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Porsche 357: Heißes Showcar zum Jubiläum

Mit der Vision 357 zeigt Porsche, wohin ihre Design-Reise gehen könnte. Passt sogar in ihre Elektrostrategie. Und in den Speed des Chef.

Mit einem schönen Paukenschlag haben die Zuffenhausener ihr proklamiertes Jubiläumsjahr „75 Jahre Porsche Sportwagen“ eröffnet. Nicht etwa in der heimischen schwäbischen Provinz, sondern in der quirligen Mitte der deutschen Hauptstadt. Im DRIVE also, dem zentralen Ausstellungszentrum des VW-Konzerns an der Kreuzung Unter den Linden/Friedrichstraße. Mit ein paar Hundert aufgeregten Party-Promis aller Kategorien und ziemlich heftigem DJ-Sound.

„Driven by Dreams“ hieß diese Jubiläumshow, deren Highlight bis zur letzten Minute streng geheim gehalten wurde, weil hier jetzt mit diesem Porsche 357 eine im Zuffenhausener Sprech „visionäre Designstudie“ enthüllt wurde. Weltpremiere. Und auf der Bühne standen höchstpersönlich Vorstandschef Oliver Blume und Chefdesigner Michael Mauer, was schon mal die Wichtigkeit der Angelegenheit betonte. Zumal Oliver Blume ja auch Vorstandschef des gesamten VW-Konzerns ist. Einer, der das optisch Emotionale liebt und in diesen Tagen bei allen Marken des großen Ladens im Geschwindeschritt aufräumt.

porsche 357: heißes showcar zum jubiläum

Viel Heritage-Zauberei Die Designstudie schlägt den ganz großen Zeitbogen vom benzingetriebenen Porsche 356 in die vollelektrische Zukunft.

Da passt diese spannende 357er Designstudie gerade hervorragend. Denn auch bei Porsche soll es, wenn es nach Blume geht, künftig noch mehr kribbelnde Faszination geben. Allein die Rundungen dieser Front, die mit viel Heritage-Zauberei den ganz großen Zeitbogen zum Urgestein 356 schlägt. Eine schwungvolle Seitenlinie wie aus dem Bilderbuch der Klassiker und ganz hinten dieser streichelhungrige pralle Abgang, der sich selbst Beifall spenden könnte.

Hommage an den Porsche 356

Die politisch korrekte Kurzfassung: Was wir sehen sollen ist eine Hommage an den Porsche 356 und ein Design-Ausblick in die fernere Zukunft. „Wir wollen einfach mal zeigen, wie so ein 356 heute aussehen würde“, kommentiert das Chefdesigner Mauer, der, und das sieht man ihm wirklich an, in dieses besondere Showcar schwer verliebt ist. Technische Basis war übrigens ein aktueller Porsche 718 Cayman GT4 RS mit 500 Verbrenner-PS.

Natürlich erklären sie jetzt bei Porsche mit Vehemenz, dass es sich hier beileibe nicht um eine künftiges Produktionsmodell handelt, dass zügig aufs Band marschieren könnte. „In einer Großserie bauen wir dieses Auto definitiv nicht“, beteuert Blume. Aber, wie er uns dann verrät, „vielleicht in einer ganz kleinen Serie für ganz spezielle Kunden“. Er denkt da an maximal 50 Exemplare (naja, vielleicht werden es ja auch 75) mit besonders exklusiver Ausstattung. Jedes Fahrzeug ein absolutes Unikat. Und so etwas, schätzt Blume, ließe sich sogar im Laufe eines Jahres hinbekommen.

Damit dürfte dann garantiert Albrecht Reimold, Vorstand für Produktion und Logistik, zu tun haben, der an diesem bunten Berliner Abend auch zugegen war. Und sich, was diesen 357 betraf, betont optimistisch zeigte. „Designstudien haben bei Porsche immer den Charakter, dass sie in irgendeiner Art und Weise auch umsetzbar sind“, befindet er und verweist auf den Mission E, der dann zum Taycan mutierte. Außerdem, so war gestern in Berlin zu hören, könnten sich bestimmte Designelemente dieser Studie mal in kommenden Modellen entdecken lassen. Zum Beispiel in der neuen 718er Generation, die in zwei Jahren ansteht. Vermuten wir. Dazu wollte Blume selbst auf zweifacher Nachfrage mal lieber noch nichts rausrücken, lächelt aber vielsagend.

