Bevor im kommenden Jahr der vollelektrische Range Rover Sport kommt, gibt es ihn aktuell schon mal als Plug-in-Hybrid. Wie gut elektrisch und Gelände zusammenpasst, kann man bereits erleben. Eindrücke einer Probefahrt im unwegsamen Gelände.
Mark Higgins jagt den fast fünf Meter langen Range Rover Sport in einer engen Linkskurve um den Strohballen der präparierten Offroad-Piste. Der digitale Tacho zeigt knapp unter 70 km/h an. Am Heck stiebt eine Fahne aus Staub und kleinen Steinchen. „Spüren Sie, wie der Range am Heck leicht ausbricht?“, fragt er. Ich nicke – und er grinst: „Tut er gar nicht. Das ist die Hinterachslenkung, die einem dieses Gefühl vorgaukelt.“
Der ins Getriebe integrierte Permanentmagnet-Synchronmotor allein schafft allerdings nur 105 kW / 143 PS. Nicht viel, so scheint es, um die immerhin 2,7 Tonnen Lebendgewicht des SUV voranzutreiben. Im rein elektrischen Fahrbetrieb liegt die Höchstgeschwindigkeit bei maximal 140 km/h – weit entfernt von dem, was sich hier im Gelände tatsächlich erreichen lässt. Und auch die offizielle WLTP-Reichweite von 113 Kilometer schnurrt Offroad mehr zusammen als real auf der Straße. Aber beim Kraxeln reichen die Elektro-Pferdchen ebenso völlig aus wie beim wilden Ritt durch die Pampa.
Higgins weiß, was er dem Range Rover Sport zumuten kann. Der Stunt-Fahrer ist dreifacher britischer Rallye-Meister und hat in vier James Bond-Filmen bei den Kinozuschauern für Adrenalinschübe gesorgt. Hier in Katalonien soll er zeigen, was der Stromer auf Sand und Schotter kann – wenn auch kaum einer der realen Range-Käufer wohl jemals den Lack seines mindestens 142.300 Euro teuren Schmuckstücks so malträtieren würde. Aber er könnte, wenn er wollte. Und auch das ist ein Kaufargument.
Doch vor der schnellen Runde geht es erst einmal ins Gelände. Und davon hat es hier im katalanischen Hinterland reichlich. Schmale, steinige und ausgewaschene Wege mit engen Kurven. Felsige, sprich glatte Anstiege abseits der Wege. Steinbrüche, rote, schlammige Erde, rutschige Untergründe, Seitenneigungen von bis zu 30 Grad und Steigungen bis zu 32 Grad und bis zu einem Punkt 600 Meter über Meereshöhe – ein Paradies für Offroad-Fans.
Land Rover / Range Rover
Fast automatisch mit voreingestellter Geschwindigkeit den Berg hinab – Hill Descent ist längst Standard auch bei anderen SUV. Neu beim Range Rover Sport ist nun, dass es auch in die umgekehrte Richtung geht. Programm wählen, am Lenkrad die gewünschte Höchstgeschwindigkeit einstellen, Füße weg von Gas und Bremse – und los geht der Aufstieg. Das Fahrzeug erkennt Schlaglöcher, Spurrillen, größere Steine und Ähnliches voraus und stellt die Geschwindigkeit automatisch darauf ein. Der Fahrer muss wie bei der Bergabfahrhilfe nur noch lenken. Adaptive Offroad-Geschwindigkeitsregelung hat Land Rover dieses neue System getauft. Bis in kleine Details haben sich die Ingenieure bei Land Rover Gedanken gemacht. Wer öfter mal im Konvoi auf staubigen Straßen unterwegs ist, der weiß, wie tief der Dreck dringen kann, den die Fahrzeuge voraus als große Fahne aufwirbeln. Der Range Rover bleibt innen sauber – dank des Cabin Air Purification Pro genannten Systems zur Reinigung der Innenluft – es filtert wirksam den Staub heraus und reichert die Luft mit Feuchtigkeit an.
Für die gute Stunde Geländeparcours reicht die Akkuladung mehr als genug – trotz der deutlich höheren Beanspruchung als auf der Straße. Am Schluss war der 31,8 kWh fassende Speicher noch zu 67 Prozent gefüllt. Das hätte locker für noch eine Runde gereicht. Nur die Zeit dann eben nicht – Mark Higgins wartete schon.