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Reicht auch ein Dreizylinder? So gut ist der Skoda Scala mit dem kleinsten Motor

reicht auch ein dreizylinder? so gut ist der skoda scala mit dem kleinsten motor

Rasant ist man mit dem 1,0-TSI eher nicht, da sollte man schon zum 150 PS starken Vierzylinder greifen. © Skoda

Golf, nur billiger? Volkswagen-Wertarbeit, aber günstig? Das alles trifft auf den Skoda Scala zu. Jetzt gibt es den Tschechen mit der 1,0-Liter-Motorisierung. Reicht der kleine Dreizylinder? Ein Alltagstest.

  • Nur 1 Liter Hubraum, aber 115 PS. Ordentlich Power für einen Dreizylinder.
  • Aber auch sonst steckt der Scala voller Überraschungen.
  • Hier kriegt man mehr in den Kofferraum rein als beim Golf.

Schon der Name verspricht Großes. Scala heißt dieser Skoda. So wie das prächtige Opernhaus in Mailand, das wiederum an der gleichnamigen Piazza liegt. Schon mal gab es ein Auto mit diesem Namen. Den Skala des ehemaligen jugoslawischen Herstellers Zastava. Die abgespeckte Variante des Fiat 128 war so etwas wie der Trabi des Balkans. Immerhin knapp 1,3 Millionen Mal wurde er gebaut. Scala ist Lateinisch und heißt Treppe oder Leiter. Skoda will mit diesem Modell die Erfolgsleiter nach oben klettern. Nein, verliebt haben wir uns nicht sofort. Beim ersten Anblick des Scala denkt man automatisch an ein altes Goethe-Zitat. Jetzt steh ich da als armer Tor! Und weiß nicht, was soll ich von diesem Auto halten. Ist es ein Kleinwagen, ein Kompaktauto oder doch ein Kombi?

Skoda Scala vs. VW Golf: Wer hat die Nase vorn? 

Offiziell läuft der Scala unter Polo-Klasse. Stimmt ja auch. Beide Autos werden auf der gleichen Konzernplattform produziert. Schaut man sich allerdings die Dimensionen an, so ist der Scala mindestens auf Augenhöhe mit dem Golf. Gleicher Radstand (2,64 Meter), genauso breit, genauso hoch – aber die Karosserie ist beim Skoda sogar noch um acht Zentimeter länger.

Da kriegt man ganz schön was rein in diese Schrägheck-Limousine. Sofern die Passagiere nicht unbedingt in einem Basketball-Team spielen, sitzen sie vorne und hinten gleichermaßen bequem. Und auch der Skoda*-Kofferraum bietet dem Golf nicht nur die Stirn, sondern übertrifft ihn um ein stattliches Maß: 381 Liter passen in den VW-Bestseller (umgeklappt 1237l). Im Skoda sind es 467 bis 1410 Liter.

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Lademeister: Mit einem Volumen bis zu 1410 Litern kratzt der Scala am Kombi-Segment. © Skoda

Ja da schau her, der Scala hat ja Platz wie in der Mailänder Scala. Gefühlt, aber natürlich nicht wirklich. Und einem echten Kombi kann der Scala auch nicht das Wasser reichen. Der neue Skoda Octavia* beispielsweise wartet mit 640 und 1700 Litern Fassungsvermögen auf.

Nur beim Preis liegt der Scala um einiges unter dem Golf. Das Einstiegsmodell mit teilweiser LED-Ausstattung, Frontradar und Personenerkennung sowie mit einem Spurhalteassistenten kostet 17.690 Euro. Beim Golf muss man knapp 4000 Euro mehr berappen. Unter beiden Motorhauben werkelt ein 1,0 TSI-Benziner mit 95 PS, den es aber auch mit 20 Pferdchen mehr gibt.

Und die sollte man sich gönnen, denn so ein Dreizylinder ist schon ein schmalbrüstiges Bürschchen. 9,8 Sekunden von 0 auf Tempo 100 ist zwar nicht so schlecht. Fühlt sich aber gequält an. Was nicht zuletzt am Motorsound liegt, der sich mühselig ein klägliches Bollern abwürgt.

