzylinder, 1.995 ccm
Leistung 110 PS bei 5.500 U/min
Drehmoment 160 Nm bei 3.000 U/min
Getriebe 5-Gang-Schaltgetriebe

Wenn Sie sich für einen Espace der ersten Generation entscheiden, sollten Sie jedoch bedenken, dass die sehr empfindlichen Kunststoffe im Innenraum mit der Zeit stark abnutzen. Seien Sie also vorsichtig, auch weil viele Ersatzteile im Allgemeinen sehr schwer zu bekommen sind. Allerdings gilt das auch für den Espace I als solchen.

Preis 

Ein neuer 2000 TSE wie der meiner Testfahrt, der gelinde gesagt tadellos war, kostete 1985 knapp 30.000 DM. Damalige Tester monmierten den Federungskomfort, die eingeschränkte Handlichkeit, den im oberen Drehzahlbereich lauten Motor und die mäßige Heizung. Positiv befand das Raumangebot, gute Fahrlestunen und eine umfangreiche Serienausstattung.

Sollte Ihre Neugier Sie jedoch übermannen, sollten Sie wissen, dass die Preise für die wenigen überlebenden 2000er Benziner hoch sind, auch weil ich Ihnen empfehle, nur solche in ausgezeichnetem Zustand zu kaufen, angesichts der mühsamen Restaurierungsarbeiten, die ein ramponierter Espace erfordern würde. Laut Liste notiert ein früher Renault Espace im Zustand 2 bei knapp 12.000 Euro.

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