Porsche

Porsche Macan

Porsche Macan: Gebrauchtwagen-Test

Er basiert auf dem Audi Q5 der ersten Generation und wird immer noch gebaut: Ist der Porsche Macan schon deshalb ausgereift?

Manchmal hat jemand eine richtig gute Idee – auch im Volkswagen-Konzern. Beispielsweise die, eine Porsche-Version des Audi Q5 anzubieten. Die kann man noch teurer verkaufen als die ohnehin nicht gerade billige Basis der Konzernschwester Audi, kostet aber kaum mehr in der Herstellung, wirft also noch mehr Gewinn ab. Und die Kunden freuen sich über einen praktischen Alltags-Porsche, der immerhin billiger ist als die noch teureren Modelle Cayenne und Panamera.

Rückgang der Verkaufszahlen durch den fehlenden Diesel

porsche macan: gebrauchtwagen-test

Nur bis Februar 2018 gebaut: Diesel-Macan mit 3,0-Liter-V6-TDI von Audi.

Alle zufrieden also? Offenbar schon, denn Beschwerden über den seit 2014 gebauten Porsche Macan auf Basis des bereits 2008 vorgestellten Audi Q5 sind sehr selten. Und wenn, dann betreffen sie in erster Linie die Modellpolitik von Porsche und nicht den Macan selbst. Bis 2018 jammerten die Leser, dass die einzige Dieselversion den starken und deshalb teuren 3.0-V6-Turbodiesel von Audi unter der Haube hat; nicht wenigen hätte auch der 2.0-Vierzylinder-Turbodiesel mit 190 PS gereicht. Und seit Februar 2018 wird bejammert, dass es überhaupt keine Dieselversion mehr gibt. Porsche hat auf dem Höhepunkt der Dieselkrise im Volkswagen-Konzern die Reißleine gezogen und sämtliche Dieselversionen aus dem Modellprogramm gestrichen. Unklar ist, ob Zuffenhausen dies zur Förderung des sportlichen Markenimages oder aus Skepsis über die Einhaltung der Abgasgrenzwerte tat. Beim Macan jedenfalls hat das Fehlen des Diesels seit 2018 einen drastischen Rückgang der Verkaufszahlen zur Folge: minus 24,5 Prozent.

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Dank Luftfederung hat der Macan bis zu 230 mm Bodenfreiheit. Wattiefe: 500 mm.

Dass der Macan seine Karriere praktisch ohne Kinderkrankheiten startete, ist eigentlich kein Wunder. Denn fast den kompletten Unterbau übernahm er vom sechs Jahre älteren Audi Q5. Allerdings investierte Porsche in die Feinabstimmung von Fahrwerk und Lenkung. Und sie installierten einen anderen Allradantrieb: Während im Audi ein echter Permanentallradantrieb mit Zentraldifferenzial sitzt, favorisiert Porsche den auch aus dem größeren Cayenne bekannten Semi-Permanentallrad mit ständigem Heckantrieb und variabel beteiligter Vorderachse. Hintergrund: Das verspricht ein agileres Handling auf kurvenreichen Strecken. Die Praxis bestätigt die Theorie in diesem Fall auch. Der Macan fährt sich überdurchschnittlich flink und kurvenwillig, ohne übertrieben nervös zu wirken. Die Schlechtwegetauglichkeit kommt dennoch nicht zu kurz, denn das Allradsystem hält auch starker Belastung wie etwa im Tiefschnee stand. (Überblick: alles zum Porsche Macan)

Häufigster Mangel beim Macan ist Ölverlust

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Bitte einladen: Hier passen 500 bis 1500 Liter rein. Die Laderaumlänge liegt bei 0,92 bis 1,69 Meter.


Anders als im Audi Q5 der ersten Generation gibt es für den Porsche Macan gegen Aufpreis eine Luftfederung. Für den Gebrauchtkäufer ist diese zugleich Fluch und Segen. Denn das System erhöht naturgemäß die Anfälligkeit. Die Luftbälge an den Radaufhängungen sind dabei offenbar nicht das Problem, sondern der elektrische Kompressor für den Druckaufbau im System. Der macht schon mal mit gesteigerten Brummgeräuschen oder gar Totalausfall auf sich aufmerksam (vier Prozent). Eindeutig häufigster Mangel an einem Macan ist jedoch Ölverlust (zwölf Prozent). Bei der Besichtigung eines gebrauchten Exemplars sollte man deshalb den Boden des bevorzugten Stellplatzes des Vorbesitzers auf Ölflecken absuchen. Nicht nur die Motoren tropfen (vor allem die Benzinmotoren), sondern auch Getriebe und Achsantriebe. Sonst lassen sich keine klaren Schwächen erkennen. Hier fällt mal ein Motorsteuergerät aus, dort gibt es Probleme mit der Türschließfunktion oder den Bremsen, die offenbar keine langen Standzeiten im Freien mögen. Das sind aber alles Einzelfälle, die statistisch nicht ins Gewicht fallen. Entsprechend positiv wird der Macan insgesamt von seinen Besitzern bewertet. Gelobt werden auch die Anhängelast von immerhin 2,4 Tonnen und das ausreichende Raumangebot. Nur die Unterhaltskosten sind offenbar für nicht wenige ein Schock. Vor allem die hohen Versicherungseinstufungen der Vollkasko-Typklasse schmerzen: Klasse 28, für die Turbo-Modelle sogar Klasse 29. Das bedeutet über 4000 Euro Prämie pro Jahr bei 100 Prozent Schadenfreiheitsklasse.Ins Geld gehen offenbar auch Besuche der Porsche-Vertragswerkstätten. Die Macan-Besitzer sind zwar mit deren Arbeitsleistung überdurchschnittlich zufrieden (88 Prozent), aber die Rechnungen für eine große Inspektion von durchschnittlich 890 Euro werden stark kritisiert. Dennoch: 61 Prozent würden wieder zu einem Macan greifen – gern auch zur nächsten Generation, die zum Modelljahr 2022 erwartet wird. Umsteiger sehen sich vor allem einen AMG-Mercedes oder BMW X4 M an.

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Gebrauchtwagen-Test Porsche Macan Turbo

Fazit von Redakteur Martin Braun: Der Porsche Macan profitiert von der Technik, die sich bereits zuvor im Audi Q5 bewährt hat, auf dem er basiert. Deshalb gibt es nur wenige echte Schwachstellen – wie den Ölverlust. Aber der Macan ist auch als Gebrauchter gefragt und daher sehr teuer.

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