Während die meisten Hersteller die Rabatte für ihre Elektroautos zeitlich befristen, senkt der chinesische Newcomer die Preise dauerhaft.
- E-Autos von BYD verbilligen sich um bis zu 14,9 Prozent
- E-Autokäufer haben derzeit gute Karten
- „Ganz normaler Prozess“
- Audi und Hyundai mauern noch
Die Gesetze der Marktwirtschaft sind unerbittlich. Wenn eine neue Ware nicht gefragt ist, gibt es verschiedene Wege, sie für den Kunden interessanter und schmackhafter zu machen. Etwa durch Preissenkungen. Doch wenn es sich um Elektroautos handelt, wird das schwierig. Denn nicht jeder Hersteller erzielt so hohe Margen wie Tesla und kann die Verkaufspreise beliebig senken, ohne rote Zahlen zu schreiben. Und die hohen Energie- und Personalkosten in Deutschland machen die Sache für die heimischen Autobauer nicht einfacher. Unter dem Strich ist die Produktion eines Stromers hierzulande aktuell deutlich teurer als die vergleichbarer Fahrzeuge mit Verbrennungskraftmaschine.
Die Tatsache, dass manche Autobauer ihre E-Mobile dennoch günstiger anbieten als einen Wagen mit konventionellem Antrieb, bezeichnete der Mercedes-Finanzvorstand Harald Wilhelm bereits im Oktober vergangenen Jahres als „brutal“. Und nun wird es nach dem Wegfall der staatlichen Förderung von Elektroautos für die Autohersteller noch einmal brutaler – und für Autokäufer immer angenehmer.
E-Autos von BYD verbilligen sich um bis zu 14,9 Prozent
Elektro-Delphin aus China BYD bietet sein kleines Elektroauto auf dem deutschen Markt nun schon für 32.990 Euro an – 8,3 Prozent günstiger als zuvor. Damit soll der Wegfall des staatlichen Umweltbonus kompensiert und die Nachfrage stimuliert werden. Foto: BYD
E-Autokäufer haben derzeit gute Karten
Der Grund dieser heterogenen Preisgestaltung könnte die Tatsache sein, dass die Hersteller bereits in Verkaufsprogrammen vorgesehene Nachlässe jetzt prominenter verkaufen. Gerade der Absatz des VW ID.3 lahmt trotz der jüngsten Modellpflege. Im vergangenen Dezember übergaben die VW-Händler gerade mal 1.573 Einheiten des kompakten BEV an die Kunden. Das sind 77,1 Prozent weniger als im Vorjahresmonat. Über das Jahr 2023 gesehen, gingen die Verkäufe um circa 4,4 Prozent zurück. Also kriegt das schwächelnde Modell nun eine Anschubhilfe in Form von Preisnachlässen. Autokäufer haben also derzeit gute Karten.
In den Konzernzentralen geht allerdings die Angst um. Denn ist der Preis erst einmal reduziert, kann er nicht so einfach wieder auf das ursprüngliche Niveau gehoben werden. Ohne vernünftige Margen im Verkauf fehlen die Mittel für Investitionen in neue Modelle. Und mit jeder Preissenkung fallen die Restwerte der Fahrzeuge, die nach zwei oder drei Jahren im Leasing-Geschäft auf den Gebrauchtwagenmarkt kommen. Es ist ein Teufelskreis.
„Ganz normaler Prozess“
Bei Stellantis gibt man sich noch gelassen. „Stellantis verfolgt das Ziel, Elektromobilität erschwinglicher zu gestalten. Die Marke Citroën hat bereits im Herbst letzten Jahres den neuen ë-C3 vorgestellt, ein vollelektrisches und familientaugliches Fahrzeug, das schon bei 23.300 Euro startet“, erklärt Lars Bialkowski, Deutschland-Chef von Stellantis. Auch für Andreas Radics, der bei der Münchner Unternehmensberatung Berylls, das Automobilgeschäft analysiert, ist der Preiskampf ein ganz normaler Prozess.
„Die E-Mobilität ist in der Breite angekommen und damit in der für die Autoindustrie üblichen Rabattierung. Damit war zu rechnen, nachdem der erste Hype abgeklungen ist. Die Zahl der verfügbaren Modelle wächst ebenso wie die der Hersteller, die in den Markt drängen. In der Folge steigt der Druck auf alle Beteiligten – und die Preise geben nach. Vor allem Modelle, deren Design nicht voll überzeugen kann oder deren Technologie nicht mehr auf dem neuesten Stand ist, sind nicht mehr zum Listenpreis an die Kunden zu bringen“.
Audi und Hyundai mauern noch
Trotzdem versuchen sich einige Autohersteller dem Teufelskreis zu entziehen. „Grundsätzlich handeln wir in unserer Preispolitik stabil und nachhaltig, weshalb wir aktuell keine dauerhafte Senkung der Preise planen“, heißt es etwa bei Audi. „Incentives setzen wir mit Augenmaß ein. Dadurch sichern wir eine wertorientierte Angebotsstruktur, die sich an den Kundenbedürfnissen orientiert“, erklären die Ingolstädter auf Anfrage. Auch Hyundai Deutschland mauert noch und bedauert, sich derzeit nicht äußern zu können – was möglicherweise auch daran liegt, dass die Importgesellschaft gerade keinen Geschäftsführer hat.
Man darf gespannt sein, wie lange die Preis-Dämme hier wie da dem Druck noch standhalten werden.