Das verbraucht der Skoda Scala

Genug gemotzt – den ansonsten bemüht sich das 1,0-Liter-Aggregat redlich. Das maximale Drehmoment von 200 Nm entfaltet sich zwischen 2000 und 3500 U/min, darüber geht ihm deutlich die Luft aus. Das heißt: diese Motorisierung ist nichts für Schaltfaule.

Erstaunlich ist da natürlich der Verbrauch. Der liegt zwar nicht unbedingt bei den prognostizierten 4,9 Litern. Bei unseren (normalen) Testfahrten genehmigte sich der Scala einen Liter mehr, so dass die Fünf gerade noch stand. Aber selbst bei extremer Fahrweise über die Autobahn mit längeren Passagen um die 200 km/h wird dieser Motor nicht zum Schluckspecht. 7,5 Liter – mehr haben wir pro 100 Kilometer nicht herausgekriegt aus diesem Tank.

Wer auf bessere Fahrleistungen Wert legt und auch das Gefühl haben will, dass unter der Motorhaube nicht nur eine kleine Nähmaschine werkelt, der sollte auf den 1,5-Liter-TSI zurückgreifen. Ein im Volkswagen-Konzern bekannter und bewährter Vierzylinder mit 150 PS. Von 0 auf 100 geht es in 8,5 Sekunden, Schluss ist bei 220 Stundenkilometern. Und auch der Verbrauch liegt mit 4,8 Litern (Werksangaben) auf gleicher Augenhöhe.

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Skoda Scala: Wie viel kostet er?

Klar, mehr PS kosten auch mehr. 23.700 Euro also um rund 6.000 Euro liegt man hier höher im Vergleich zum Basismodell. Darf es noch ein Diesel sein? Dann kommt der 1,6 TDI (115 PS) in Frage – ab 22.150 Euro.

Wie an einer steilen Treppe klettern die Kosten des Scala auch schnell in die Höhe, wenn man im Konfigurator großzügig ankreuzt. Aus Spaß an der Freude haben wir die Top-Ausstattung Monte Carlo mit Top-Motorisierung mühelos auf 31.610 gebracht. Das ist fast das Doppelte als das Basismodell.

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Unaufgeregte Schlichtheit dominiert im Innenraum des Skoda Scala. Erfrischen nüchtern, aber praktisch. © Skoda

Interieur und Bedienbarkeit des Skoda Scala

Was Interieur und Bedienbarkeit des Scala angeht, so ist das ganz nach dem Konzernmotto alles einfach und clever. Trotz der ein oder anderen Billigmaterialien die im unteren Innenraum eingebaut sind, fühlt man sich wohl und wie ein Kapitän der Landstraße. Was auch an der guten Dämmung des Autos liegt.

Für wen ist der Scala nun geeignet? Zunächst einmal ist er kein Statussymbol wie zum Beispiel der Golf. Aber taugt er zum Statussymbol für alle, die kein Statussymbol brauchen? Ganz nach dem Werbespruch des Dacia Duster. Nein, ein entsprechend charakterstarkes Aussehen kann der Scala nicht aufweisen. Das Design ist gefällig, fast langweilig, einzig die große Glas-Heckklappe gibt diesem Skoda die besondere Note. Irgendwie erinnert er damit an den berühmten Schneewittchensarg von Volvo.

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Das große Glasheck erinnert ein wenig an den legendären Volvo P 1800, auch Schneewittchensarg genannt. © Skoda

Unser Fazit zum Skoda Scala

Die Optik ist nicht entscheidend bei diesem Auto. Hier steht die Praxistauglichkeit im Vordergrund. Praktisch und geräumig wie ein Lastesel, wenn man zum Wertstoffhof muss. Bequeme Limousine für den Wochenendausflug zu Viert. Oder robuste Familienkutsche für den kleinen Geldbeutel. Von allem etwas – aber vor allem gut.

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Datenblatt zum Skoda Scala 1,0 TSI

Hubraum: 999 ccm
Leistung: 115 PS
Drehmoment: 200 Nm zwischen 2000 und 3500 U/min
Getriebe: 6-Gang-Handschalter
0 – 100 km/h: 9,8 s
Top-Tempo: 201 km/h
Länge/B./H.: 4,36/1,79/1,50 m
Leergewicht/zul.: 1,209 / 1,660 t
Kofferraum: 467 – 1410 l
Normverbrauch: 4,9 l / 100 km
Co2-Emissionen: 111 g / km

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Rudolf Bögel

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