„Technische Exzellenz“ für die Zukunft

Natürlich haben alle Beteiligten in der Hauptstadt dann erst einmal über den wunderbaren Background dieser Fingerübung philosophiert. Logisch, wer sich jetzt ein bisschen auskennt, der weiß, dass seinerzeit ein 356 „Nr. 1“ Roadster das erste Serienmodell von Porsche war. Dieser vierzylindrige Mittelmotor-Zweisitzer, der am 8. Juni 1948 seine allgemeine Betriebserlaubnis erhielt. Genau, die Geburtsstunde der Marke. Und dass vom 356 bis zum April 1965 insgesamt 76.302 Exemplare gebaut wurden. Ja, damals mit ziemlich schlanken Motorleistungen zwischen 25 und 96 kW (35 und 130 PS), anfangs mit einer Spitze von gerade mal 135 km/h.

porsche 357: heißes showcar zum jubiläum

Man darf ja mal träumen Porsche-Vorstandschef Oliver Blume, Design-Chef Michael Mauer sowie die beiden Markenbotschafter Aksel Lund Svindal (Skirennen) und Timo Bernhard (autorennen) an der Designstudie Porsche Vision 357er. Fotos: Porsche

Auch das dazugehörige, bestens bekannte Statement von Ferry Porsche haben wir bei der Berliner Premiere mehrfach gehört. „Am Anfang schaute ich mich um, konnte aber den Wagen, von dem ich träumte, nicht finden. Also beschloss ich, ihn mir selbst zu bauen.“ Cooler Spruch.

Insofern hat es uns bei EDISON in den letzten Jahren schon öfter gewundert, dass bei Porsche, dessen Auftragsbestand selbst in diesen Krisenzeiten auf Rekordniveau liegt, nicht schon längst jemand auf die Idee gekommen ist, dieses irre Roadster-Thema, designmäßig aus der Versenkung zu holen, ohne im Hinterkopf gleich wie wild an irgendeiner Rendite zu rechnen. Da musste wohl erst Blume kommen. „Wir wollen die von Ferry Porsche vorgelebte technische Exzellenz in die Zukunft führen“, hat er übrigens schon vor ein paar Jahren gesagt. Und Chefdesigner Mauer erklärt nun in Berlin, dass sich in dieser Studie wunderbar stimmig Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft verbinden.

Eventuell mit Elektroantrieb

Nun wird es aber richtig interessant, denn Blume will an diesem Abend nicht dementieren, dass es hier neben einem hochgezüchteten Verbrenner-Triebwerk auf Wunsch auch einen Elektroantrieb geben könnte. „Why not“, lächelt er. Das wäre nicht unmöglich. So gesehen könnte selbst eine extrem elitäre Realisierung dieses Showcars (Blume: „Da geht es um Handarbeit“) oder seiner netten Details hervorragend mit den größeren, verdammt ehrgeizigen Elektro-Zielen der Marke harmonieren.

Passendes Blume-Zitat? „Wir streben an, im Jahr 2030 mehr als 80 Prozent unserer Fahrzeuge vollelektrisch auszuliefern. Entsprechend sieht unsere Produktstrategie aus.“ Eine Strategie, die Blume, übrigens ein promovierter Maschinenbau-Ingenieur, garantiert noch beschleunigen wird. Auch davon können wir ausgehen.

911 kriegt sportlichen Hybridantrieb

Und kommen sozusagen automatisch zum aktuellen Stand der elektrischen Dinge bei Porsche, den wir hier noch unbedingt erzählen müssen. Also, die geplante Stromer-Palette der Zuffenhausener reicht von der demnächst voll elektrifizierten 718-Baureihe (Boxster, Cayman und Spyder), über den 2024 etwas verspätet startenden vollelektrischen Mittelklasse-SUV Macan bis zu einem völlig neuen „vollelektrischen SUV in der Luxusklasse“ (Zitat Blume). Selbst für den ewigen Klassiker 911, dem irgendwann letzten Mohikaner der Verbrenner-Fraktion, soll es ja nicht nur sauberere E-Fuels (die künftig zum Beispiel aus Chile kommen), sondern auch eine extrem sportliche Hybridversion mit elektrischen Motorsport-Genen aus dem Le Man-Rennwagen geben.

Sorry, jetzt lassen wir sie bei Porsche aber erst einmal hübsch weiterfeiern. Für Besucher ist die Berliner Porsche-Ausstellung übrigens ab 27. Januar geöffnet, der Vision 357 soll dort bis Mitte Februar Teil der Show sein, bevor er dann auf internationalen Events auftreten darf.

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